Die Schweizer Derivate-Boutique CAT Financial Products muss für 2023 einen hohen Verlust verkraften. Co-CEO David Schmid erklärt im Interview mit finews.ch die Gründe dafür, und wie das Unternehmen 2024 auf Erfolgskurs kommen will.


Herr Schmid, für 2023 weist CAT Financial Products (CATFP) einen deutlich höheren Verlust gegenüber dem Vorjahr aus. Ein Grund zur Sorge?

Das Ergebnis ist massgeblich auf die Erweiterung der Geschäftsaktivitäten und die damit verbundenen höheren Investitionsausgaben zurückzuführen. Im vergangenen Jahr haben wir die Bewilligung zum Schweizer Wertpapierhaus erhalten und in diesem Zusammenhang weiter in den Ausbau der IT-Systeme und Infrastruktur sowie in neue Mitarbeiter investiert.

Zudem hat das anhaltend schwierige Marktumfeld mit geopolitischen Spannungen, kombiniert mit fortlaufend hohen Zinsen, auf die Stimmung der Anleger gedrückt. Entsprechend haben sich die Erträge nicht so schnell entwickelt wie ursprünglich antizipiert.

«Das ist in der Tat eine Herausforderung»

Trotzdem konnten wir das Jahr mit einem Rekordergebnis auf der Ertragsseite mit einem Plus von 33 Prozent gegenüber dem Vorjahr abschliessen.

CATFP ist einerseits auf Expansionskurs, andererseits müssen Sie angesichts des Verlusts die Kosten unter Kontrolle halten. Wie schaffen Sie diesen Balance-Akt?

Das ist in der Tat eine Herausforderung. Wir haben bereits verschiedene Massnahmen zur Kostenoptimierung umgesetzt, die uns im Wachstum aber nicht einschränken sollten.

Zudem setzen wir verstärkt auf Technologie zur Steigerung der operativen Effizienz und zur Reduzierung von Kosten. Denn unser Geschäftsmodell ist auf Skalierung ausgelegt und die Basis hierfür haben wir geschaffen.

Im März 2023 hat CATFP die Bewilligung als Wertpapierhaus von der Finma erhalten. Wie hat sich dies seither auf den Geschäftsgang ausgewirkt?

Damit konnten wir unser Dienstleistungsangebot substanziell ausbauen. Wir bieten heute eine viel breitere Palette von Finanzprodukten an, was wiederum das Kundeninteresse und die Marktpräsenz erhöht hat.

Wie haben sich die Volumenzahlen auf den AMCs seit der Finma-Bewilligung entwickelt?

Wir waren bereits vor der Finma-Lizenz sehr aktiv in der Herstellung und im Vertrieb von aktiv verwalteten Zertifikaten (AMCs) und thematischen Tracker Zertifikaten mit Drittbanken. Die verwalteten Vermögen in diesen Produkten übersteigen 500 Millionen Franken. Seit vergangenem Jahr können wir auch eigene AMCs und ETPs lancieren.

«Generell beobachte ich, dass AMCs immer populärer werden»

So haben wir 2023 mehr als 77 Produkte im Wert von 120 Millionen Franken emittiert. Generell beobachte ich, dass AMCs immer populärer werden. Neben klassischen Aktien-Baskets, die oftmals themenbasierte Anlagestrategien umsetzen, sehen wir eine grosse Nachfrage nach Lösungen mit Hedgefonds-Portfolios, Private-Debt-Zertifikaten, Obligationen-Portfolios und Crypto-Strategien.

In der Branche der Strukturierten Produkte herrscht derzeit ein gewisser Katzenjammer. Die Erträge sind bei vielen Akteuren regelrecht eingebrochen. Wie erklären Sie sich diese Entwicklung?

Vorweg gilt es zu erwähnen, dass sich die Vermögen in Strukturierten Produkten gegenüber dem Gesamtvermögen seit 2015 praktisch nicht verändert haben. So stagniert der Anteil von Strukturierten Produkten bei zirka 3 Prozent aller verwalteten Vermögen auf Schweizer Depots. Die Umsätze sind aber sehr zyklisch und beispielsweise im vergangenen Jahr merklich zurückgegangen.

Aus meiner Sicht gibt es dafür drei wesentliche Gründe: Erstens sind die Finanzmärkte zwar gut gelaufen, die Volatilität blieb aber anhaltend tief. Dies ist ein sehr ungünstiges Umfeld für Barrier Reverse Convertibles (BRCs), die in der Schweiz seit jeher den grössten Anteil aller gehandelten Anlageprodukte beinhalten. Entsprechend waren die Anleger weniger aktiv und haben ihre Portfolios deutlich weniger repositioniert.

«Dies ist einer der wenigen Wachstumsbereiche innerhalb der Branche für Strukturierte Produkte»

Zweitens haben die anhaltend hohen Zinsen die relative Attraktivität von BRCs gegenüber Anlagen mit festverzinslichen Coupons deutlich geschmälert. Drittens hat die schwierige Weltlage mit den verschiedenen geopolitischen Spannungsfeldern dazu geführt, dass Anleger sich grundsätzlich zurückhalten und die bestehenden Produkte eher bis zum Laufzeitende halten (Buy-and-hold).

Im Gegenzug stieg die Nachfrage nach Kapitalschutz-Produkten und Credit Linked Notes (CLNs), was dem Umsatzrückgang etwas entgegenwirkte. Umso wichtiger wird das Geschäft mit AMCs, da diese Erträge auf dem verwalteten Vermögen wiederkehrend und somit deutlich planbarer sind. Dies ist einer der wenigen Wachstumsbereiche innerhalb der Branche für Strukturierte Produkte.

Wie ist das Geschäftsjahr 2024 angelaufen?

Seit Jahresbeginn konnten wir bereits eine Vielzahl an neuen AMCs sowie weitere ETPs an der SIX Swiss Exchange lancieren. Die Umsätze aus den Managementgebühren haben sich gegenüber dem Vorjahr verdoppelt. Jene aus den Transaktionsgebühren haben sich sogar verfünffacht. Die Umsatzzahlen aus den übrigen eigenen Produkten sowie aus dem Vermittlungsgeschäft von Drittpartei-Produkten entwickeln sich ebenfalls sehr gut.

Zudem sind wir stolz darauf, dass wir mit SBI Digital Markets (SBI) in Singapur einen Kooperationspartner für den Vertrieb von Strukturierten Produkten in Asien und Europa gewinnen konnten, und mit dem wir bereits erste Produkte lanciert haben.

Was haben Sie mittelfristig in Asien vor?

Die SBI Group ist mit ihrem Kundenstamm ein sehr interessanter Partner für uns. Die Zusammenarbeit beruht auf der Nutzung lokaler Expertise und Netzwerke, um einen Produktions- und Vertriebskanal für Strukturierte Anlageprodukte zwischen Asien und Europa aufzubauen. Die Partnerschaft hat bereits zu einer Verstärkung der Marktposition in Singapur verholfen.

Sie haben selbst lange in Singapur gelebt und gearbeitet. Woran erinnern Sie sich am meisten?

An die dynamische Geschäftskultur und die Lebensqualität in Singapur, wobei die hohen Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit manchmal schon eine rechte Herausforderung waren. Auch die Gastfreundschaft sowie das extrem hohe Dienstleistungsniveau haben mich sehr beeindruckt.

«Anleger suchen bei Höchstständen im Aktienmarkt oder bei Gold nach Absicherungslösungen»

Für Singapur wünsche ich mir, dass die Offenheit gegenüber neuen Produkten und die Innovationskraft im Finanzsektor anhält, um die positive Entwicklung in dieser Region zu unterstützen.

Könnten Sie sich vorstellen, wieder in Asien zu leben und zu arbeiten?

Asien ist toll, und ich habe die Zeit dort sehr genossen. Mein privater Lebensmittelpunkt ist aber mittlerweile wieder in der Schweiz. Ein Umzug ist deshalb kein Thema.

Geschäftlich werde ich mich aber sehr stark um Asien und insbesondere um die neue Partnerschaft mit SBI kümmern. Ich freue mich deshalb, wieder vermehrt unsere Geschäftspartner und Freunde in der Region zu besuchen.

Durch das Verschwinden der Credit Suisse werden viele talentierte Leute verfügbar. Sucht CATFP entsprechend weiteres Personal?

Wir sind derzeit personell gut aufgestellt und haben die Basis für weiteres Wachstum geschaffen. Nun fokussieren wir uns auf die Skalierung unseres Geschäftsmodells.

Wie sieht die Nachfrage auf Investorenseite aus?

Die Umsätze haben bereits im November 2023 angezogen. Diesen Trend sehen wir auch im laufenden Geschäftsjahr. Anleger positionieren sich neu, suchen bei Höchstständen im Aktienmarkt oder bei Gold speziell nach Absicherungslösungen oder geeigneten Kapitalschutz Produkten.

Mit der jüngsten Entscheidung der US-Notenbank, die Leitzinsen vorerst auf diesem Niveau zu belassen, sehen wir auch eine steigende Nachfrage nach langfristigen festverzinslichen Produkten.

Welche Ziele haben Sie sich persönlich für 2024 gesetzt?

Ich habe mir persönlich das Ziel gesetzt, die internationale Expansion zu forcieren und die operative Effizienz zu verbessern sowie das Unternehmen als innovativer Anbieter in ausgewählten Finanzmärkten zu etablieren.


David Schmid ist Co-CEO, Partner und Head Markets bei CAT Financial Products. Er leitet den Handel und die Strukturierung von Finanzprodukten und ist verantwortlich für die Führung und die Strategie der Gruppe. Zuvor war er 13 Jahre bei Leonteq (vormals EFG Financial Products) tätig gewesen, unter anderem als CEO Asia, wo er für den Auf- und Ausbau von Leonteq in der APAC-Region verantwortlich war. Er hat an der Universität Zürich studiert mit Abschluss in Banking & Finance.