Gute Nachrichten für Kundenberater in der Schweiz: Mehr als in anderen Ländern delegieren hierzulande reiche Privatkunden Anlageentscheidungen an Finanzprofis. Ebenfalls ist die Risikobereitschaft zuletzt gestiegen, wie eine neue Studie zeigt.
Die Schweizer Anleger haben ihre Risikobereitschaft in der Hoffnung auf langfristig höhere Renditen erhöht. 33 Prozent der Anleger in der Schweiz verfolgen einen sehr oder ziemlich aggressiven Ansatz in Bezug auf das Risiko – im Jahr 2022 waren es noch 21 Prozent.
Hungrig nach Devisen
Das ist das Ergebnis einer weltweiten Umfrage der in Zürich basierten Banken-Software-Firma Avaloq, welche dieser Tage veröffentlicht wurde. Dabei wurden rund 3'000 Investoren aus der Schweiz, Deutschland, Grossbritannien, Hongkong, Singapur und Japan befragt.
Die Unterschiede zwischen den Ländern sind dabei augenfällig. So nennen hierzulande 57 Prozent der Befragten Investmentfonds als Anlagepräferenz. Zudem entscheiden sich hier mehr Anlegerinnen und Anleger für Investitionen in Rohstoffe (48 Prozent gegenüber 29 Prozent im Durchschnitt) und Devisen (43 Prozent gegenüber 31 Prozent).
Interesse an Kryptowährungen
Auch Anlagen in Kryptowährungen sind inzwischen weit verbreitet. Der Anteil der rechen Privatpersonen, die Kryptowährungen halten, stieg zum Vorjahr leicht auf 57 von zuvor 56 Prozent. Davon investieren 88 Prozent über eine Börse. Von denjenigen, die noch nicht in Krypto-Vermögenswerte investiert haben, wären 93 Prozent daran interessiert, bei ihrem traditionellen Finanzdienstleister in Krypto zu investieren, wenn sie die Möglichkeit dazu hätten.
Das zeige, dass es für traditionellen Banken und Vermögensverwalter eine ungenutzte Chance in diesem Bereich gebe, wie Avaloq weiter schreibt.
Vertrauen in Branchenexperten
Das diskretionäre Portfoliomanagement (DPM) erfreut sich bei den Schweizer Anlegern einer deutlich steigenden Beliebtheit. Von den befragten reichen bis sehr reichen Privatpersonen gaben 59 Prozent an, dass sie jene Variante bevorzugen, bei der Anleger die volle Entscheidungsbefugnis an Finanzexperten abgeben. Mandate versprechen den Anbietern stete Gebühren und sind deshalb bei den Banken gerne gesehen.
Im Jahr 2022 lag die Durchdringung mit DPM-Mandaten noch bei 43 Prozent. Das ist deutlich mehr als in anderen europäischen Ländern wie Grossbritannien (33 Prozent) und Deutschland (29 Prozent) und ähnlich hoch wie in Singapur (53 Prozent). Bei Anlageentscheidungen vertrauen 74 Prozent der Schweizer Anleger auf einen Branchenexperten – der höchste Wert unter allen untersuchten Ländern.
Allerdings nimmt auch die Konkurrenz durch Online-Broker zu. Ihre Beliebtheit in der Schweiz stieg im Jahresvergleich auf 49 Prozent von 38 Prozent im Jahr 2022.
Kosten senken und Expertise nutzen
«Die Schweizer Banken und Vermögensverwalter geniessen nach wie vor ein hohes Vertrauen bei den Schweizer Anlegern, was ihnen im internationalen Vergleich eine starke Position verschafft, insbesondere wenn es um spezialisierte Vermögensverwaltungsdienstleistungen wie die diskretionäre Vermögensverwaltung geht», sagt Georges Roten, bei Avaloq Länderchef für die Schweiz und Liechtenstein.
Die traditionellen Finanzinstitute dürfen jedoch nicht zu selbstgefällig sein. Um sich gegen die Konkurrenz von Online-Brokern und Herausforderern zu wehren, müssten sie sich darauf konzentrieren, ihre Kosten zu senken und gleichzeitig die Expertise der Berater zu nutzen, rät Avaloq.