Der Stablecoin-Emittent Tether steht erneut in der Kritik. Mittelsmänner sollen Dokumente gefälscht und Scheinfirmen genutzt haben, um dem Mutterhaus Zugang zum internationalen Bankensystem zu ermöglichen.
Am vergangenen Freitag feierten Michele Foletti, Bürgermeister von Lugano, und Paolo Ardoino, CTO von Tether, vor über 600 Personen den ersten Jahrestag des Krypto-Projekts «Plan B». Auf ihrem Weg zu einer führenden Blockchain-Metropole in Europa war die Tessiner Stadt eine Partnerschaft mit dem Emittenten des marktführenden Stablecoins USDT eingegangen.
Noch am selben Tag erhob das «Wall Street Journal» schwere Vorwürfe gegen Tether. Laut der US-Wirtschaftszeitung sollen mit Tether und der Krypto-Schwesterbörse Bitfinex verbundene Unternehmen Dokumente gefälscht und Briefkastenfirmen genutzt haben, um der Muttergesellschaft zu Bankkonten zu verhelfen, die sie sonst nicht hätte eröffnen können.
Angeblich Rechnungen und Verträge gefälscht
Unter Berufung auf eine E-Mail berichtet das «WSJ», dass ein grosser chinesischer Händler versucht habe, «das Bankensystem zu umgehen, indem er gefälschte Verkaufsrechnungen und Verträge für jede Ein- und Auszahlung vorlegte». Dies habe Stephen Moore, einer der Eigentümer von Tether Holdings, in der E-Mail zugegeben.
Das WSJ schrieb weiter, dass es Dokumente gesehen habe, wonach Tether problematische Drittparteien benutzte, die «Hunderte von Millionen Dollar an beschlagnahmten Vermögenswerten und Verbindungen zu einer designierten Terrororganisation» nutzten.
Ausserdem heisst es, dass das US-Justizministerium gegen Tether ermittelt. Die Untersuchung werde von der Staatsanwaltschaft in Manhattan beaufsichtigt.
Tether wehrt sich
Tether ist umstritten und steht immer wieder in der Kritik. Der Stablecoin-Emittent ist seit längerem in eine Kontroverse über den Status seiner Reserven verwickelt, die zur Deckung des Angebots auf dem Stablecoin USDT verwendet werden.
Das Unternehmen hat den WSJ-Bericht als «irreführend und ungenau» bezeichnet und die Vorwürfe zurückgewiesen. Es bezeichnete den Artikel als «unfairen Angriff» auf Tether.