Ein Blockchain-Unternehmen hat Russlands erstes Geschäft mit digitalen Vermögenswerten abgewickelt, und zwar mit Palladium. Dahinter steht auch ein vom Westen sanktionierter Oligarch.
Das von der russischen Regierung unterstützte Blockchain-Unternehmen Atomyze hat in Russland zusammen mit Rosbank den ersten digitalen Token lanciert, der mit Palladium unterlegt ist. Die auf die Tokenisierung von Rohstoffen spezialisierte Atomyze hat bereits weitere Investoren auf der Plattform gewonnen: den Broker Vector X und den russischen Mischkonzern Interros.
Von Russlands Zentralbank registriert
Der digitale Vermögenswert wird von GPEF Investments emittiert und durch Palladium des russischen Bergbauunternehmens Nornickel unterlegt. Der Ankündigung zufolge handelt es sich bei dem neu ausgegebenen digitalen Vermögenswert um den ersten digitalen Finanzwert, der über Atomyze ausgegeben wird. Die Plattform wurde im Februar 2022 von Russlands Notenbank registriert und ist damit der erste legale Verwalter digitaler Vermögenswerte in Russland.
Brancheninsidern zufolge ist aber unklar, ob es sich um eine Transaktion zwischen verbundenen Parteien handelt oder nicht. Bei den ersten regulierten Transaktionen mit digitalen Vermögenswerten handelt es sich in der Regel um konzerninterne Transaktionen, wie z. B. bei den von Société Générale, Santander und SIX Digital Exchange ausgegebenen Anleihen, bei denen es sich um Transaktionen für Mutter- oder Schwesterunternehmen handelte.
Von sanktioniertem Oligarchen unterstützt
Sowohl Atomyze als auch die Rosbank werden von Interros unterstützt, einem russischen Konglomerat und Investmentunternehmen, das vom sanktionierten Oligarchen Wladimir Potanin mitgegründet wurde. Der CEO des russischen Nickel- und Palladium-Bergbauunternehmens Nornickel hatte ursprünglich Pläne zur Tokenisierung von Palladium im Jahr 2019 über einen in der Schweiz ansässigen Palladiumfonds angekündigt.
Potanin prüft derzeit eine Fusion von Nornikel mit dem Aluminiumhersteller Rusal, um sich gegen allfällige westliche Sanktionen besser wappnen zu können. Ein Zusammenschluss würde einen globalen Metallgiganten mit einem Gesamtumsatz von rund 30 Millarden Dollar schaffen. Analysten zufolge könnte die kombinierte Schlagkraft des Unternehmens den Westen davon abhalten, Sanktionen zu verhängen.
Für den Weltmarkt spielt Russland als grösster Palladium-Exporteur eine bedeutende Rolle. Auf Palladium und Nickel von Nornickel entfallen 40 Prozent bzw. 7 Prozent der weltweiten Minenproduktion dieser Metalle.
In der Krise zugekauft
Atomyze werde ein Schlüsselelement des digitalen Ökosystems von Interros sein, heisst es. Dazu gehört auch die kürzlich von Potanin übernommene Privatbank Tinkoff, die ursprünglich von Oleg Tinkov gegründet wurde, das Softwareunternehmen Reksoft und Rosbank. Potanins Interros-Gruppe schnappte sich die Rosbank von der Société Générale, als sich der französische Kreditgeber vom russischen Markt zurückzog.
Anfang 2021 trat in Russland ein Gesetz über digitale Finanzanlagen in Kraft, das den Einsatz der Blockchain-Technologie für die Tokenisierung von realen Vermögenswerten erlaubt. Allerdings musste jede Plattform einzeln von der Zentralbank geprüft werden, die bisher nur drei Lösungen zugelassen hat. Die anderen beiden, die Sber Bank und das Start-up Lighthouse, haben im vergangenen Monat erste Digital-Asset-Transaktionen auf der eigenen Plattform durchgeführt.