Der New Yorker Kryptofonds-Anbieter Grayscale verwaltet mit seinem Bitcoin-ETF das am schnellsten wachsende Finanzprodukt der Welt. CEO Michael Sonnenshein nennt exklusiv die Gründe, warum den Krypto-Währungen eine grosse Zukunft bevorsteht.

Haben Bankmanager in den vergangenen Jahren die Regulatoren zu Sündenböcken gestempelt, so ist es in der Kryptonfinanz-Szene nun genau umgekehrt: Die Überwachung von Kryptomärkten, -währungen, -anbietern und -produkten hat sich als Segen für die junge Branche erwiesen.

Ähnlich verhält es sich mit der anhaltend expansiven Geldpolitik der Notenbanken, die die Investoren in den Bitcoin treibt.

Von den Regulatoren begeistert

Kaum ein anderer sitzt auf einem besseren Beobachtungsposten für diese Beobachtungen als Michael Sonnenshein. Er ist der CEO von Grayscale, einem US-Unternehmen, das grössten Bitcoin- wie auch Ethereum-ETF anbietet. Sonnenshein war Gast an der diesjährigen Crypto Finance Conference St. Moritz, die aus bekannten Gründen nur virtuell stattfinden konnte. 

Die fortschreitende Regulierung sei äusserst positiv für die weitere Ausgestaltung der Krypto-Märkte, sagte der Grayscale-Chef: «Wir sind von den Regulatoren und ihrer Arbeit begeistert», sagte er tatsächlich.

Die Begeisterung bei Grayscale hat sicherlich noch einen anderen Grund: Das 2013 gegründete Unternehmen hat im vergangenen Jahr eine geradezu unheimliche Entwicklung erfahren: Das Volumen im Bitcoin-ETF wuchs von 2 auf 20 Milliarden Dollar, und in den ersten Januarwochen 2021 flossen weitere 2 Milliarden in den Fonds. Insgesamt verwaltet Grayscale nun 28 Milliarden Dollar.

Von 60 Millionen auf 28 Milliarden

«Massive Zuflüsse – massive Steigerung der Teilnahme an den Kryptomärkten», fasste Sonnenshein 2020 zusammen. Den CEO-Posten bei Grayscale übernahm er erst Anfang dieses Jahres und löste dabei Gründer Barry Silbert ab. Sonnenshein war früher Associate bei J.P. Morgan und später Analyst bei Barclays, bevor 2014 zu Grayscale stiess. Damals verwaltete die Firma Bitcoin im Wert von 60 Millionen Dollar.

Wenn nach der massiven Preissteigerung des Bitcoin derzeit wieder viel die Rede von einer spekulativen Blase ist und manche Banken wie die UBS immer noch als Warner auftreten, ein solches Investment könne sich als wertlos erweisen, zeigte Sonnenshein eine Realität auf, die eher auf das Gegenteil eines völligen Kurskollapses hinweist.

Zuflüsse auch aus der Schweiz

Fast 90 Prozent der Zuflüsse im vergangenen Jahr stammten von institutionellen Investoren, hauptsächlich von Hedgefonds. Auf eine entsprechende Frage von finews.ch sagte Sonnenshein, Grayscale habe auch eine Anzahl institutioneller Kunden aus der Schweiz hinzugewonnen.

Aufsehenerregend waren die Investments des US-Versicherungsriesen Massmutual, der für 100 Millionen Dollar Bitcoin kaufte, und jenes des IT-Beraters MicroStrategy der Bitcoin im Wert von 250 Millionen Dollar als Reserve anlegte.

Diese Entwicklung werde sich im aktuellen Wirtschafts- und geldpolitischen Umfeld fortsetzen, zeigte sich Sonnenshein überzeugt. Er erwarte, dass Pensionskassen folgen und auch nationale Finanzbehörden vermehrt in Kryptowährungen investieren würden.

Nachfrage von Vermögensverwaltern beginnt erst

Ein riesiges Marktpotenzial für Grayscale stellten auch die US-Vermögensverwalter dar, sagte Sonnenshein. Von den sogenannten Financial Advisors sei erst jetzt eine Nachfrage nach Bitcoin & Co. zu spüren. Und seit Paypal im vergangenen Jahr den Bitcoin als Zahlungsmittel akzeptiere, dürften weitere Payment-Dienstleister schon bald folgen.

Die fundamentalen Treiber des Bitcoin blieben ohnehin intakt, so Sonnenshein. Dazu zählten eine Geldpolitik, die die Fiat-Währungen fortzu entwerte sowie die weitere Ausgestaltung der Märkte durch die eingangs erwähnten Regulatoren.

Kehrtwende der Risiken

Sonnenshein ging auch auf den Einwand ein, wonach für Vermögensverwalter die Empfehlung von Krypto-Währungen als Anlage ein Karriererisiko darstelle, da Volatilität und Risiko zu hoch seien. «Die Risiken nehmen ab», unterstrich Sonnenshein, «ein Karriererisiko ist heute wohl eher, Krypto-Währungen nicht zu empfehlen», stellte er fest.