Warum Marktzugang für die Schweizer Banken wichtig bleibt

Schweizer Banken sind weltweit führend und ein wichtiger Exportschlager. Doch zunehmende Marktzugangshürden gefährden ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit. Nun ist entschlossenes Handeln gefragt, findet Roman Studer, CEO Schweizerische Bankiervereinigung.

Die Schweizer Banken spielen nicht nur im Inland eine Schlüsselrolle, sondern sind auch international hervorragend positioniert. Ihre Dienstleistungen gehören zu den Exportschlagern der Schweiz: Mit einem weltweiten Volumen von rund 24 Milliarden Franken tragen sie 16 Prozent zu den gesamten Dienstleistungsexporten der Schweiz bei. In der grenzüberschreitenden Vermögensverwaltung für Privatkunden sind sie weltweit führend:

«Mit seinen Erträgen und Gewinnen generiert der Finanzsektor 20 Milliarden Franken an Fiskaleinnahmen.»

Banken in der Schweiz verwalten insgesamt 8’391,7 Milliarden Franken, wovon circa 45 Prozent aus dem Ausland stammen. Auch das Kapitalmarktgeschäft und das Asset Management tragen wesentlich zu diesem Erfolg bei. Mit seinen Erträgen und Gewinnen generiert der Finanzsektor zudem rund 20 Milliarden Franken an Fiskal-Einnahmen. Dies entspricht 12,5 Prozent der gesamten Steuerabgaben an Bund, Kantone und Gemeinden.

Marktzugang als entscheidender Erfolgsfaktor

Damit Schweizer Banken weiterhin ihre Dienstleistungen international erfolgreich anbieten und die Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer Finanzplatzes sichern können, ist der Zugang zu ausländischen Märkten essenziell. Doch unterschiedliche regulatorische Anforderungen in den Zielmärkten erschweren häufig den grenzüberschreitenden Marktzugang.

Ein Beispiel sind die Äquivalenzverfahren der EU: Obwohl die Schweizer Finanzmarktregulierung in zentralen Bereichen als gleichwertig gilt, wird die Anerkennung durch die EU oft politisch beeinflusst – wie die nicht verlängerte Anerkennung der Schweizer Börsenregulierung zeigt. Aber auch andere Jurisdiktionen setzen auf eine lokale Präsenz der Finanzinstitute, um die Kunden im jeweiligen Land bedienen zu können.

«Der Schweizer Finanzmarkt ist auf Transparenz, Wettbewerbsfähigkeit und finanzielle Stabilität ausgerichtet.»

Aktuell ist der Marktzugang oft auf eine passive Dienstleistungserbringung beschränkt, bei der Banken nur auf direkte Kundenanfragen reagieren dürfen. Doch für die Wettbewerbsfähigkeit und den Erhalt von Marktanteilen ist die aktive Kundenakquisition entscheidend.

Lösungsansätze der Schweizer Banken

Um den Marktzugang zu sichern, setzen Schweizer Banken auf den Dialog mit Partnerstaaten sowie auf bilaterale und multilaterale Abkommen: Sie schaffen Rechtssicherheit, senken Marktzutrittshürden und fördern die Zusammenarbeit zwischen Finanzplätzen. Der Schweizer Finanzmarkt ist streng reguliert und setzt internationale Standards konsequent um. Er ist auf Transparenz, Wettbewerbsfähigkeit und finanzielle Stabilität ausgerichtet.

«Für den EU-Markt schlagen die Banken ein Marktzugangsabkommen vor, das auf dem institutsspezifischen Ansatz basiert.»

Für den EU-Markt schlagen die Banken ein Marktzugangsabkommen vor, das auf dem institutsspezifischen Ansatz basiert: Schweizer Banken würden sich bei einer zentralen EU-Behörde registrieren lassen und einen Pass erhalten, der es ihnen erlaubt, Bank- und Wertpapierdienst-leistungen im gesamten EU/EWR-Raum zu erbringen. Im Gegenzug verpflichten sie sich zur Einhaltung des relevanten EU-Rechts, wie die Wohlverhaltensregeln der EU in Bezug auf Anlegerschutz, Markt-In-tegrität und gleiche Wettbewerbsbedingungen.

Ein Meilenstein: das Abkommen mit Grossbritannien

Die Banken setzen sich für Mutual Recognition Agreements (MRA) ein, welche auf der gegenseitigen Anerkennung gleichwertiger regulatorischer Rahmenbedingungen basieren. Dazu gehören der Kundenschutz und die Integrität und Stabilität der Finanzplätze. Das Berne Financial Services Agreement (BFSA) zwischen der Schweiz und Grossbritannien zeigt als gelungenes Beispiel, wie durch enge Zu-sammenarbeit und regulatorische Abstimmung eine fruchtbare wirtschaftliche Partnerschaft entsteht.

«Das Abkommen zwischen Grossbritannien und der Schweiz zeigt, wie eine fruchtbare wirtschaftliche Partnerschaft entsteht.»

Das Abkommen erleichtert die grenzüberschreitende Vermögensverwaltung erheblich, insbesondere für Privatkunden mit einem Vermögen von über 2 Mio. Franken, die einen Grossteil dieses Geschäfts ausmachen. Nach dessen Ratifikation wird dieses Novum im Finanzdienstleistungsbereich neue Marktzugangsmodelle schaffen und einen wichtigen Impuls für weitere Abkommen setzen.

Es ist Zeit zu handeln

Der Marktzugang ist für Schweizer Banken von strategischer Bedeutung, um ihre führende Position in der grenzüberschreitenden Vermögensverwaltung zu sichern. Gleichzeitig stellen geopolitische Entwicklungen, wie beispielsweise Sanktionen, die Banken vor grosse Herausforderungen, schaffen neue Risiken und können dazu führen, dass der Zugang zu spezifischen Märkten erschwert oder gänzlich ver-hindert wird.

Nachhaltige Lösungen müssen daher nicht nur den regulatorischen Anforderungen der ausländischen Märkte Rechnung tragen, sondern auch Strategien zur geographischen Diversifikation und Erschliessung neuer Märkte umfassen. Dabei ist die Zusammenarbeit zwischen Behörden und der Branche entscheidend. Das BFSA dient als wegweisendes Beispiel dafür, wie flexible und kooperative Ansätze den Marktzugang erleichtern können.

«Wir müssen jetzt entschieden handeln, damit die Schweizer Banken auch in Zukunft ein Exportschlager bleiben.»

Die langfristige Wirksamkeit solcher Abkommen hängt auch davon ab, ob neue Entwicklungen proaktiv aufgenommen, förderliche Rahmenbedingungen geschaffen und Vereinbarungen konsequent umgesetzt werden. Wir müssen jetzt entschieden handeln, damit die Schweizer Banken auch in Zukunft ein Exportschlager bleiben.