Bei der Meldestelle für Geldwäscherei gehen die Warnmeldungen von Banken immer noch per Post oder Fax ein. Ab nächstem Jahr hält nun die Digitalisierung Einzug.
Das Geldwäscherei-Problem hat am grössten Offshore-Finanzplatz der Welt zwei Gesichter. Einerseits ist die Problematik virulent, Behörden wie die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) und die Bundesanwaltschaft haben Hunderte Konten bei hiesigen Instituten sperren lassen und bemühen sich um die Aufarbeitung höchst komplexer internationaler Fälle. Anderseits rühmt sich der Bankenplatz, Vorreiter der Bekämpfung von Geldwäscherei zu sein.
Letzterer Anspruch wird nun aber in einer Mitteilung des Bundesamts für Polizei (Fedpol) relativiert. Wie die Behörde am Mittwoch vermeldete, wird bei der 1998 gegründeten Meldestelle für Geldwäscherei (MROS) erst jetzt die Digitalisierung des Informationsflusses in Angriff genommen. Bislang mussten Banken und Finanzintermediäre ihre Verdachtsmeldungen der MROS immer per Fax oder Post zustellen, weil sie sonst nicht erfasst hätten werden können.
In 50 Ländern schon umgesetzt
«Diese Funktionsweise wird den heutigen Ansprüchen nicht mehr gerecht», wie man beim Amt nun richtigerweise feststellte.
Doch Abhilfe ist in Sicht. Da die Schweiz Mitglied der Uno ist, stellen die Vereinten Nationen ihr das System «goAML» (AML steht für Anti-Money-Laundering) zur Verfügung. Wie es heisst, können damit Verdachtsmeldungen künftig über ein Online-Portal verschlüsselt entgegengenommen und bearbeitet werden. Zurzeit erfolgt die Informationserfassung noch manuell durch die Mitarbeitenden, was «viel Zeit» in Anspruch nimmt, so die Meldung.
Die MROS hat das neue System in Zusammenarbeit mit den Finanzintermediären und den Strafverfolgungsbehörden den Anforderungen des Schweizer Finanzplatzes angepasst. 2020 soll es beim Fedpol in Betrieb gehen.
Eine Vorreiterrolle nimmt der Schweizer Finanzplatz mit der Neuerung aber sicher nicht ein: Etwa 50 Meldestellen weltweit – darunter in Deutschland, Liechtenstein, in den Niederlanden und Finnland – arbeiten bereits heute mit goAML.