Im Fokus stehen hybride Konzepte, die Sinn machen, zur Marke passen und die Kundenfrequenz erhöhen.

Die Branche steht unter Druck. Wird da bei neuen Filialkonzepten eher geklotzt oder gekleckert?

Weder noch. Die Banken schaffen eine Umgebung, die es ihnen erlaubt, öfter mit den Kunden in Kontakt zu treten – das erachten die Institute zumeist als sinnvollen Aufwand. Die Filiale soll ja gerade auch neue Kunden und oftmals eine jüngere Kundschaft ansprechen.

A propos, in einer neuen Bankfiliale habe ich eine Cocktail-Bar vorgefunden, in einer anderen eine italienische Kaffeemaschine der Rolls-Royce-Liga. Was hat das noch mit Banking zu tun?

Das mag je nach Bank wichtig sein, um den Wohlfühl-Charakter für den Kunden zu unterstützen und den Austausch zu fördern.

Sinnigerweise führt die Digitalisierung dazu, dass immer mehr Bankfilialen geschlossen werden. Stemmen sich die Institute mit den Standort-Konzepten nicht sinnlos gegen einen unumkehrbaren Trend?

Filialen werden umgebaut, damit sie auf dem neuesten Stand sind. Früher konnte eine Filiale über eine längere Zeit im selben Zustand belassen werden. Wie in der Retailbranche brauchen sie heute eine schnellere Überarbeitungszeit, um sich den ständig ändernden Bedürfnissen der Kunden anzupassen.

«Elemente wie Jöggelikasten oder Rutschbahn liegen zehn Jahre zurück»

Ich bin aber der Überzeugung, dass es im Banking, wo es um Vertrauen und wichtige Entscheidungen geht, weiterhin sehr viel persönliche Beratung braucht. Und deshalb auch die physische Präsenz.

Eines Ihrer Kernangebote ist die Gestaltung von Arbeitsplätzen. Bei der SIX fliessen da dem Anschein an auch Elemente aus Health und Wellbeing mit ein. Eifern Sie damit umstrittenen Vorreitern wie Google nach?

Wir kriegen das oft zu hören von Kunden: Google wollen wir lieber nicht sein. Fakt ist, dass das Arbeitsplatz-Konzept mit spielerischen Elementen wie Jöggelikasten oder Rutschbahn zehn Jahre zurückliegt. Heute ist man diesbezüglich zurückhaltender geworden. Für uns stellt sich vielmehr die Frage, welche Angebote die Mitarbeitenden im gesamten Arbeitsprozess benötigen. Da sind Health- und Wellbeing-Elemente letztlich ein integrierter Teil davon.

Doch es wird kritisiert, dass die neuen Arbeitskonzepte die Mitarbeitenden dazu verleiten sollen, dem Unternehmen noch mehr Lebenszeit zu opfern. Sind Architekten da die Helfershelfer?

Das kann ich ausschliessen. Mitarbeitende bleiben nicht wegen des schönen Workspace-Konzeptes länger an einem Arbeitsort, sondern weil sie sich mit dem Arbeitgeber identifizieren. Klar ist es toll, einen schönen Arbeitsplatz zu haben. Aber unsere Konzepte zielen zuerst auf die Effizienz ab, und im Innovationsbereich auf die Ideen.

Wenn Sie nach vorne blicken: Wie sieht der Arbeitsplatz von Finanzmitarbeitenden in fünf Jahren aus?

Heute wollen Unternehmen einen effizienten Mitarbeitenden, der nicht unbedingt lange, sondern konzentriert arbeitet und den Kopf frei für neue Ideen hat. Wichtig ist zudem, dass auf die Gesundheit geachtet wird. Diese zwei Trends halte ich auch mittelfristig als grundlegend für die Gestaltung von Arbeitsplätzen.


Peter Roth ist seit 2015 CEO und Partner von Mint Architecture. Der diplomierter Innenarchitekt war 2010 zum Unternehmen gestossen und besitzt mehr als 15 Jahre Architekturerfahrung, unter anderem in den Bereichen Retail, Gastronomie und Hotellerie. Mint Architecture wurde 1995 in Zürich als Retailpartners gegründet und ist mit rund 50 Mitarbeitenden auf kommerzielle Architekturprojekte spezialisiert. Im Jahr 2017 erfolgte der Relaunch unter der derzeitigen Marke. Anfang 2019 wurde die Firma vom österreichischen Architektur- und Immobilienkonzern ATP übernommen.