Der Schweizer Impact Investor Blue Orchard wird vom britischen Asset-Management-Riesen Schroders übernommen. Blue Orchard behält die operative Unabhängigkeit, und das Management bleibt an Bord.

Blue Orchard verkauft eine Mehrheit der Aktien an den britischen Vermögensverwalter Schroders. Die Transaktion verhilft Schroders, zu einem der weltweit führenden Impact-Investoren zu werden, wie die Unternehmen am Freitag gemeinsam mitteilten.

Über die Grösse des Aktienpakets und den Kaufpreis machten die beiden Firmen keine Angaben. Schroders agiert inskünftig als strategischer Partner von Blue Orchard.

Institutionelle Investoren haben verkauft

Gemäss den Informationen behält der Schweizer Impact-Investing-Spezialist auch im Besitz von Schroders die Unabhängigkeit. Das Management um CEO Patrick Scheurle und Verwaltungsratspräsident Peter Fanconi bleiben unverändert an Bord.

Management und Mitarbeiter von Blue Orchard würden ihre Aktien auch behalten, hiess es weiter. Die Verkäufer ist eine Reihe von institutionellen Investoren bei Blue Orchard, die bisher aber keine aktive Rolle spielten.

Drei Schroders-Vertreter im VR

Schroders will dies als strategischer Partner insofern ändern, als dass der traditionsreiche Asset Manager sich im Bereich Impact- und ESG-Investing deutlich stärker engagieren wird.

Geplant ist zudem, dass CEO Peter Harrison (Bild unten) im Verwaltungsrat (VR) von Blue Orchard Einsitz nimmt. Neben ihm sollen von Schroders zudem Georg Wunderlin (Head Private Assets) sowie Stephen Mills (Executive Chairman Schroders Adveq) in den VR eintreten.

Peter Harrison

Gemäss Blue Orchard war Schroders der bevorzugte strategische Partner. Unter dem Dach des über 200 Jahre alten und sich in Familienbesitz befindlichen Asset Managers könne Blue Orchard dynamischer wachsen und seine Marktführerschaft im Bereich Impact Investing weiter ausbauen. 

Profitables Geschäft

Das Engagement von Schroders erfolgt weniger aus finanziellen, denn aus strategischen Gründen. Der Asset Manager verwaltet rund 550 Milliarden Franken Kundengelder und erzielte 2018 einen Vorsteuergewinn von rund 940 Millionen Franken. Blue Orchard verwaltet 3,5 Milliarden Dollar Kundengelder.

Das 2001 auf Initiative der Uno gegründete Unternehmen veröffentlicht keine Gewinnzahlen, soll dem Vernehmen nach aber profitabel sein. Das  Mikrofinanzunternehmen investiert Gelder von privaten und institutionellen Investoren in Mikro-Kredittranchen, die an Bauern und Kleinunternehmer in Grenz- und Schwellenländern wie Georgien, Peru, Kambodscha, Myanmar oder Tansania vergeben werden. 

finews.ch hat kürzlich an einer Investoren- und Pressereise von Blue Orchard in Georgien teilgenommen, wo das Unternehmen rund 500 Millionen Dollar in Mikrokredite investiert hat.

Erste bedeutende Transaktion

Der Kauf durch eine der Grössen in der globalen Asset-Management-Industrie dürfte im rasant entwickelnden Impact- und ESG-Sektor auf grosse Aufmerksamkeit stossen. Es ist weltweit die erste bedeutende Transaktion, in der ein «traditioneller» Asset Manager einen Spezialisten aufkauft, um Angebot und Dienstleistungen im Bereich Impact Investing anzubieten und eine entsprechende Reputation aufzubauen.

Gemäss Schroders hat die Kundennachfrage nach Anlagemöglichkeiten stark zugenommen, die einen positiven Effekt auf Gesellschaft und Umwelt haben. Das Global Impact Investing Network hat kürzlich in einer Studie den Markt auf 500 Milliarden Dollar geschätzt, mehr als doppelt so viel wie 2018.