Die Emission von Finanzprodukten durch traditionelle Anbieter gleiche einer Blackbox, sagt Patrick Loepfe im Interview. Mit seiner Firma Gentwo schafft er nun Abhilfe über eine neuartige Verbriefungs-Plattform.


Herr Loepfe, Sie haben Anfang 2018 eine Verbriefungs-Plattform für Strukturierte Produkte lanciert. Was leistet dieses Tool?

Unsere Plattform ist darauf ausgerichtet, Kunden einzelne und individuelle Off-balance-sheet-Emissionsvehikel aufzusetzen, die es ihnen erlauben, bankenunabhängig massgeschneiderte Produkte abzubilden und diese selber zu verwalten. Dies gibt den Kunden höchste Transparenz und Flexibilität zum besten Preis und ohne das Emittenten-Risiko einer Bank.

Was gab eigentlich den Ausschlag, die Firma Gentwo dafür zu gründen?

Die Emission von Finanzprodukten durch traditionelle Emittenten gleicht einer Blackbox, in der sich Gebühren und Risiken anhäufen, welche die Produkte unnötig verteuern. Zum anderen können die Kunden etablierter Emittenten infolge vorgegebener Strukturen nur beschränkt individuelle Strategien verfolgen.

«Wir richten uns an alle Finanzintermediäre»

Hier sahen wir grossen Handlungsbedarf, was zur Idee und Umsetzung eines unabhängigen, flexiblen und kostengünstigen Verbriefungs- und Emissions-Setups führte.

Wer ist Ihre Zielkundschaft?

Wir richten uns an alle Finanzintermediäre, allen voran unabhängige Vermögensverwalter und Privatbanken. Aber auch Family Offices und Immobilienunternehmen gehören zu unserem Kundenkreis.

Welche verbrieften Produkte sind für Ihre Plattform besonders geeignet?

Über unser «Setup» lassen sich alle bankfähigen und nicht-bankfähigen Vermögenswerte verbriefen. Das reicht von liquiden Bonds, Strukturierten Produkten aller anderen Emittenten, über Private Equity, Kunst, Diamanten und Rohstoffe bis hin zu Krypto-Anlagen.

«In beinahe allen Anlageklassen konnten wir bereits Kompetenz aufbauen»

Neben normalen Verbriefungen ist vor allem auch unsere Möglichkeit sehr gefragt, obige Assets in aktiv gemanagte Zertifikate (AMC) zu integrieren. In beinahe allen Anlageklassen konnten wir bereits Kompetenz aufbauen, und wir erschliessen kontinuierlich neue Anwendungsfelder.

Was sind Actively Managed Certificates (AMC)?

Im Gegensatz zu passiven Index-Zertifikaten ermöglichen AMC, eine aktive Portfolio-Strategie zu verbriefen und investierbar zu machen. Aufgrund dieser dynamischen Struktur eignen sich AMC für besonders innovative Ideen.

«Diese Flexibilität beeinflusst die Möglichkeiten der Anlagestrategie enorm»

Deshalb spielt die Flexibilität des Emittenten eine zunehmen wichtige Rolle. Diese Flexibilität beeinflusst die Möglichkeiten der Anlagestrategie in Bezug auf die Frequenz der Transaktionen, das Investment Universum und die Art der Umsetzung.

Herr Naegeli (Bild unten), seit neuestem betreibt Gentwo zusammen mit CAT Financial Products eine unabhängige AMC-Plattform. Was bringt das?

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Gentwo und CAT Financial Products sind nun zusammen der weltweit erste unabhängige Finanzdienstleister, der eine eigene Plattform für die Emission von aktiv gemanagten Zertifikaten betreibt.

Auf der Basis unseres Emissions- und Verbriefungssetups und der Technologie von Interactive Brokers schafft diese Plattform einen neuen Standard. Konkret: Sie ermöglicht es Strategie-Managern, schnellste und individuelle Investmentstrategien zu minimalen Kosten zu implementieren.

Welche Strategien lassen sich den so umsetzen?

Neu lassen sich neben Long-only-Strategien auch jegliche Options- oder Futures-Handelsstrategien bis hin zu Intraday-Handelssystemen umsetzen. AMC, die Strategien mit dem Einsatz von Futures, Optionen und/oder Forex abbilden, können so über eine einheitliche Plattform lanciert werden. So erhält der Strategie-Manager Zugang zur Interactive-Brokers-Plattform.

«Seit wir mit Gentwo im Februar gestartet sind überschlagen sich die Ereignisse»

Mit Schnittstellen für automatisierte Handelsstrategien ermöglicht dies ohne eine Begrenzung von Anzahl Trades pro Tag einen 24-Stunden-Zugang zu den Märkten. Neuen Strategie-Manager ermöglicht die Plattform, ihre Handelsstrategien transparent und effizient in einem täglich handelbaren Zertifikat anzubieten.

Sie haben die Kooperation mit dem US-Online-Broker Interactive Brokers bereits erwähnt. Wie gehen Sie da vor?

Seit diesem Monat integrieren wir die Handels- und Depottechnologie von Interactive Brokers. Dadurch vereinen wir die führende elektronische Handelspattform in Bezug auf Preis, Produktvielfalt und Risikokontrolle von Interactive Brokers mit der flexibelsten und kostengünstigsten Emissions-Lösung von Gentwo.

Auf Basis dieser Zusammenarbeit erhielt CAT Financial Products die Möglichkeit, die weltweit erste AMC-Plattform aufzubauen und zu lancieren.

Zurück zu Ihnen, Herr Loepfe, welche Ziele haben Sie sich bis wann gesetzt?

Seit wir mit Gentwo im Februar gestartet sind überschlagen sich die Ereignisse. Der geplante Aufbau hat sich um ein Mehrfaches potenziert, und es folgen nun diverse Meilensteine, die wir aneinanderreihen können.

«Wir verdienen unser Geld, indem wir Probleme lösen und nicht, indem wir Dinge verkomplizieren»

Dazu haben wir auch unser Personal innert sechs Monaten von vier auf aktuell 15 Mitarbeiter ausgebaut und werden dies weiter tun. Grundsätzlich streben wir ein breites Wachstum an und verhandeln weitere Kooperationen in diversen Sektoren. Grosses Potential sehen wir im Krypto-Bereich. Hier werden wir in Kürze Schlagzeilen liefern!

Sie haben lange in grossen Finanzinstituten gearbeitet. Was ist in der Selbständigkeit nun besser, was schwieriger?

Das ist ganz einfach. Wir fangen bei der Basis an. Wir sehen Gentwo als zweckorientierte Organisation. Wir kümmern und konzentrieren uns auf die wahren Probleme und Bedürfnisse des Asset Managers und dessen Kunden. Wir verdienen unser Geld, indem wir Probleme lösen und nicht, indem wir Dinge «verkomplizieren».

Bietet der Schweizer Finanzplatz gute Voraussetzungen für die Verbreitung von Strukturierten Produkten?

Die Schweiz hat unbestritten eine sehr hohe Kompetenz im Finanzbereich. Dies beruht auf der langjährigen Erfahrung der Banken und Regulatoren – doch wohl am meisten auf der einzigartigen Expertise und dem enormen Einsatz der Leute in diesem Sektor.


Fast zwölf Jahre war Patrick Loepfe für die Zürcher Bank Vontobel tätig. Der Mathematiker gilt als Mastermind der Deritrade-Plattform des Instituts. Ende 2015 verliess er das Unternehmen und machte sich zusammen mit Philippe Naegeli, einem Investmentbanker, der zuletzt für die US-Handelsbank Forstmann & Co. als Managing Partner arbeitete, selbständig. Gemeinsam gründeten sie Anfang 2018 das Unternehmen Gentwo.