Er selber ist zwar nicht mehr dabei. Doch Jan Schochs gescheitertes Fintech-Projekt Flynt ist wieder am Start, mit neuen Besitzern und prominenter Führung, wie Recherchen von finews.ch zeigen.

Die Investorengruppe, die Ende vergangenen Jahres, die Plattform von Jan Schochs Fintech-Bank Flynt gekauft hat, ist nun mit einem neuen Unternehmen am Start. Es heisst Altoo, wie Recherchen von finews.ch ergaben. Wie Flynt bietet auch Altoo sehr reichen Kunden eine Art digitales «Cockpit» für die Darstellung komplexer Vermögensstrukturen an.

CEO von Altoo ist Martin Stadler (Bild unten), der bei Flynt in der Rolle eines Botschafters für die Gewinnung von Neukunden zuständig war. «Wir sind mit Altoo gestartet. Nun wollen wir die Technologie einem grösseren Kundenkreis zugänglich machen, nachdem wir selber erste positive Erfahrungen machen konnten», sagte Stadler gegenüber finews.ch.

Nahtloser Übergang gesichert

Die Investorengruppe hatte sich im vergangenen November aus den ersten Flynt-Kunden gebildet. Sie kaufte Schoch dessen selbstentwickelte Plattform, das sogenannte Wealth Ecosystem für einen einstelligen Millionenbetrag ab, nachdem der Gründer und Financier des Flynt-Projektes in akute Liquiditätsschwierigkeiten geraten war.

Martin Stadler 500

Mit der Software wechselte ein Team von 25 Entwicklern zur Nachfolgegesellschaft Altoo, die ebenfalls in Zug domiziliert ist. Damit war der nahtlose Übergang gesichert. Kern der Plattform bilden die Private-Cloud-Infrastruktur sowie die Verschlüsselungstechnik, welche eine sichere Kommunikation zu den Kundenvermögen der jeweiligen Verwalter und Banken ermöglicht.

Ein gleichwertiger Zwilling

Insofern ist Altoo nicht das Baby von Flynt, sondern der gleichwertige Zwilling – allerdings mit einem gewichtigen Unterschied, wie Stadler erklärt. «Altoo unterscheidet sich insbesondere dadurch, dass wir keine Bank sind, sondern uns als reines Software-Unternehmen auf die Entwicklung der Technologie fokussieren. Das schafft uns einen grösseren Spielraum bezüglich der geografischen Expansion wie auch gegenüber potenziellen Kunden.»

Es mag böse Ironie sein, dass ausgerechnet das Fehlen einer Banklizenz, wie sie Schoch mit aller Konsequenz und mit grossem finanziellen Einsatz angestrebten Banklizenz angestrebt hatte, nun zum Erfolg verhelfen soll.

White-Label-Lösung geplant

Altoo kann sich ohne dieses regulatorische Korsett auch auf dem internationalen Markt bewegen. Und vor allem: Altoo ist nun keine Konkurrenz für die Banken mehr, sondern bietet sich vielmehr als Partner an. Gemäss Stadler ist geplant, das Wealth Ecosystem auch als White-Label-Lösung bei Privatbanken zu platzieren.

Während Schoch die Banklizenz für Flynt auch deswegen anstrebte, um Transaktionen zu tätigen, ist das Geschäftsmodell von Altoo einfacher. Das Wealth Ecosystem soll ausschliesslich Informationen liefern, um komplexe Vermögensstrukturen transparent und übersichtlich darzustellen.

Søren Mose ist Verwaltungsratspräsident

Damit zielt Altoo auf eine Klasse von Kunden, die digitale Affinität besitzen und in Vermögensfragen nicht alles dem Private Banker überlassen wollen. Sie bezahlen Altoo dabei nicht auf Basis ihres Vermögens, sondern aufgrund der Komplexität ihres Vermögens.

Neben Stadler besteht die Geschäftsleitung aus Stefan Thiel (Chief Technology Officer), der das System gebaut hat, und aus Stefan Weber (Chief Development Officer).

Soren Mose

Als Verwaltungsratspräsidenten hat Altoo Søren Mose(Bild oben) gewonnen. Der Däne und frühere Saxo-Bank-Chef verfügt als Verwaltungsrat beim Finanzdienstleister Six und als Verwaltungsratspräsident der Bezahl-App Twint über hervorragende Kontakte zu Schweizer Banken.

Im Altoo-Verwaltungsrat sitzt zudem Fabian Tschan. Er vertritt die Interessen der Aktionäre und hat den Flynt-Buy-out mitfinanziert. Tschan stammt aus einer der Gründerfamilien des Ostschweizer Industrie- und Handelskonzerns SFS.