BMW-Manager fahren BMW. Die Chefs der grossen Uhrenmarken tragen die besten Stücke aus ihrem Haus. Die CEOs der Banken sind anders, was nicht für sie spricht.
Für einiges Aufsehen sorgte unlängst der Schweizer McKinsey-Chef Christian Casal. Am 5. Swiss Asset Management Day in Präffikon SZ sagte er, er sei noch nie einen CEO begegnet, der in ein Vermögensverwaltungsmandat der eigenen Bank investiert habe. Das spricht nicht gerade für die Glaubwürdigkeit der Leute auf den Teppich-Etagen der Banken.
Insofern war es nicht erstaunlich, dass diese Aussage auch viral sehr schnell die Runde machte.
Casal, McK: many executives do not invest in their own investment strategies! Different in other industries like retailing. So true! #samd16
— Adriano B. Lucatelli (@LucatelliA) April 7, 2016
Dass sich Casal so freimütig – und ehrlich – äusserte, ist sonst nicht gerade der Stil von McKinsey & Company. Die weltweit tätige Strategieberatungs-Firma gilt eher als diskret, zumal sie mehr oder weniger alle grösseren Banken zu ihrer Klientel zählen darf.
Selbstkritische Banker
Dass sich der Schweiz-Chef so kritisch gibt, könnte möglicherweise sogar die eine oder andere Kundenbeziehung gefährden, denn heutzutage setzen die meisten Banken sehr viel daran, ihrer vermögenden Klientel diskretionäre Mandate zu verkaufen. Damit lässt sich in den zunehmend margenschwächeren Zeiten immerhin noch etwas Geld verdienen.
Allerdings waren an dem Anlass auch einige selbstkritische Banker anwesend, die nach Casals Referat hinter vorgehaltener Hand durchaus einräumten, dass viele Vermögensverwaltungsmandate halt doch nicht das abwerfen würden, was deren Verkäufer jeweils in Aussicht stellten – selbst bei Banken, die sich bisweilen mit dem angeblich besten Portfolio-Management brüsten.
Hohe Abzüge
Ganz aus der Luft gegriffen hatte Casal seine Aussage auch nicht. Denn bei der Frage, ob die Asset-Management-Industrie wirklich Mehrwert kreiere, verwendete er ein Slide, der aufzeigte, wie die meisten Strategiefonds (vergleichbar mit einem diskretionären Mandat) einem gewöhnlichen Investment in je 50 Prozent Aktien und Obligationen über einen Zehn-Jahres-Zyklus eindeutig unterlegen sind.
Um dies zu veranschaulichen, nahm Casal in seinem Referat für ein diskretionäres Mandat eine durchschnittliche Rendite von 4,5 Prozent über zehn Jahre an. Dabei brachte er dann 1,1 Prozent-Punkte an Kosten für die taktische Asset-Allokation in Abzug, 0,3 Prozent-Punkte für die Produkte-Selektion sowie 1,3 Prozent-Punkte für die Management- und Custody-Gebühr.
Traumhafte Renditen
So verbleibt unter dem Strich noch eine Rendite von 1,9 Prozent, was erheblich weniger ist als rund 4 Prozent, die ein gewöhnliches Investment (in 50/50 Prozent Aktien/Obligationen) im Vergleich dazu über zehn Jahre erbrachte.
Dass gewisse (diskretionäre) Mandate oder individuelle Strategien aber durchaus erfolgreich sein können, illustrierte Casal an einem anderen Beispiel – an den Renditen, welche die Investment-Spezialisten der Anlagestiftungen grosser amerikanischer Universitäten zwischen 2005 und 2015 erzielten:
- Princeton: 10,1 Prozent
- Yale: 10,0 Prozent
- Pennsylvania: 7,9 Prozent
- Harvard: 7,6 Prozent
- Cornell: 7,2 Prozent
Gewöhnliche Finanzinstitute erreichen solche Renditen aber offenbar kaum. Insofern haben die Bankchefs guten Grund, nicht in die diskretionären Mandate ihrer Arbeitgeber zu investieren. Doch warum sollten es dann die Kunden tun?