Der stotternde Wirtschaftsmotor trifft auch den Goldmarkt: Es wird weniger Edelmetall gekauft. Aber zumindest braucht die Welt mehr Gold für ETFs.
Die Nachfrage nach physischem Gold sank in den Monaten Juli bis September deutlich: Im Vergleich zum gleichen Vorjahresquartal reduzierten sich die statistisch erfassten Goldverkäufe um 14 Prozent auf 58 Milliarden Dollar.
Konkret wurden im dritten Quartal 1084 Tonnen umgesetzt, zu einem Durchschnittspreis von 1'652 Dollar pro Unze.
Dies zeigt der jüngste Trendbericht des World Gold Council. Laut dem Weltverband der Goldproduzenten spiegeln sich hier die eher abgekühlten weltwirtschaftlichen Bedingungen.
Bei der Juweliers-Nachfrage fiel der Rückgang mit 2 Prozent noch eher bescheiden auf. Stark spürbar, so die Autoren der «Gold Demand Trends», sei hier eine bescheidenere Nachfrage aus China (inklusive Hong Kong) gewesen: Mit einem Minus von 8 Prozent hielten sich die Chinesen im dritten Quartal deutlich zurück. Eher stützend wirkte indessen Indien, das sowohl für Schmuck (plus 4 Prozent) als auch für industrielle Verwendung (plus 8 Prozent) mehr Gold nachfragte.
Dennoch: Global gesehen, war auch der Goldbedarf für die industrielle und technologische Verwendung rückläufig. Hier betrug das Minus wertmässig 9 Prozent. Das Volumen sank um 6 Prozent auf 108 Tonnen.
Bemerkenswert: Besonders klar – im Vergleich zum Vorjahresquartal – war der Nachfragerückgang bei den Käufen von Gold als Anlagevehikel. An Goldbarren und Münzen wurde 18 Prozent weniger umgesetzt. Besonders die Nachfrage aus Westeuropa sei im Vorjahresvergleich spürbar rückläufig gewesen, meldet der World Gold Council.
Das letzte Jahr war eine Ausnahme
Einen Grund dafür orten die Autoren der Studie im Basiseffekt: Das dritte Quartal 2011 hatte eine Rekordnachfrage nach Goldbarren und Goldmünzen erlebt. Angesicht von Eurokrise, Fiscal-Cliff-Debatten, Inflationsängsten und wankelmütigen Börsen wurde damals fast doppelt so viel Gold gekauft wie im Fünfjahresschnitt.
Immer noch spürbar ist auf der anderen Seite, dass zahlreiche Anleger via Gold-ETF von den steigenden Kursen beim Edelmetall zu profitieren hoffen. Der ETF-Bereich war das einzige Segment, das im letzten Quartal zulegen konnte, und zwar klar: Das Plus betrug 49 Tonnen oder satte 56 Prozent.
Als Nettokäufer traten weiterhin die Zentralbanken auf: Sie erwarben 97 Tonnen Gold – und waren damit also für fast einen Zehntel des internationalen Goldbedarfs im letzten Quartal verantwortlich.