Für die Basler Kantonalbank hat der Fall ASE Investment materielle und auch personelle Folgen: CEO Hans Rudolf Matter tritt per Ende Jahr zurück.
Der am Dienstag publizierte Bericht, den die von der Basler Kantonalbank (BKB) beauftragte Anwaltskanzlei Bär & Karrer erstellt hat, fördert ein erschütterndes Bild der Aktivitäten der ASE Investment AG zutage. Obwohl auf Seite der BKB ebenfalls Fehler festgestellt wurden, bescheinigte Bär & Karrer der Kantonalbank dennoch «eine gute Organisationsstruktur».
Ad interim-Lösungen in der operativen Leitung
Im Hinblick auf seine Gesamtverantwortung für das operative Geschäft der Bank hat Hans Rudolf Matter als oberster Verantwortlicher der Bank entschieden, die Führungsverantwortung per Ende 2012 abzugeben und vorzeitig in Ruhestand zu gehen.
Der Bankrat hat Guy Lachapelle, derzeit Stellvertreter des Direktionsvorsitzenden und Leiter des Bereichs Firmenkunden und Institutionelle, zum Direktionsvorsitzenden ad interim ernannt. Marc Künzli, zurzeit Stellvertreter des Bereichs Firmenkunden und Institutionelle, wurde zum Leiter ad interim dieses Bereichs ernannt. Die Ernennungen werden spätestens auf den 1. Januar 2013 wirksam, wie die BKB in ihrer Medienmitteilung schreibt.
Kulante Behandlung der Geschädigten in Aussicht gestellt
Da weder die ASE Investment noch deren Organe in der Lage sein werden, die von ihnen verursachten Verluste zu decken, will sich die BKB gegenüber Ersatzbegehren von Kunden der ASE «als Ausdruck des Prinzips, ein fairer Geschäftspartner zu sein», kulant zeigen. Die Bank ist gemäss eigenen Angaben «bestrebt, sich mir ihren Kunden über eine Schadensbeteiligung gütlich zu einigen».
Gleichzeitig weist die BKB aber darauf hin, «dass die Kunden eine erhebliche Eigenverantwortung für ihren Schaden trifft, haben sie doch die ASE ausgewählt und mandatiert». Die BKB anerkennt indes keine Haftpflicht, «sondern lebt ihr Verständnis von «fair banking» vor», wie die Bank weiter schreibt.
Jahresergebnis 2012 nicht tangiert
Die für eine allfällige Schadensbeteiligung der BKB anfallenden Kosten werden aus den Reserven für allgemeine Bankrisiken gedeckt und das Jahresergebnis 2012 nicht belasten, teilt das Institut mit.
Die BKB hatte im März 2012 mit einer Strafanzeige die Untersuchungen der Strafbehörden und Finma gegen die ASE Investment und deren Organe ins Rollen gebracht. Das, nachdem ein ASE-Kunde die BKB auf Unstimmigkeiten zwischen den von der ASE versandten Kontoauszügen und den effektiven Kontoständen hingewiesen hatte.
Im Mai 2012 entschied die BKB, die Vorkomnisse innerhalb der Bank durch die Antwaltskanzlei Bär & Karrer «unabhängig, vorbehaltlos und umfassend» zu untersuchen und unter bankregulatorischen Gesichtspunkten würdigen zu lassen.
Netz von Lügen und Intransparenz
Der Bericht von Bär & Karrer zeigt ein erschütterndes Bild der Aktivitäten der ASE. Dies hat ihre Kunden offenbar systematisch in vertragswidriger und vermutlich strafbarer Weise geschädigt. Dabei sei es der ASE gelungen, ihre Handlungen vor den Kunden, der BKB und Finma jahrelang durch ein Netz von Lügen und Intransparenz zu vertuschen.
Es müsse befürchtet werden, dass ellein die ehemaligen Kunden der ASE mit Konten bei der BKB Verluste von schätzungsweise über 100 Millionen Franken erlitten haben. Das gesamte Ausmass der durch die ASE verursachten Verluste könne die BKB nicht beurteilen, da Kunden der ASE auch Kundenbeziehungen mit anderen Banken unterhielten. Angeblich sind auch die Zürcher und Luzerner Kantonalbank, Swissquote und die Saxo Bank in den ASE-Fall involviert.