Nachfolgeplanung und Vermögensübertragung, Steuern, Wachstums- und Entwicklungsmöglichkeiten, Governance der Familie sowie politische Unsicherheiten. Das sind gemäss dem jüngsten Julius Bär Family Barometer die Themen, die begüterte Familien weltweit am meisten beschäftigen.

Welche Themen beschäftigen begüterte Familien aktuell? Dieser Frage ist das Julius Bär Family Barometer nachgegangen. Die Bank hat dazu 1800 interne und externe Experten weltweit befragt, die mit sehr vermögenden Kunden (UHNW) und deren Familien arbeiten und sie beraten. Am Montag ist die Ausgabe 2024 erschienen, die zusammen mit dem Unternehmensberater PwC Schweiz erstellt worden ist.

Das Bestreben, Unternehmen und andere Vermögenswerte der nächsten Generation weiterzugeben, also die Nachfolgeplanung und damit ein familienspezifisches Thema, steht zuoberst auf der Prioritätenliste. Allerdings werden die künftigen Vermögensempfängern von den aktuellen Eigentümern mehrheitlich nicht in strategische Diskussionen über die Vermögensverwaltung einbezogen. 48 Prozent werden kaum und 6 Prozent gar nicht beteiligt.

Die Hälfte spricht nicht über das Geld

Auch Diskussionen über Vermögensübertragungen werden oft nicht geführt, aus Sorge vor familiären Konflikten (46 Prozent), weil man es nicht für notwendig hält (22 Prozent), oder weil es an Wissen mangelt (13 Prozent).

Vermögensempfänger müssten stärker in die Diskussionen über die Vermögensverwaltung einbezogen werden, damit sie besser auf ihre künftigen Aufgaben vorbereitet seien, fordern die Verfasser der Studie. Und sie empfehlen den Einbezug von professionellen Beratern und eine entsprechende Schulung der gebenden Generation, um Gespräche über Vermögensübertragungen zu erleichtern. 

Professionelle Governance ist oft nur Schein

Die Besteuerung landet als wichtigstes gesellschaftliches Thema auf Platz 2 der Prioritätenliste, gefolgt von einem weiteren familienspezifischen Themen, nämlich den Wachstums- und Entwicklungsmöglichkeiten für Individuen und Familien. Auch hier empfehlen die Verfasser Ausbildung (diesmal der empfangenden Generation) in Sachen Vermögensverwaltung und den Einbezug von externen Beratern. Damit könne das Risiko reduziert werden, dass das Vermögen nach einer Generation verschwunden sei.

Auf Platz 4 steht die Familienführung. Zwar werde rapportiert, dass die Governance einen hohen Grad an Professionalisierung aufweise. Aber de facto bleibe die Abhängigkeit von informellen Rahmenbedingungen hoch, stellen die Autoren nüchtern fest.

Die Politik beschäftigt auch die Familien

Und wie bei normalen Unternehmensumfragen schaffen es zurzeit auch beim Familienbarometer die politischen Unsicherheiten auf einen vorderen Platz in der Sorgenliste. Konkret geht es um die Folgen, welche die Polarisierung, die neue Geopolitik und die sich dadurch fragmentierende Weltwirtschaft auf die Vermögensverwaltung haben können.

Die Ergebnisse werden für die drei Regionen Europa, Asien und Naher Osten separat ausgewiesen, so dass auch geographisch bedingte Unterschiede in der Einschätzung sichtbar werden.