Das Firmenkundengeschäft ist in Corporate Banking und Investment-Banking unterteilt. Im Corporate Banking geht es vor allem um die derzeit öffentlichkeitswirksam besprochenen Kredite, meist in Verbindung mit dem Cash Management und Zahlungsverkehr. Dies in verschiedenen regionalen Ausrichtungen (Schweiz, Europa, global).
Im Investmentbanking geht es um Fusionen und Übernahmen und um Börsen-Transaktionen wie Börsengänge und die Ausgabe von Fremdkapital (Anleihen).
Eine Frage der Bilanz
Sauber trennen lassen sich die beiden Bereiche nicht, da das Cross-Selling über die beiden Bereiche hinweg gerade bei den wichtigen internationalen Konkurrenten der UBS eine grosse Rolle spielt.
Beginnen wir beim Corporate Banking: Da die UBS bei den Zinskonditionen die Schraube anzieht, öffnet sich das Feld für Mitbewerber. Diese springen mit individuell abgestuftem Risiko-Appetit in die Bresche. Am engagiertesten bringen sich bei KMU-Kunden Raiffeisen und die Kantonalbanken in Stellung.
Aber natürlich auf einem Preisniveau, das aufgrund der gestiegenen Zinsen und regulatorischer Verschärfungen im Zusammenhang mit Basel III und der angepassten Liquiditätsverordnung des Bundesrates etwas höher liegt als früher bei der Credit Suisse in der Negativzins-Welt. Am Ende ist es auch eine Frage der Bilanz: Wer risikobehaftete Firmenkredite auf voluminöse Kundenanlagen abstützen kann, ist im Vorteil.
Raiffeisen im Angriffsmodus
Die Raiffeisen Gruppe verfügt als zweitgrösste Schweizer Bank über eine Bilanzsumme von rund 300 Milliarden Franken und über rund 500 Firmenkundenberaterinnen und -berater. Sie bewirtschaftet mehr als 220'000 Firmenkundenbeziehungen. Bestandteil davon ist ein Corporate-Kreditbuch von knapp 50 Milliarden Franken, dazu kommt ein ungedecktes Buch in unbekannter Grösse.
Im letzten Jahr konnte die Bank rund 4'500 zusätzliche Geschäftskunden hinzugewinnen. Auch auf personeller Seite baut Raiffeisen aus: Sie nahm im letzten Jahr mehr als 50 neue Beraterinnen und Berater für das Firmenkundengeschäft unter Vertrag. Manche davon kamen von der UBS.
Das Dienstleistungsspektrum für Schweizer Unternehmen umfasst neben Cash Management und Krediten auch das inländische Kapitalmarkt-Geschäft, bei dem sich Raiffeisen mit einem Marktanteil von rund zehn Prozent, gemessen am Transaktionsvolumen seit Anfang Januar 2024, etabliert.
Citi global führend
Bei den grössten Kunden mit komplexen und globalen Anforderungen stehen Citi als weltweit führende Corporate Bank mit Tätigkeiten in etwa 160 Ländern, HSBC und die Deutsche Bank bereit. Dies war allerdings schon immer deren Domäne; auch die Credit Suisse hatte mit ihrem vergleichsweise kleinen internationalen Fussabdruck wenig Chancen auf die globalen Mandate von Nestlé und Co.
Anders sieht es beim Europa- und Schweiz-bezogenen Corporate Banking aus. Hier intensiviert sich der Wettbewerb. Es gibt durchaus Banken, die bereit sind, mit grösseren Kunden über den Zins zu sprechen, wenn im Gegenzug Mandate im Investment Banking winken.
In dieser früheren Paradedisziplin der Credit Suisse tut sich vor allem die BNP Paribas hervor, aber auch die Société Générale und amerikanische Häuser wie Citi und Bank of America.
Commerzbank bearbeitet Export-Sektor
Die Commerzbank in der Schweiz fokussiert sich auf exportorientierte Firmenkunden sowie Finanzinstitute. Als zweitgrösste Bank Deutschlands mit Präsenz in über 40 weiteren Ländern will sie Schweizer Export-Firmen anziehen, die im Ausland grosse Wachstumsambitionen haben.
Dabei wirft sie ihre Tradition als 1870 gegründete Handelsbank mit starkem unternehmerischen Gen und ein breites Dienstleistungsangebot, auch am Kapitalmarkt, in die Waagschale.
Dem Vernehmen nach hat die Commerzbank derzeit rund 1200 Kunden in der Schweiz, die diesem Beuteschema entsprechen. Tendenz wachsend.
Auf der schweizerischen Ebene bieten die Kantonalbanken, allen voran der Platzhirsch ZKB, attraktive Konditionen, die auch mit den vergleichsweise tiefen Refinanzierungskosten dieser Häuser zusammenhängt. Die niederländische ING-DiBa wiederum spricht über ihre Tochter Bank Mendes Gans besonders preissensitive Segmente an.
The Unlucky Few
Es sei für nicht ganz hoffnungslose Fälle immer noch gut möglich, zu günstigen Firmenkrediten zu kommen, hört man aus dem Markt.
Probleme hätten allenfalls mittelgrosse Schweizer KMU mit Liquiditätsbedarf in dreistelliger Millionenhöhe. Hier werde es für Player wie die Kantonalbanken und selbst Raiffeisen teilweise von der Grössenordnung her anspruchsvoll. Wenn sich dann noch aus Sicht der internationalen Konkurrenten zu wenige Cross-Selling-Möglichkeiten bieten, gehört man zu den wenigen echten Corporate-Opfern des CS-Untergangs.
Und im Investment Banking?
Wie sieht es im Investment Banking aus? Die gute Nachricht für die UBS ist, dass sie im Heimmarkt bei grösseren Mergers & Acquisitions (M&A) schon vor der Credit-Suisse-Übernahme erfolgreich unterwegs war. Auch aufgrund ihrer Grösse hat sie hier eine gute Stellung inne.
Noch stärker ausgeprägt gilt dies für umfangreichere Börsengänge (IPOs), wo die UBS wegen der Synergien mit ihrem starken Wealth Management meistens als «Lead Manager» gesetzt ist.
Im grenzüberschreitenden M&A sind ihre Karten weniger gut. Hier tobt seit Langem ein intensiver Kampf, in dem Schweizer Häuser schon grundsätzlich kein exzellentes Blatt haben. Erschwerend kommt dazu, dass die frühere Investmentbank der Credit Suisse in personeller Hinsicht substantielle Aderlässe verzeichnet: «CS-Investmentbanker wandern in Scharen ab», schrieb finews.ch schon vor einem Jahr.
Schwerer Stand im Cross-Border M&A
Gegenüber den internationalen, vor allem aus den USA stammenden, Platzhirschen dieses Geschäfts hat die UBS derzeit einen schweren Stand: Goldman Sachs, J.P. Morgan, Bank of America. Letztere übernahm vor einigen Monaten den Credit-Suisse-Veteranen Olof Engelbrekts von der UBS (finews.ch berichtete)
Kleinere, wendige und ambitionierte Nischen-Anbieter sorgen für zusätzliche Konkurrenz bei Firmenübernahmen. Zum Beispiel die Banque Edmond de Rothschild, welche in letzter Zeit viele prominente Deals auf der Verkäuferseite begleitet hat, die in aller Regel attraktiver ist als die Käuferseite.
Rothschild mischt mit
Die Rothschild-Bank ist in der Schweiz mit einem M&A-Team von über 10 Personen unterwegs und holt auch über ihre deutschen und französischen Einheiten substantielles Geschäft.
Oder die amerikanische Investment-Bank Jefferies, die Ausbaupläne in Zürich hegt, wie finews.ch anfangs Juni berichtete. Dazu kommen weitere Investmentbanken wie Lincoln International oder die global sehr branchenspezifisch operierende Houlihan Lokey (bis 2022 GCA Altium, finews.ch berichtete).
Marktanteil im Anleihen-Business am Sinken
Bleiben noch die Corporate Debt Markets, die primär die Platzierung von Anleihen beinhalten. Dies ist ein potentielles Wachstumsfeld, da auch zunehmend ausländische Emittenten die Schweizer Börsen als attraktive, weil günstige, Quelle für Fremdkapital entdecken.
Und es war ein Parade-Geschäft der Credit Suisse, die zeitweise mit rund 40 Prozent Marktanteil glänzte. Doch auch hier tobt ein intensiver Wettbewerb. Die UBS befindet sich als Bookrunner zwar seit Jahresanfang mit 32 Prozent Marktanteil auf Nummer 1, der kombinierte Marktanteil der beiden früheren Grossbanken befindet sich aber im Sinken.
Der Wettbewerb spielt
Zürcher Kantonalbank, BNP Paribas und Deutsche Bank verzeichnen ein substantielles Wachstum ihrer Marktanteile im Underwriting von Firmenanleihen.
Fazit: In sämtlichen Bereichen des Firmenkundengeschäfts spielt ein härterer Konkurrenzkampf, als er der UBS vermutlich gelegen kommt. Die Entscheidung der Finma, keine wettbewerblichen Auflagen für die CS-Übernahme zu formulieren, wirkt nachvollziehbar.
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