Einen Fall wie die Credit Suisse dürfe es nie mehr geben, betonte UBS-Chef Sergio Ermotti am Dienstagabend an einem Vortrag in Luzern. Gleichzeitig warnte er vor zu hohen regulatorischen Bestimmungen. Diese würden nichts bringen. Man müsse stattdessen die Warnsignale früher erkennen.

Wie viel sei denn zu viel beziehungsweise wann würde die UBS über einen Wegzug aus der Schweiz nachdenken, wurde Sergio Ermotti von einem jungen Zuhörer gefragt. Der UBS-Chef mochte nicht spekulieren. «Diese Swissness ist wichtig für uns. Die Schweiz profitiert aber auch von der UBS», antwortete er. 

Der Tessiner sprach am Dienstagabend auf Einladung des Instituts für Schweizer Wirtschaftspolitik (IWP) an der Universität Luzern über die Rolle einer globalen Bank für eine wettbewerbs- und zukunftsfähige Schweiz. Unter den Zuhörern waren unter anderem Kaspar Villiger, alt Bundesrat und ehemaliger Verwaltungsratspräsident der UBS, sowie Starwerber Frank Bodin auszumachen. 

Warnsignale zu lange übersehen

Der CEO der kombinierten UBS betonte mehrmals, dass sich ein solcher Fall wie jener der Credit Suisse nicht mehr wiederholen dürfe. Die UBS sei mit 80 Prozent der nun vorgeschlagenen Massnahmen von Bundesrat und Aufsichtsbehörden einverstanden. Aber man dürfe nicht übersteuern.

«Man darf jetzt die UBS nicht für den Untergang der Credit Suisse bestrafen», betonte er. Kein Kapital und keine Regulierung würden in einem Fall wie jenem der Credit Suisse helfen. «Man hat alle Warnsignale übersehen, das darf nicht mehr passieren», so Ermotti.

So hätten beispielsweise die Märkte bereits seit dem Jahr 2020 signalisiert, dass es ein Problem gebe. Der Aktienkurs habe deutlich unter dem Buchpreis gelegen. Nicht nur der Bundesrat und die Aufsichtsbehörden hätten zu lange zugesehen, auch die Aktionäre müssten sich an der Nase nehmen: Sie seien zu generös gewesen. 

Alfred Escher zum Vorbild nehmen

In den Augen von Ermotti wäre es ein Fehler zu denken, im internationalen Wettbewerb würden lokale Banken genügen. Andere Finanzzentren wie H0ngkong oder Singapur wären letztlich die Nutzniesser dieser Entwicklung. «Wir dürfen nicht selbstgefällig sein», betonte er und rief dazu auf, sich Alfred Escher, den Gründer der Credit Suisse zum Vorbild zu nehmen.

Dieser sei bodenständig und visionär gewesen. Dieser habe Mut und Weltoffenheit gezeigt. Auf die heutige Zeit übertragen bedeutet dies laut Ermotti: Was gut ist für den Schweizer Finanzplatz und die UBS, ist auch gut für den Werkplatz Schweiz.

Oder wie es der UBS-Chef im Rahmen der Publikumsfragen sagte: Je mehr eine Bank reguliert werde, desto weniger Geld fliesse an die Aktionäre. Aber auch die Kunden würden dies zu spüren bekommen. 

Kritik an der Kritik

Ermotti bezeichnete die UBS als Leuchtturm des Schweizer Finanzplatzes und kritisierte die Kritik an der neuen Grossbank. Es werde mit zu vielen Falschinformationen operiert, zu sehr pauschalisiert.

Die Grösse der UBS-Bilanz sei ein schlechter Gradmesser für die Beurteilung des Risikos. «Die kombinierte UBS ist viel kleiner als im Jahr 2007 und weist ein massiv besseres Risikoprofil auf», betonte Ermotti.

Alle Skeptiker vermochte der UBS-Chef damit wahrscheinlich nicht zu überzeugen. Doch am Dienstagabend hatte er bei seinem Vortrag in Luzern das Publikum auf seiner Seite: Lang anhaltender Applaus war ihm sicher.