Schweizer und Liechtensteiner Finanzinstitute haben den deutschen Private-Banking-Markt als attraktives Jagdrevier entdeckt. Davon zeugen etwa die Wachstumspläne von LGT, LLB oder auch der ZKB. Jetzt schafft die niederländische ABN Amro mit einem Zukauf ein neues Schwergewicht.
Der deutsche Wealth-Management-Markt kommt ordentlich in Bewegung. Die niederländische Grossbank ABN Amro verstärkt ihren deutschen Ableger mit einer Akquisition.
Die Mitteilung zum Kauf der Frankfurter Bank Hauck Aufhäuser Lampe (HAL) wurde mitten in der Nacht um 2 Uhr früh am Dienstag an die Medien verschickt. ABM Amro kauft HAL von der chinesischen Fosun International Group für 672 Millionen Euro. Geplant ist, die Frankfurter Privatbank mit der ebenfalls in der Finanzmetropole am Main beheimateten deutschen Tochter Bethman Bank zusammenzulegen.
Damit entsteht ein neues Schwergewicht im Segment der reichen Privatanlegerinnen und Privatanleger. Zusammen mit HAL sei Bethmann mit einem verwalteten Vermögen von insgesamt rund 70 Milliarden Euro drittgrösster Anbieter von Vermögensverwaltung für vermögende Privatkunden im deutschen Markt, wie es weiter heisst.
Ausländische Service-Töchter ausgeklammert
HAL, die es auf AuM von rund 26 Milliarden Euro bringt, wird fast vollständig übernommen. Lediglich die luxemburgischen und irischen Asset-Servicing-Töchter verbleiben bei Fosum. Der Abschluss der Transaktion ist für das erste Quartal 2025 geplant.
Nach Abzug von Einmal- und Integrationskosten sollen mit dem Zusammenschluss innerhalb von drei Jahren Kosten- und Ertragssynergien vor Steuern in Höhe von rund 60 Millionen Euro realisiert werden.
Zukauf von Credit-Suisse-Geschäft vor 11 Jahren
Der niederländische Finanzkonzern hatte das Bankhaus Bethmann–Maffei 2004 mit dem Bankhaus Delbrück verschmolzen. 2013 wurde das in Deutschland gebuchte Private-Banking-Geschäft der Credit Suisse hinzugekauft und bei Bethmann eingegliedert. Mit der jetzigen Akquisition wird Deutschland zum zweitgrössten Markt von ABM Amro, betont das Unternehmen.
Deutschland sei der grösste Private-Banking-Markt Europas. «Die Übernahme von Hauck Aufhäuser Lampe auf dem für uns zentralen deutschen Markt unterstützt unsere Wachstumsambitionen und zeigt unser langfristiges Interesse, unsere Marktposition in dieser wichtigen Region strategisch auszubauen», sagt Gruppen-CEO Robert Swaak.
Zielgruppe Familienunternehmen
Mit dem Kauf werde man zudem zu einem der führenden Anbieter von Bankdienstleistungen für Familienunternehmen und den Mittelstand in Deutschland. Alle Kundengruppen würden von erweiterten Dienstleistungen profitieren können.
Laut dem Internetportal «finanz-szene.de» haben die Gespräche um den Kauf bereits vor einigen Wochen vor einem Abschluss gestanden, wurden aber durch Einzelheiten um die Ausklammerung der internationalen Service-Töchter verzögert.