Die als verschwiegen und konservativ bekannte Privatbank J. Safra Sarasin will reichen Kunden neuerdings nicht nur bei der Vermögensverwaltung zur Seite stehen. Nach einem Fischzug bei der Credit Suisse folgt nun der nächste Personalcoup im Investmentbanking.

Gegenüber finews.ch hat es Jürg Haller, der Präsident der Privatbank J. Safra Sarasin, im vergangenen April bereits anklingen lassen: Das Institut wolle das Angebot im Bereich des Investmentbanking ausbauen, etwa in der Beratung bei Fusionen und Übernahmen (M&A).

Dazu legt das Geldhaus, das zum Imperium der brasilianischen Bankerdynastie Safra gehört, nun in London den Grundstein. Dort hat das Institut ein Team von ehemaligen Investmentbankern der amerikanischen Konkurrenten Goldman Sachs und Bank of America abgeworben, wie aus einer Mitteilung vom Dienstag hervorging.

Die britische Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) hatte zuerst über den Vorstoss berichtet.

Fokus auf Privatmarkt-Transaktionen

Mit der Truppe und dem extra neu geschaffenen Bereich «Strategic Advisors» ist die Bank nun bestrebt, die Beratung bei M&A-Transaktionen und bei Kapitalmarkt-Geschäften auszuweiten.

Die Privatbank will damit reichen Unternehmerkunden und Family Offices in einem weiteren Bereich des Banking-Spektrums zur Seite stehen. Ein besonderer Fokus gilt dabei Privatmarkt-Deals abseits der Börse, die für die Bank auch aus einer Investment-Perspektive interessant sind.

Die Abteilung wird dabei vom bisherigen Bank-of-America-Kader Edward Joudrey geleitet, wie es weiter hiess. Zu den weiteren neuen Mitgliedern gehören Yegor Bryukhanov und Lorenzo Sforza.

Ein Blatt aus dem Heft der «Unternehmerbank»

Dies ist Bereich der zweite Coup von J. Safra Sarasin im Investmentbanking. Vergangenen Juni hatte das in Basel beheimatete Institut ganzes Investmentbank-Team der Credit Suisse (CS) für das Anleihengeschäft rekrutiert. Das Team soll die Fähigkeiten im Bereich der Fremdkapital-Märkte erweitern, wobei der Schwerpunkt auf der Emission und dem Underwriting von Anleihen in Franken für Emittenten liegt.

Sinnigerweise folgt die Privatbank damit auch in den Fussstapfen der gescheiterten CS, die als selbsternannte «Unternehmerbank» Vermögensverwaltung und Investmentbanking aus einer Hand anbieten wollte.

Günstige Gelegenheit

Das Umfeld für einen Vorstoss ist günstiger als auch schon: Nach einer monatelangen Eiszeit hat das M&A-Geschäft seit Ende 2023 an Fahrt gewonnen. Die Branche ist nun hoffnungsvoll für das Gesamtjahr. Die lukrativsten Deals werden aber die angestammten Riesen – darunter Goldman Sachs und Bank of America – unter sich ausmachen wollen.