Lombard Odier hat im Sommer ein umfangreiches Team ehemaliger CS-Banker in Zug übernommen und damit am Finanzplatz für Aufsehen gesorgt. Nun hat die Genfer Privatbank eine Marktoffensive in der Zentralschweiz gestartet.
Mit einem Paukenschlag überraschte die Privatbank Lombard Odier dieses Jahr die Schweizer Finanzgemeinde. Anfang August wechselte ein ganzes Team erfahrener Banker der Credit Suisse (CS) Schweiz unter der Leitung von Marco Arnold zum Genfer Institut.
Das Investmenthaus nutzte die Gelegenheit, um in Zug gleich einen neuen Standort zu eröffnen. Mit diesem strategischen Schritt will es seine Präsenz in der Deutschschweiz ausbauen, wo sich die Genfer in der Vergangenheit eher schwer taten.
Nach etwas mehr als 100 Tagen im Amt gibt Arnold nun erste Einblicke, die er und sein Team bei Lombard Odier gewonnen haben. Er sei überrascht, dass «doch vieles anders ist als bei einer Grossbank», sagt der Topmanager auf dem firmeneigenen Blog. Unter anderem sei das Zugehörigkeitsgefühl zur Organisation «besonders ausgeprägt».
Echte Dynamik
Man habe bereits viele Gespräche mit vermögenden Privatpersonen geführt, die gezeigt hätten, dass die Zentralschweiz einer Bank wie Lombard Odier gegenüber «sehr aufgeschlossen» sei. Als Local Managing Director sei es ihm wichtig, «dass wir auch in zehn, 20 oder 30 Jahren noch die bevorzugte Bank unserer Kundinnen und Kunden und der nächsten Generationen sind».
Am Wirtschaftsstandort Zug stellt Arnold eine «echte unternehmerische Dynamik» fest. «Viele unserer Kontakte sind Unternehmer oder Führungskräfte.» Deshalb habe man sich in Zug darauf spezialisiert, sie zu unterstützen. Sein Team verfüge über langjährige Erfahrung in der Betreuung dieser Klientel. «Wir verstehen die geschäftlichen und privaten Anliegen unserer Kundinnen und Kunden, wissen, wie man eine Unternehmensbilanz liest, und sprechen ihre Sprache», betont der Spitzenmanager.
Lukrativer Geschäftszweig
Im so genannten Marktbereich Entrepreneurs & Executives (E&E) betreuen Spezialisten Manager und Unternehmer an der Schnittstelle zwischen Firmenkundengeschäft und Private Banking. Das gilt als lukratives Geschäft, und auch Staatsbanken wie die Luzerner Kantonalbank wollen dieses Geschäftsfeld künftig verstärkt angehen, wie das Kredithaus zu Wochenbeginn bekannt gab.
Mit Arnolds Team ist der zweitgrössten Genfer Bank also ein geschickter Schachzug gelungen. Denn es verfügt über insgesamt mehr als 130 Jahre Bankerfahrung und neben der Expertise im Wealth Management auch über ein breites und fundiertes Wissen im Investment und Corporate Banking. Arnold selbst war vor seinem Wechsel 15 Jahre als Leiter Entrepreneurs & Executives (E&E) bei der Credit Suisse Zug tätig.
Zusammen auf Kundenjagd
Nur wenige Monate zuvor hatte Lombard Odier bereits mit der Nachricht überrascht, dass auch Serge Fehr, der bei der CS jahrelang das Schweizer Private Banking geleitet hatte, zum Westschweizer Traditionshaus wechselt. Zusammen sollen die beiden möglichst viele reiche Kunden gewinnen – wobei sie ihre Kontakte aus CS-Zeiten in die Waagschale werfen dürften.