Eine neue Studie zu Schweizer Regionalbanken geht den Befindlichkeiten rund die Übernahme der Credit Suisse nach. Nicht wenige Institute wittern Chancen im Schatten der entstehenden Megabank.
Niemand im Swiss Banking spricht gerne offen über den Elefanten im Raum. Am ehesten repetieren Branchenvertreter noch das Diktum der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg), dass die Geschehnisse, die im März zur Zwangsübernahme der Credit Suisse (CS) geführt haben, gründlich aufgearbeitet werden müssen.
Zern & Partner hakten in einer am Dienstag veröffentlichten Branchenanalyse zu den regional tätigen Banken nun nochmals nach. Für die aktuelle Ausgabe der im Auftrag der Berner Kantonalbank und das Portal «Schweizeraktien.net» erstellten Studie wollte das Analysehaus von Regional- und Kantonalbankchefs wissen, wie sie die langfristigen Auswirkungen der CS-Übernahme durch die UBS auf den Bankenplatz charakterisieren würden.
«Ganzer Deal schlecht»
Die Antworten von 29 Umfrageteilnehmenden lassen darauf schliessen, dass die heranwachsende «Monsterbank» in der Region kaum Freunde findet. «Nicht auszuschliessen, dass ein ähnlicher Fall bei der UBS passieren wird», zitiert die Studie einen Befragten, oder: «Skeptisch. Ganzer Deal für Volkswirtschaft, Finanzbranche, Grossbanken schlecht. Image-Schaden». Ebenfalls fürchten manche, dass die Reaktion des Regulators auf den beinahe-Untergang der CS auch die kleinen Akteure trifft.
Es gibt jedoch auch Banker in der Region, die Chancen im Schatten der neuen UBS ausmachen. Ein Kommentar lautete: «Chance für uns Regionalbanken, unter anderem mit dem Argument überblickbarer Strukturen.»
Mehr Marge im Kerngeschäft
Dabei, und das halten Zern & Partner eplizit fest, sind die Regionalbanken generell in Festtagsstimmung. Die Einschätzung der allgemeinen Lage sei so positiv wie noch nie seit Messbeginn vor zehn Jahren (siehe Grafik unten). Die Autoren schreiben von einem «gesunden und auch trotz widriger Umstände wachsenden Selbstvertrauen».
Zu tun hat dies wohl nicht zuletzt mit dem Kerngeschäft: den Zinseinnahmen. Dort hat sich dank der Zinswende die Marge deutlich ausgeweitet – hiesige Banken haben dabei in der Regel die Preise für Hypotheken rasch erhöht, während sie mit der Weitergabe der steigenden Zinsen auf Spareinlagen zuwarteten.
Auch in der Region profitierten die Institute vom höheren Zinsniveau, wie sich nun zeigt. Für mehr als die Hälfte der Befragten ist die Zinsmarge bereits 2022 gestiegen und klettert nun weiter. Knapp 43 Prozent der Befragten gaben an, dass immerhin die Margenkompression gestoppt wurde und die Marge auf tiefem Niveau konsolidiere. Lediglich 3,6 Prozent spürten keine Auswirkung auf die Zinsmarge.
Wachstum hat einen Haken
Wie weiter aus der Studie hervorgeht, wird nun auch das künftige Wachstum im traditionellen Kerngeschäft erwartet, und nicht zwingend beim Vorstoss in neue Märkte oder der Digitalisierung. Demgegenüber gewann das Vorhaben, die Kreditvergabe auszuweiten, den grössten Beifall im Vergleich zu früheren Werten. Da aber gleichzeitig die meisten Befragten bei den Hypotheken mit normalem Wachstum und einer stagnierenden Marge rechnen, könnte sich dieser Plan noch als echte Knacknuss entpuppen.
Möglicherweise auch deswegen kommen mehr Regionalbankerinnen und -banker zum Schluss, dass die Branche ihren «Peak» schon gesehen hat. So geht jede und jeder vierte Befragte davon aus, dass sich in den nächsten zehn Jahren das Marktumfeld für regional tätige Banken verschlechtert. Im Jahr zuvor hatten sich nur 15 Prozent pessimistisch geäussert.
Umgekehrt erwarten noch knapp 11 Prozent eine Verbesserung, nach 25 Prozent im Vorjahr. Der Anteil, der gleichbleibende Bedingungen erwartet, stieg auf mehr als 64 Prozent.