Die Geschichte der Credit Suisse geht in Singapur mit einem kräftigen Schlussakkord zu Ende. Im ersten Quartal hat die von der Konkurrentin übernommene Schweizer Grossbank im Investmentbanking eine starke Leistung gezeigt und damit die UBS deutlich übertroffen.
Bis die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS abgeschlossen ist, dürften noch mindestens zwei Quartale vergehen. Bis dahin bleibt die zweitgrösste Bank der Schweiz ein eigenständiges Unternehmen. Das bedeutet auch jede Menge Stillstand und Lähmung, was bis zum Ende des Jahres anhalten könnte.
Die Bank wird weiterhin vor sich hin dümpeln, mit einer Geschäftsleitung und einem Verwaltungsrat, der in der Zwischenzeit zum pro forma Verwalter reduziert wird.
CS in den Top fünf
Doch ein Bereich sticht jetzt noch einmal heraus. Die Credit Suisse konnte ihre künftige Muttergesellschaft im Investment-Banking-Markt in Singapur im ersten Quartal deutlich übertreffen.
Gemäss den jüngsten Daten von Refinitiv stieg die Credit Suisse von Platz 18 im Vorjahr auf den fünften Platz der Investmentbanken im Stadtstaat auf, indem sie etwas mehr als 11 Millionen Dollar an Gebühren einnahm, was fast einer Verdreifachung gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die UBS ihrerseits schaffte es nicht einmal in die Liste der Top Ten.
Wenige Deals
Im M&A-Geschäft verbesserte sich die Credit Suisse auf den dritten Platz vom siebten Platz im Vorjahr, obwohl der Gesamtmarkt um weit mehr als die Hälfte schrumpfte. Dabei war die Credit Suisse in nur einer Transaktion beratend tätig und der Wert des von ihr betreuten Geschäftsvolumens lag mit 358 Millionen Dollar 93 Prozent tiefer.
Die UBS wurde im gleichen Zeitraum vom fünften auf den sechsten Platz verwiesen. Auch hier gab es nur ein Beratungsmandat mit einem Volumen von 123 Millionen Dollar.
Im Vorjahr schaffte es keine der beiden Schweizer Banken in die Top Ten der Aktien- und aktienbezogenen Ranglisten, und beide fielen im vierten Quartal aus den Rängen der in den Stadtstaaten ansässigen Anleiheemittenten heraus.
Schwäche bei Anleihen
Das bedeutet, dass die beiden Banken ab 2024 einen Berg Arbeit vor sich haben, wenn es um festverzinsliche Wertpapiere geht. Dieser Bereich stellt im Vergleich zu anderen bedeutenden globalen Instituten mit einem starken Private-Banking- oder Wealth-Management-Geschäft traditionell eine Schwäche der Schweizer Häuser dar.
Angesichts der Tatsache, dass festverzinsliche Anlagen nach Jahren niedriger oder gar keiner Zinsen und quantitativer Lockerung bei den Anlegern wieder im Trend liegen, bedeutet das, dass die Wettbewerber davonziehen könnten.
Das beschränkte Angebot und der Vertrieb könnte langfristig zu einem Wettbewerbsnachteil werden, insbesondere im Vergleich zu Banken, die über eine grosse Anzahl von vermögenden Privatkunden verfügen.
So war HSBC im ersten Quartal der führende Anbieter von Anleihekapitalmarktgeschäften in Singapur, gefolgt von Société Générale, Barclays, J.P. Morgan und DBS.
Weit abgeschlagen bei Krediten
Diese Schwäche spiegelt sich auch in den regionalen Daten zu Konsortialkrediten, die ebenfalls kürzlich von Refinitiv veröffentlicht wurden.
Keine der beiden Schweizer Banken schaffte es auf die Rangliste der mandatierten Arranger-Kredite in Asien (ohne Japan), während HSBC, hinter der Bank of China und Mizuho, den dritten Platz belegte. OCBC lag auf dem vierten, DBS auf dem neunten und Standard Chartered dem zehnten Rang.
Das dürfte dem wohl noch zu bildenden gemeinsamen CS/UBS-Strategieteam reichlich Stoff zum Nachdenken geben.