CS-Banker mit grossem Leistungsausweis stehen bei Konkurrenzbanken jetzt hoch im Kurs, vor allem auch im Wachstumsmarkt Asien. Ein japanischer Riese will aber nicht systematisch Mitarbeitende der Schweizer Grossbank abwerben.
Nach dem Zusammenbruch der Credit Suisse versuchen zahlreiche Wall-Street-Banken und europäische Finanzhäuser, Top-Talente der Schweizer Grossbank abzuwerben. Das Treiben kommt nicht überraschend. Denn viele Spitzenkräfte und Mitarbeitende der CS verfügen über wertvolles Knowhow und Netzwerke, die andere Banken für den Ausbau ihres Geschäfts nutzen können.
Vor allem im lukrativen Wachstumsmarkt Asien ist die CS für ihr Vermögensverwaltungs-Geschäft mit wohlhabenden Asiaten bekannt. Da der Markt für Toptalente hart umkämpft ist, sind Konkurrenzbanken laut Headhuntern inzwischen sogar bereit, für herausragende CS-Banker mit nachgewiesenem Leistungsausweis tief in die Tasche zu greifen.
Iqbal Khan auf Sondermission
Schon vor dem Notverkauf an die Schweizer Konkurrentin UBS hatte die Reputation der Credit Suisse so stark gelitten, dass viele ihrer Spitzenkräfte das Unternehmen verlassen hatten oder kurz davor standen. Um einem Exodus entgegenzuwirken, reiste Iqbal Khan, Präsident des Global Wealth Management der UBS, vergangene Woche sogar zu einer so genannten Townhall nach Hongkong.
Zusammen mit Francesco De Ferrari, dem derzeitigen Chef des Wealth Management der Credit Suisse, stellte Khan dort den CS-Mitarbeitenden aus der Region Asien-Pazifik Weiterbeschäftigungspakete in Aussicht. Mit solchen Massnahmen will die UBS CS-Privatbanker an sich binden.
«Unsere Pläne haben sich nicht geändert»
Während die Konkurrenz die Jagd auf CS-Talente eröffnet hat, will eines der grössten asiatischen Wertschriftenhäuser, die japanische GrossbankNomura Holdings, nun aber davon absehen, systematisch Mitarbeitende der Schweizer Bank abzuwerben oder ganze Geschäftsteile zu übernehmen.
Dies erklärte Christopher Willcox, Leiter des Wholesale-Geschäfts von Nomura, in einem Gespräch mit der Agentur «Bloomberg» (Artikel kostenpflichtig). «Wir werden nicht plötzlich 30 Leute einstellen, nur weil sie zufällig durch ein einmaliges Ereignis frei werden. Unsere Pläne haben sich wegen der Credit Suisse nicht geändert.»
Während andere Banken ihren Einstellungsstopp teilweise aufheben, um sich jetzt Topmanager der CS zu sichern, mahnt Nomura zur Vorsicht. «Manchmal sieht es so aus, als ob solche Ereignisse eine riesige Chance bieten, aber sie bergen auch Risiken», sagte Willcox.
Schlechte Erfahrungen mit Lehman Brothers
Sinnigerweise hatte Nomura bei der Lehman-Pleite vor 15 Jahren Geschäftsteile des bankrotten US-Wertpapierhauses gekauft. Die Japaner übernahmen damals rund 8’000 Lehman-Mitarbeiter. Doch der Umzug trieb die Kosten in die Höhe und führte zu einer Reihe von Abschreibungen.