Alles deutet daraufhin, dass der UBS die geplante Übernahme der Credit Suisse von den Schweizer Aufsichtsbehörden aufoktroyiert wird. Das Fusionsprojekt kämpft damit schon vor Inkrafttreten mit heftigem Gegenwind.
Die Aktie der Credit Suisse (CS) ist am vergangenen Freitag bei 1.86 Franken aus dem Handel gegangen. Nun soll die Erzrivalin UBS maximal 1 Milliarde Franken für die gesamte Grossbank bieten. Das macht noch 25 Rappen je Aktie. Der brutale Abschlag ist ein klares Indiz dafür, dass der Mega-Merger noch vor seiner Bestätigung an mehreren Konstruktionsfehlern krankt. Das sind die wichtigsten sechs Gründe:
1. Die Käuferin in spe will nicht
Die UBS ist dafür bekannt, bei Übernahmen ganz genau zu kalkulieren. So ist die Grossbank im vergangenen Jahr offenbar auch deshalb von der Milliarden-Übernahme des US-Fintechs Wealthfront zurückgetreten, weil sich mit der Zinswende die Bewertung des Deals verändert hatte. Dass die Grossbank die CS offenbar nur zu einem derartigen Discount übernehmen will, zeigt deutlich, wie zuwider dem Bräutigam in Spe diese Hochzeit ist. Sollte sie nicht um diese Verbindung herumkommen, will die Nummer eins des Swiss Banking wenigstens ihr finanzielles Risiko so tief wie möglich halten.
2. Die CS sträubt sich ebenfalls
Wie auch finews.ch berichtete, wollen die Eigner der CS den kolportierten Übernahmepreis ihrerseits nicht schlucken. Die Saudi National Bank, welche die zweitgrösste Schweizer Bank vergangenen Herbst mit 1,5 Milliarden Franken an frischem Kapital alimentiert hat, sträubt sich offenbar gegen den Deal. Die Saudis stützen jene Kräfte bei der CS, die eine Fusion zu diesem Preis ebenfalls ablehnen. Damit droht der Takeover für das Institut doppelt «unfriendly» zu werden.
3. Governance und Gesetze werden ausgehebelt
Die Aktionäre der CS wären die grösste Verlierer der Fusion, könnten sie doch mit nur mehr 25 Rappen je Aktie rechnen. Um die Transaktion noch vor Börsenbeginn am Montag festgezurrt zu bekommen, setzten sich die federführenden Behörden offenbar auch über Governance und Gesetze hinweg: So soll die eigentlich zwingende Konsultation der Eigentümer entfallen. Auch das Schweizer Wettbewerbsrecht könnte mit einer Notfallklausel ausgesetzt werden, wie das Schweizer Fernsehen «SRF» berichtete.
4. Den Angestellten droht ein Blutbad
Bankenchefs wiederholen gerne und gebetsmühlenartig, dass bei einer Fusion in der Branche die Unternehmenskulturen zwingend zusammenpassen müssen. Die Bankerinnen und Banker bei der UBS wie der CS haben aber ihre Identität immer auch aus der Rivalität der beiden Häuser geschöpft. Man definierte sich gerade dadurch, nicht bei der «anderen Grossbank» zu arbeiten. Diese Gegenpole müssten bei einer Fusion nun zusammenwachsen. Ziemlich deutlich ist, dass die Synergien dabei wohl vor allem bei der CS «geschöpft» würden: Überlappende Dienste und Stellenprofile werden am ehesten bei der übernommenen Bank weggekürzt.
5. Gegen den Kundenwunsch gehandelt
Sowohl vermögende Privatkunden wie auch Unternehmer haben sich in der Vergangenheit zumeist für zwei Grossbanken in der Schweiz ausgesprochen. Dies aus dem einfachen Grund, dass sie nicht die gesamten Gelder bei einem einzigen Institut mit diesen Eigenschaften geparkt haben wollten. Mit dem UBS/CS-Zusammenschluss entfällt nun diese Option – und diese wertvolle Zielgruppe wird sich zwangsläufig nacht Alternativen umsehen müssen. Grosse Schweizer Kantonal- und Regionalbanken sowie Privatbanken wie Julius Bär wären hierzulande wohl die Profiteure.
6. Das Projekt könnte der UBS gefährlich werden
Dass trotz der tiefen Börsenbewertung – zuletzt handelte die CS noch zu einem Fünftel des inneren Werts – nie ein Käufer für die Bank auftrat, wurde gemeinhin mit den Risiken erklärt, die bei der skandalgeplagten Grossbank noch schlummern könnten. Die vergangenen Tage haben nun gezeigt, wie gefährlich einer Bank dieses Misstrauen werden kann: Ohne direkt von den Turbulenzen um US-Banken betroffen zu sein, gerieten die Preise von Aktien und Anleihen der CS massiv unter Druck und führten offenbar auch zu milliardenschweren Rückzügen von Kundengeldern.
Diese Hypothek müsste nun die UBS im Falle eines Deals schultern – nicht von ungefähr hat sich das Institut offenbar ausbedungen, von der Fusion zurückzutreten, falls die Preise von Risikoversicherungen (CDS) auf seinen Anleihen stark ansteigen würden.