Bei der zum Konzern der Basellandschaftlichen Kantonalbank gehörende Digitalbank Radicant muss der CEO per sofort gehen.
Der Architekt von Radicant ist weg. Wie die vor zwei Jahren lancierte Digitalbank, die zur Gruppe der Basellandschaftlichen Kantonalbank (BLKB) gehört, am Mittwoch vermeldete, ist CEO Anders Bally mit sofortiger Wirkung freigstellt worden.
Die Massnahme erfolgte auf Entscheid des Verwaltungsrats von Radicant um Präsident Marco Primavesi, der auch als Bankrat von BLKB wirkt. Als Begründung dafür wurde ein «unterschiedliches Führungs- und Kommunikationsverständnis» angeführt.
Co-Leitung übernimmt
Auf Geheiss des Aufsichtsgremiums haben bei Radicant der Produktechef Rouven Leuener sowie Finanzchef Roland Kläy interimistisch als CEO in Co-Leitung die Zügel bei der Digitalbank übernommen.
Nicht zuletzt wegen Radicant hat sich BLKB eine Konzernstruktur gegeben; unter CEO John Häfelfinger verfolgt die Bank eine Portfolio-Strategie, bei der sich das Institut bereits an diversen Unternehmen mit banknahen oder ergänzenden Angeboten beteiligt hat.
Durchgesickerte Mail
Die Investitionskosten für den Aufbau der auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Digitalbank haben aber wiederholt zu reden gegeben – zuletzt widmete die zum Medienhaus CH Media gehörende Tageszeitung «BZ» dem Thema unlängst einen kritischen Artikel (hinter Bezahlschranke).
Laut einem internen Schreiben an die Mitarbeitenden, aus dem später der Zürcher Finanzblog «Inside Paradeplatz» zitierte, hatte der freistellte Ex-Chef Bally die Berichterstattung als «Shitstorm» bezeichnet. Ebenfalls warf er «manchen Politikern» des Kantons Basel-Landschaft vor, die «disruptiven Aspekte» von Radicant nicht richtig zu verstehen.
Die BLKB Gruppe befindet sich mehrheitlich in Besitz des Kantons, der auch per Staatsgarantie für die Bank haftet.
Verspäteter Markteintritt
Das Votum des Ex-CEO hat das Fass dort möglicherweise zum Überlaufen gebracht. Die Frage ist nun, wie sich der Eklat um Bally auf Radicant und die Strategie von BLKB auswirken wird.
Nachdem Radicant bereits im vergangenen Mai eine Banklizenz von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) erhalten hatte, hat sich der Markteintritt des Unternehmens verzögert. Dieser soll laut der Mitteilung vom Mittwoch nun ab Ende März erfolgen.