Die Credit Suisse versucht, die Mannschaft für das neue Investmentbank-Spinoff CS First Boston zu begeistern. Dabei wird geschickt an altbekannte Instinkte im Metier appelliert.
Michael Klein (Bild unten) ist am gestrigen Mittwoch vor die versammelten Truppen seines Unternehmens getreten. Der frühere Verwaltungsrat der Credit Suisse (CS) und künftige Chef der des Investmentbank-Spinoffs CS First Boston hat in einem so genannten Townhall-Anlass seine Mannschaft auf die neue «Super-Boutique» eingeschworen. Dies berichteten Teilnehmer des Anlasses der Agentur «Bloomberg».
Als Eigentümer vom Erfolg profitieren
Dabei versprach Klein, selber ein Investmentbanker vom alten Schlag, dass das neue Unternehmen profitabel sein werde. Auch die «schlechte Bonusrunde» in diesem Jahr werde sich künftig nicht wiederholen, so der designierte CEO des Spinoffs. Noch mehr: jede und jeder Anwesende am Event werden Teilhaber der neuen Firma werden, und damit als Eigentümer von deren Erfolg profitieren.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Lage der CS-Investmentbank ist dies eine steile Ansage. Die Division, die künftig in eine Handelsabteilung, das Schweizer-Business sowie eben in CS First Boston aufgeteilt wird, hat im vierten Quartal 2022 einen Vorsteuerverlust von fast 1,3 Milliarden Dollar erlitten. Im Vergleich zum Vorjahr konnten die Risiken in der Bilanz zwar um 13 Prozent reduziert werden. Nach 3,5 Milliarden Dollar Vorsteuer-Gewinn im Jahr 2021 resultierte 2022 aber ein Verlust von 2,8 Milliarden Dollar.
(Bild: CS)
Superleistungen noch fern
Investmentbanker erwarten inzwischen, dass das Umfeld für ihr Geschäft frühestens im zweiten Halbjahr 2023 aufklart. Bis zum effektiven Start des Spinoffs bleibt dann zwar noch Zeit – einen möglichen Börsengang von CS First Boston stellte die Grossbank vage für frühestens Ende 2024 in Aussicht. Dennoch erscheint dies knapp bemessen, um die Super-Boutique bis dahin wirklich auf Superleistungen zu trimmen.
Das dürften die Bankerinnen und Banker in Kleins Publikum vermutlich längst kalkuliert haben. Dennoch stehen die Chancen nicht schlecht, dass sie sich hinter ihren künftigen Chef scharen. Denn wie sein Auftritt zeigt, weiss der Wallstreet-Veteran ganz genau, an welche Instinkte er appellieren muss.
- Aussicht auf Bonus: Auch in Zeiten der «Purpose»-getriebenen Arbeit ist das Investmentbanking immer noch sehr stark auf die monetäre Entgeltung, sprich Boni, ausgerichtet. Das weiss man auch bei der CS; in den vergangenen Monaten wurde wiederholt darüber berichtet, dass die Grossbank wichtige Investmentbank-Kader mit Geldversprechen an sich zu binden sucht. Sinnigerweise geht es bei den Vergütungen nicht einmal um den absoluten Betrag, sondern um dessen symbolischen Wert. Ein hoher Bonus bedeutet in der Branche, dass die Arbeit wertgeschätzt wird.
- Skin in the game: Investmentbanker werden gerne als Söldner in Nadelstreifen geschmäht. Doch in den vergangenen zwanzig Jahren haben sich gerade an der New Yorker Wallstreet zahlreiche renommierte Investmentbank-Boutiquen gebildet, die sich im Besitz ihrer Partner befinden. An diese Vorbilder will Klein mit der Super-Boutique offensichtlich anknüpfen. Entscheidend ist deshalb auch, dass sich die Mitarbeitenden an CS First Boston beteiligen können.
- Zu den Besten gehören: Wer es in eine Boutique geschafft hat, ist wer im Metier – meistens wurden diese Firmen von altgedienten «Regenmachern» mit langem Palmarès und dicken Adressbüchern gegründet. Die Boutiquen ziehen gerade daraus ihre Strahlkraft. Wer mit den besten arbeitet, darf diesen Status auch für sich selber reklamieren. Klein kennt diesen Mechanismus gut, hat er doch mit M. Klein & Co seine eigene Boutique gegründet, deren Kauf der CS nun 175 Millionen Dollar wert gewesen ist.
Schon Kasse gemacht
Dass Klein (und auch sein Bruder) damit schon Kasse gemacht haben, bevor die CS First Boston überhaupt operativ geworden ist, scheint das Management der Grossbank nicht zu stören. Ulrich Körner hat sich wiederholt hinter ihn gestellt: Der CS-Chef ist überzeugt, dass Klein der richtige Mann ist, um das Spinoff zum Erfolg zu führen. In seiner Rede vom Mittwoch, das muss man Klein zugestehen, hat er die richtigen Register gezogen.