Nicht nur die Credit Suisse muss ihre Schwerpunkte neu setzen. Auch mit der fragmentierten Organisation der amerikanischen Konkurrentin Goldman Sachs könnte es bald vorbei sein.
Die mächtige amerikanische Investmentbank Goldman Sachs zeichnete sich immer durch eine grosse Eigenständigkeit ihrer einzelnen Sparten aus. Doch jetzt könnte es zu einer Neudefinition und damit zu einer Angleichung an andere US-Banken kommen.
Einem Medienbericht zufolge plant die nach Bilanzsumme fünftgrösste Bank in den USA eine umfassende Restrukturierung.
Drei Sparten
Demnach will das Institut seine wichtigsten Bereiche, das Investmentbanking und das Handelsgeschäft, in einer Division zusammenfassen, schreibt das amerikanische Finanzblatt «Wall Street Journal» (Artikel bezahlpflichtig) unter Berufung auf Kreise. Die Vermögensverwaltung soll in einer anderen Einheit aufgehen, wie es weiter heisst. Das Privatkundengeschäft werde Teil der Asset- und Wealth-Management-Einheit.
Eine dritte Sparte bildet dem Bericht zufolge das Transaktionsbanking, das Portfolio der Bank an Fintech-Plattformen, der Spezialkreditgeber Greensky und die Kooperationen mit dem US-Tech-Riesen Apple sowie dem Autobauer General Motors.
Ein neuer Oberchef in der Vermögensverwaltung
Der Schritt wäre eine der grössten Umstrukturierungen in der Geschichte des Wall-Street-Instituts. Laut den Quellen könnten die Pläne bereits in den kommenden Tagen veröffentlicht werden. Goldman Sachs legt am (morgigen) Dienstag seine Quartalszahlen zum dritten Quartal vor.
Wie sich die Neuorganisation auf der Managementebene auswirkt, ist noch geheim. Einige Führungskräfte werden jedoch neue Rollen übernehmen. So soll etwa Marc Nachmann, der Co-Leiter des Handelsgeschäfts, die Leitung der kombinierten Vermögensverwaltungs-Sparte übernehmen, hiess es.
Aushängeschilder der Bank
Jahrzehntelang sind das Handels- und Investmentbanking-Geschäft die Aushängeschilder der Bank gewesen und haben enorme Gewinne eingefahren. Das ist aber nur der Fall, wenn die Märkte risikofreudige Unternehmen und gewagte Geschäfte begünstigten. Im aktuellen Umfeld ist dies nicht der Fall.
Goldman-CEO David Solomon hat deshalb begonnen, Geschäfte zu fördern, die möglichst unabhängig vom jeweiligen konjunkturellen Umfeld gleichbleibende Gebühren generieren. Auch im Handelsbereich hat Goldman Sachs in den vergangenen Jahren versucht, die Kundenbetreuung stärker in den Vordergrund zu stellen.
Zudem investierte Goldman stark in den Aufbau der eigenen Privatkundenbank. Eine Eingliederung in die Vermögensverwaltung dürfte nun mehr Möglichkeiten schaffen, Bankdienstleistungen für wohlhabende Privatpersonen anzubieten, schreibt die Zeitung.