Mächtige Konkurrenten wie die amerikanische Grossbank Goldman Sachs planen einen Stellenabbau. Für die Credit Suisse wäre das die Gelegenheit, Investmentbanker anzuziehen – eigentlich.
Die führenden angelsächsischen Finanzmedien raunen es bereits: Angesichts der neuerlichen Flaute im Investmentbanking will Goldman Sachs als unproduktiv eingestufte Kräfte loswerden. Wie etwa die britische Zeitung «Financial Times»(Artikel bezahlpflichtig) schreibt, könnten den Massnahmen auch in anderen Sparten bis zu 5 Prozent der Belegschaft zum Opfer fallen, also ungefähr mehr als 2’300 Stellen. Goldman Sachs hatte aufgrund der Überlastung während den Coronajahren 2020 und 2021 das traditionelle «Zurückstutzen» der eigenen Ränge ausgesetzt.
Auch die ebenfalls im Investmentbanking aktive anglo-chinesische Grossbank HSBC trägt sich nach den Worten der Chefetage mit dem Gedanken, «ziemlich brutal» gegen die infolge der Inflation gestiegenen Lohnkosten vorzugehen. Andere internationale Geldhäuser dürfte die drehende Lohn-Preisspirale vor ähnliche Entscheidungen stellen.
CEO hat Pläne für die CS-Investmentbank
Normalerweise wäre dies das Signal für kleinere Mitbewerber, die Türen für Transfers weit zu öffnen. Das gilt theoretisch auch für die Credit Suisse (CS), die zumindest in gewissen Nischen den Wall-Street-Investmentbanken bisher auf Augenhöhe begegnen kann.
Doch die goldene Gelegenheit, Personal von der Konkurrenz zu holen, muss die zweitgrösste Schweizer Bank wohl vorüberziehen lassen. Der neue CEO Ulrich «Ueli» Körner überarbeitet derzeit die Strategie des Geldhauses und will besonders im traditionell bedeutsamen Investmentbanking anpacken: Vergangenen Juli skizzierte er für die Sparte ein kapitalschonendes, beratungsorientiertes Geschäft sowie die Suche nach einer Lösung für das Business mit verbrieften Krediten (Securitized Products Group, SPG).
Schlechteste Rendite
Beobachter gehen ausserdem davon aus, dass die CS aus dem Zinsen-Business aussteigt und den Leveraged-Loan-Bereich mit den Krediten und Ausleihungen an Finanzakteure restrukturiert. Das scheint dringend notwendig. Das Investmentbanking beansprucht rund ein Drittel des Kapitals der Gruppe, hat aber in den vergangenen dreieinhalb Jahren die schlechteste Rendite aller operativen Divisionen eingespielt.
Ebenfalls jagen sich die Spekulationen über einen grossangelegten Stellenabbau bei der CS. Zuletzt war die Rede von konzernweit bis zu 4’000 Jobs, die möglichen Sparmassnahmen zum Opfer fallen könnten. Die Kostenbasis der Bank soll von rund 17 Milliarden Franken mittelfristig auf 15,5 Milliarden gesenkt werden; das Personal bildet dabei einen der Hauptposten auf der Ausgabenliste. Das Institut zählte Ende vergangenen Juni 51’410 Vollzeitbeschäftigte, knapp 400 mehr als noch im März zuvor.
Widersprüchliche Signale
Tatsächlich hatte die Bank in den vergangenen fünf Jahren stetig Stellen geschaffen und gleichzeitig Talente zu halten versucht. Zuletzt unternahm die CS dies offenbar auch mit ausgefallenen Mitteln. So berichtete auch finews.ch über ein Bonusprogramm mit Knebel-Komponente, zuletzt war die Rede von einer direkten Beteiligung der besten «Regenmacher» am Investmentbank-Geschäft. Nach Berechnungen der Agentur «Bloomberg» hat das Geldhaus innerhalb von zwei Jahren mehr als 60 hochrangige Investmentbanker verloren.
Nach aussen sendet dies widersprüchliche Signale zur Jobsicherheit bei der CS. Doch richtige Investmentbanker waren noch nie um eine Wette verlegen.