Die Credit Suisse ändert die Spielregeln für die Bonus-Saison vom Februar, wie eine interne Nachricht zeigt. Damit sucht sie das Top-Kader trotz Rückschlägen bei der Bank zu halten. Doch das wird schwierig.
Die Nachricht der Konzernleitung, die Ende vergangener Woche in die Mail-Box von hohen Kadern der Credit Suisse (CS) flatterte, hat es in sich. Darin werden die Bankerinnen und Banker im Range von Director und Managing Director auf Änderungen im diesjährigen Bonus-Plan unterrichtet.
Das interne Schreiben, das auch von Agenturen wie «Reuters» und «Bloomberg» aufgenommen wurde, liegt finews.ch vor. Die CS bestätigte auf Anfrage das Schreiben ans höhere Kader.
Kulturwandel beschleunigen
Im Februar wird es die Aufgabe des höheren Kaders sein, mit ihren Untergebenen die diesjährigen variablen Vergütungen auszumarchen. «Wie in vergangenen Jahren ist es unser Ziel, dabei die richtige Balance zwischen den Interessen unserer Angestellten, den Aktionären und Anspruchsgruppen zu finden», heisst es in dem Memo. Dabei solle auch eine Kultur der persönlichen Verantwortung und Rechenschaftspflicht innerhalb des Unternehmens verstärkt werden.
Die Grossbank hat im Rahmen ihrer im vergangenen November neu formulierten Strategie auch einen Kulturwandel im Unternehmen angestossen. Im Fokus sind dabei bisherige Mängel im Umgang mit Risiken.
«Herausfordender Kontext»
Allerdings verweist die Geschäftsleitung darauf, dass 2021 ein «schwieriges Jahr» für die Bank gewesen sei, was zu einem «heraufordernden Kontext für den Bonus-Pool» führe. In der Tat ist die CS vom Doppel-Debakel um die geschlossenen Greensill-Fonds und die Milliardenverluste mit der New Yorker Finanzfirma Archegos operativ stark gebremst worden. Für das abgeschlossene vierte Quartal hat das Institut kürzlich eine Gewinnwarnung ausgegeben.
Vor diesem Hintergrund muss das Institut mit den Sondervergütungen haushalten; dies auch mit Rücksicht auf die Aktionäre, die in den vergangenen zwölf Monaten einen Buchverlust von fast 30 Prozent hinnehmen mussten. Anderseits gilt es, wichtige Mitarbeitende bei der Stange zu halten. Im Investmentbanking, wo die CS zeitweilig mit einem Exodus von «Dealmakern» konfrontiert gewesen ist, musste die Führung schon Zugeständnisse machen.
Führung in der Zwickmühle
Dies auch, weil insbesondere die Boni bei der Konkurrenz heuer auf Rekordhöhe klettern werden. Das Management um CEO Thomas Gottstein befindet sich also in einer Zwickmühle. Die Bankführung hat nun die Spielregeln verändert für alle Kader, die insgesamt mehr als 250’000 Franken pro Jahr verdienen.
Im Grossen und Ganzen werden dabei die Anteile aufgeschobener Bonus-Bestandteile reduziert. Hingegen erhöht die CS den Bonus-Anteil, der sofort ausbezahlt wird. Wie sich die Höhe der Boni insgesamt verändert, geht aus dem Schreiben nicht hervor. Tendenziell folgt die neue Linie der Regel, mehr Bares sofort verfügbar zu machen.
Sofort-Cash mit Bedingung
Dieser Sofort-Cash (Upfront Cash Award UCA) unterliegt allerdings Bedingungen: Jene Zahlungen an Managing Director und Director fliessen dieses Jahr nur, wenn sich diese verpflichten, entsprechende Konditionen einzuhalten. Letztere fordern insbesondere, dass die «voraus» bezogenen Cash-Anteile proportional zurückbezahlt werden müssen, wenn die Kader binnen dreier Jahre die Bank verlassen sollten.
«Wir verstehen, dass es für Sie neu sein dürfte, Bedingungen hinsichtlich der Cash-Zahlungen anzunehmen», heisst es dazu in der Benachrichtigung. UCA sei aber ein wichtiges Instrument, den Angestellten auf bezahlbare Weise Cash zukommen zu lassen. Dass dies auf die Betroffenen auch wie ein Knebel wirken könnte, wollte die Bank auf Anfrage nicht kommentieren.
Als einmalige Regel kommt für das höhere Kader der so genannte Strategic Delivery Plan (SDP) hinzu. Dieser sieht Zahlungen in Aktien vor, um die Chefs auf die neue Strategie der Grossbank einzuschwören. Im internen Schreiben liegen dazu allerdings noch keine Details vor.
Aktien-Pakete folgen Strategie
«Bei der Vergütung von Führungskräften achtet Credit Suisse darauf, die Interessen der Aktionäre und weiterer Stakeholder angemessen zu berücksichtigen», sagte eine Sprecherin auf Anfrage. Wie bereits bekannt gegeben, werde die Bank die Vergütung noch stärker an den neuen strategischen Zielen ausrichten, gerade auch in Bezug auf den Risikomanagement-Fokus.
«Ein Beispiel für diese Ausrichtung ist die Einführung eines einmaligen Aktienplans für unsere Führungskräfte, bei dem erhaltene Aktien nach drei Jahren verfügbar werden, aber nur, wenn bestimmte, an unsere strategischen Ziele gebundene Vorgaben erreicht werden.» Letzeres dürfte ein Hinweis auf den neuen SDP-Plan sein.
Dem Vernehmen nach sind die geänderten Spielregeln bei einigen CS-Kadern allerdings auf wenig Verständnis gerstossen. Die Grossbank nimmt damit in Kauf, genau jene Mitarbeitende zu verärgern, die sei eigentlich unbedingt beim Unternehmen halten möchte.