Das amerikanische Firmen-Netzwerk Focus Financial Partners hat sich bereits in den Nullerjahren an unabhängigen Vermögensverwaltern beteiligt. Nun treten die Pioniere mit einem grossen Deal in die Schweiz ein – und wollen hier die Konsolidierung vorantreiben, wie finews.ch erfahren hat.

Focus Financial Partners nimmt den unabhängigen Genfer Vermögensverwalter Octogone in den Kreis der Partnerfirmen auf, wie die beiden Unternehmen am Freitag vermeldeten. Die US-Firma, die an der amerikanischen Börse Nasdaq kotiert ist, übernimmt dazu die neue Partnerin.

Der Deal, der voraussichtlich im Verlauf des dritten Quartals 2022 umgesetzt werden soll, markiert gleichzeitig den Eintritt von Focus in den Schweizer Markt.

Das lässt aufmerken, gilt das US-Netzwerk von Vermögensverwaltern und Treuhändern doch mit als Vorbild von Akteuren wie Cinerius Financial Partners oder Quaestor Coach, die jüngst in der Schweiz mit Beteiligungen an unabhängigen Vermögensverwaltern aufgefallen sind. Focus existiert bereits seit 2006 und hat zunächst in den USA, dann aber auch etwa in Kanada, Australien und Grossbritannien unabhängige Vermögensverwalter ans eigene Netzwerk angeschlossen.

Hunderte Millionen übrig für Übernahmen

Wie CEO Rudy Adolf gegenüber finews.ch ausführt, zählt das Netzwerk mit Octogone nun 86 Partnerfirmen, weltweit verwalten rund 5’000 Personen Kundenvermögen von mehr als 350 Milliarden Dollar.

Die Focus-Partnerfirmen behalten ihre Unabhängigkeit, können aber auf die Ressourcen des Netzwerks zurückgreifen. Dazu gehört auch Kapital. Lauf Adolf investierte Focus 2021 rund 1 Milliarde Dollar für Firmenübernahmen und -beteiligungen, und verfügt dazu dieses Jahr um weitere 900 Millionen Dollar. In seiner Geschichte hat Focus laut dem Chef schon rund 250 Transaktionen erfolgreich abgewickelt.

Mit Octogone als Plattform für weitere Übernahmen soll dies nun auch in der Schweiz geschehen. «Der Schweizer Markt war für uns schon lange eine Priorität», erklärt Adolf. Mit dem Genfer Investment-Management-Unternehmen, das nach eigenen Angaben mit gegen 100 Mitarbeitenden fast 6 Milliarden Franken Vermögen verwaltet, ist den Amerikanern beim Eintritt gleich ein grosser Fang gelungen.

Kontinuität für die Kunden

Partnerin Octogone löst mit dem Anschluss ans Focus-Netz die Nachfolge-Problematik im Unternehmen. «Wenn man in diesem Geschäft älter wird, ist es nicht einfach, eine Regelung für den Weiterbestand des Unternehmens zu finden», berichtet Mitgründer Joakim Lehmkuhl (Bild unten).

Das Modell von Focus sei dazu die ideale Lösung, weil damit die Kontinuität für die Kundschaft gesichert sei – das Unternehmen bedient neben zahlreichen anderen Kunden zwölf reiche Familien und unterhält Standorte in Zürich, Miami, den Bahamas und Luxemburg. Auf dieser Basis fänden die jüngeren Partner im Unternehmen auch die Zeit und Mittel, sich bei der Firma zu engagieren, sagt der Firmengründer.

Lehmkuhl und Adolf gehen nun davon aus, dass sie in der Schweiz in der nächsten Monaten mit Übernahme-Diskussionen beschäftigt sein werden. «Wir suchen bei einem Markteintritt Diskontinuität – und diese ist in der Schweiz aktuell vorhanden», sagt Adolf.

Lehmkuhl 500

(Bild: Octogone)

Gespräche laufen bereits

Er meint damit natürlich die Lizenzierung durch die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma), die alle mittleren und grossen unabhängigen Vermögensverwalter bis Ende Jahr durchlaufen müssen. Wer es nicht schafft, darf seine Dienste im Grunde genommen nicht mehr anbieten.

«Es wird viele Anbieter geben, welche es bis dahin nicht schaffen werden», weiss Lehmkuhl von Kollegen aus der Branche. Entsprechend haben Octogone und Focus bereits diverse Gespräche mit weiteren anschlusswilligen unabhängigen Vermögensverwaltern aufgenommen.