In Genf streicht die Auslandsbank HSBC nicht nur Stellen, sondern räumt an ihrem nobeln Standort am Rhoneufer gleich mehrere Stockwerke. Der Konzernchef Noel Quinn hat vorgemacht, was er von repräsentativen Büros hält.
Am Bankenplatz an der Rhone dürfte dies am heutigen Montag Tagesgespräch sein: Wie auch finews.ch berichtete, streicht die von London und Hongkong aus gelenkte Grossbank HSBC rund 110 Stellen am Genfer Standort. Der Abbau betrifft dabei vorab Jobs im Middle- und Backoffice, die teils in andere (günstigere) Regionen ausgelagert werden.
Der im Schweizer Private Banking allseits bekannte HSBC-Schweiz-Chef Alex Classen pochte am Montag darauf, dass diese «Transformation» der rückwärtigen Dienste keinen Einfluss auf die Kundenfront habe. Dort werde weiterhin ausgebaut – etwa im Offshore-Geschäft mit Deutschland und mit einem neuen Büro in Kuwait.
Kosten senken – aber nicht nur
Was in den Alarmmeldungen um den Stellenabbau bei der Auslandsbank beinahe unterging, ist der Umstand, dass HSBC an der noblen Adresse am Genfer Quai des Bergues im Stadtzentrum auch zwei Stockwerke räumt und künftig mehr Beschäftigte ihre Schreibtische teilen müssten.
Damit will das Institut die Gebäudekosten in den nächsten Jahren um ein Fünftel senken. Aber wie es im Umfeld der Bank heisst, geht es bei der Massnahme nicht nur ums Sparen. HSBC reagiert auch auf die mit der Corona-Krise veränderten Arbeitsmethoden, insbesondere auf die Möglichkeit zur Fernarbeit. Beim anglo-chinesischen Finanzriesen wird das ganz oben vorgelebt.
Bankchef macht's vor
So hat CEO Noel Quinn just vor einem Jahr verkündet, dass HSBC konzernweit 40 Prozent der heute belegten Büroflächen schliessen werde – und begründete dies damals schon mit der Veränderung der Arbeitsformen. Die Teppichetage beim Institut musste früh dran glauben.
Die Chefbüros im 42. Stock des prägnanten HSBC-Wolkenkratzers in der Londoner Canary Wharf wurden aufgelöst und in Besprechungsräume für Kunden und in Co-Working-Space umgewandelt. Quinns eigener Arbeitsplatz ist seither von den «Shared-desks» der über 200’000 HSBC-Angestellten weltweit kaum mehr zu unterscheiden (siehe Bild unten).
(Bild: Noel Quinn)
Ähnliche Pläne wie HSBC hegt in der Schweiz auch die Grossbank UBS, die bereits kurz nach Ausbruch der Pandemie im Jahr 2020 die 30-Prozent-Formel ankündigte, wonach künftig zu jeder Zeit etwa 30 Prozent der Mitarbeitenden von zuhause aus arbeiten. Das Desk-sharing hatte das Institut schon sehr früh an Zürcher Standorten geprobt.
Glaspaläste für Privatbanken
In Genf muss sich noch zeigen, wie sich die mit dem Flächenschnitt von HSBC erfolgte Kampfansage an representative Bankpaläste auf die Branche auswirkt. Wie auch finews.ch berichtete, bauen dort etwa die Traditionshäuser Lombard Odier und Pictet an brandneuen Hauptquartieren – die deutlich mehr Angestellten Platz bieten sollen.