Rahim Daya hat im April in Genf die Führung der Schweizer Tochter von Barclays übernommen. Die Berufung nach Genf sei für ihn eine «grosse Sache» gewesen, sagte er im Gespräch mit finews.ch.
Der Banker Rahim Daya ist seit April Chief Executive Officer (CEO) von Barclays Suisse, der Schweizer Niederlassung der britischen Grossbank. Daneben bleibt er weiterhin Nahost-Chef des Private Banking-Arms von Barclays.
«Die Schweiz ist die bevorzugte Destination für globales Geld. Hier zum CEO berufen zu werden, war für mich persönlich eine grosse Sache. Und jetzt nach ein paar Monaten ist mir noch viel klarer, warum die Schweiz als vertrauenswürdiges und sicheres Land gesehen wird», sagte Daya zu finews.ch.
«Als ich für Barclays Private Bank als Nahost-Chef nach Dubai ging, habe ich gemerkt, wie stark die Beziehungen dort zu Europa und Grossbritannien sind. In Dubai haben wir keine Gelder verbucht. Dort wird nur das Geschäft generiert. Und die Gelder von dort werden zu 80 Prozent bei Barclays Schweiz gebucht.»
Die Schweiz sei nicht nur ein guter Ort, um Vermögen zu verwalten. «Die Kunden wollen hier auch Immobilien kaufen oder den Sommer verbringen. Die Beziehungen gehen also weit über das Finanzielle hinaus.»
Auf Wachstumskurs
Barclays Suisse hat im ersten Halbjahr 2021 einen Gewinn von 2,65 Millionen Franken ausgewiesen, nach 4,52 Millionen Franken im gesamten vergangenen Jahr. 2020 stieg das verwaltete Vermögen um 3 Prozent auf 14,9 Milliarden Franken und dabei wurde ein Nettoneugeldzufluss von 0,9 Milliarden verbucht.
Daya will Barclays in Genf weiter auf Wachstumskurs halten und sieht dafür gute Voraussetzungen. Die Positionierung als Privatbank mit starken Beziehungen nach Grossbritannien, Frankreich und dem Nahen Osten sei dabei von grossem Vorteil.
Genf als Drehscheibe
«Die Schweiz ist ein sehr wichtiger Markt für uns, auch mit Blick nach Grossbritannien und nach Süd-Frankreich.» Dabei spiele auch die Zusammenarbeit mit der Barclays-Niederlassung in Monaco eine wichtige Rolle.
«Die Kunden kommen aus ganz bestimmten Gründen zu Barclays. Sie wollen etwa Immobilien in der Schweiz, Grossbritannien oder Südfrankreich kaufen oder von uns ihr Vermögen verwalten lassen. Wir machen das alles unter einem Dach», sagte Daya.
In Monaco sitzt mit Gérald Mathieu als Europa-und Nahost-Chef Private Banking auch der Vorgänger und Chef von Daya. Mathieu hatte im Frühjahr 2018 die Leitung in Genf zusätzlich übernommen, nachdem James Buchanan-Michaelson den CEO-Posten nach rund drei Jahren etwas plötzlich verlassen hatte.
Persönliche Betreuung
«Wir sind die letzte britische Bank auf dem Schweizer Markt und für jeden Ultra-High-Net-Worth-Kunden aus unseren Kernmärkten eine der ersten Adressen», betonte der Schweiz-Chef.
Barclays sei mit seinen 300 Mitarbeitenden in Genf der Hub für die Kunden aus den Schwellenländern und Grossbritannien. «Wir haben hier Privat Banking, Vermögensverwaltung, Kundenbetreuer, Fondsmanager und Finanzierungsspezialisten. Wir haben alle unterstützenden Dienstleistungen. Wenn ein Kunde in Grossbritannien oder Frankreich eine Immobilie kaufen oder investieren will, machen wir das alles von Genf aus.» Selbst, wenn ein Kunde etwa bei einem Börsengang Hilfe im Investmentbanking brauche, laufe dies über seinen Berater hier in der Schweiz.
Die überschaubare Grösse von Barclays in der Schweiz sieht Daya dabei eher als einen Vorteil. «Schweizer Kunden fühlen sich bei uns gut aufgehoben, gerade weil wir nicht eine der grössten Banken sind. Bei den Grossbanken fühlen sich die Kunden manchmal verloren. Bei uns hat man immer den gleichen Ansprechpartner und arbeitet mit einem festen Team.»
Die Schweizer Kunden seien für Barclays sehr wichtig. Daneben zählt Daya Kundschaft mit Wohnsitz in Grossbritannien, Osteuropa inklusive Russlands, Israel und den Nahen Osten zu den fünf Kernmärkten.
Aufbau des Teams
Man suche immer nach neuen intelligenten, talentierten und ehrgeizigen Leuten. «Wir werden aber nicht plötzlich 50 neue Leute einstellen und zu einem grossen Player werden. So arbeiten wir nicht. Wir werden aber in Wachstum investieren und ich glaube, wir sind in den richtigen Märkten aktiv.»
Die Nachfrage wachse. Auch bei Barclays man habe in den vergangenen beiden Jahren einen stetigen Zufluss an Geld gesehen. Insbesondere auch die Immobilieninvestitionen hätten weiter eine hohe Aktivität gezeigt. Hier habe die Corona-Pandemie zu keinem Einbruch geführt und eher noch das Interesse verstärkt.
Barclays biete ein Angebot, dass den Kundenwünschen entspricht. Grössere Lücken kann er nicht ausmachen. Als wichtige Themen im Private Banking für die kommenden Jahre nennt er nachhaltiges Anlegen (ESG) und die Übertragung von Vermögen innerhalb der Familien an die nächste Generation. «Das sei bereits jetzt ein grosses Thema, wird aber in Zukunft aber noch wichtiger. Entscheidend wird dabei sein, den Wünschen und Präferenzen der neuen Generation gerecht zu werden.»