Schwedische Anleger drohen, die Schweizer Privatbank EFG International zu verklagen. Der Grund: Sie verloren Geld mit Investments in ein Lebensversicherungs-Portfolio der Bank. Sie selber hat bereits viel mehr verloren.
Die Schweizer Privatbank EFG International ist in Schweden seit dem Jahr 2011 nicht mehr präsent. Aber ausgerechnet in Schweden drohen institutionellen Investoren und Privatanleger der Zürcher Bank mit einer Klage. Das berichtet die schwedische Wirtschaftsnachrichten-Plattform «Realtid».
Der Klagegrund: ein kapitaler Verlust mit Investments, die noch aus der schwedischen Zeit der EFG International stammen. Die verlorene Anlagesumme beläuft sich gemäss Bericht auf eine Milliarde Schwedische Kronen – das sind rund 110 Millionen Franken.
Vermeintlich lukratives Geschäft
EFG kommentierte den Bericht nicht – was angesichts der grösseren Tragweite der besagten Investments nicht verwundern darf. Die Privatbank selber hat mit diesen Anlagen bereits weit mehr als 100 Millionen Franken verloren. Und sie wird weiterhin viel Geld damit verlieren.
Es handelt sich um das Lebensversicherungs-Portfolio, das einen Teil der EFG-Bilanz ausmacht, immerhin 900 Millionen Franken. Als die EFG dieses Portfolio unter ihrem damaligen CEO Lawrence Howell im Jahr 2007 kaufte, schien das eine gute Idee zu sein.
US-Lebenversicherer warfen stornierte Policen auf den Markt, die Finanzgesellschaften als Anlage dienen konnten. Der Kaufpreis sollte dabei tiefer liegen als die prognostizierte Auszahlung der Police beim Tod des Versicherungsnehmers.
Wenig moralische Bedenken
Das war in den sogenannten Nuller-Jahren vor der Finanzkrise eine sich rasch entwickelnde Anlageklasse, die hohe Renditen bei keinerlei Marktkorrelation versprach – sofern die statistisch erhobenen Lebenserwartungs-Prognosen stimmten.
Moralische Bedenken, mit diesen «Death Bonds» auf ein möglichst frühes Ableben der Versicherungsnehmer zu wetten, gab es damals weniger.
Weitgehend unbemerkt
Die EFG kaufte allerdings ein Portfolio, das überhaupt nicht den statistischen Erwartungen entsprach. Bereits 2008 fiel ein erster Verlust von 59 Millionen Franken an, weil das Portfolio neu bewertet werden musste.
Das Investment erwies sich in den Folgejahren als ständiger Verlustbringer für die EFG; die Prämien mussten bezahlt werden, und die Lebenserwartung der Versicherungsnehmer erwies sich als deutlich höher als beim Kauf angenommen.
Im Jahr 2017 meldete die EFG bei der Publikation des Halbjahresergebnisses – weitgehend unbemerkt – einen Kreditausfall von 108 Millionen Franken, der im Zusammenhang mit Fonds von Drittparteien in Schweden stand.
Praktisch Totalverlust
Es waren diese Fonds, die schwedischen Anlegern bis heute praktisch einen Totalverlust bereitet haben, so dass Anwälte nun Klagen gegen die EFG prüfen. Die Privatbank tätigte mit diesen Lebensversicherungen nicht nur einen schlechten Kauf, sondern sie verfiel anschliessend auch der Idee, ihr Portfolio Privatanlegern in Schweden zu öffnen.
Das Konstrukt sah Private-Equity-Fonds vor, in die Policen mit einigem Leverage verpackt wurden. Deren Anteile verkaufte eine schwedische Gesellschaft namens Longevity Management mit hohen Renditeversprechen. Geführt wird diese Firma unter anderem von Jonas Fischerström, einem ehemaligen EFG-Manager in Schweden.
Zinsen auf Vor-Finanzkrisen-Niveau
Wegen dem Leverage (Fremdkapital) fielen auf dem Investment jedoch Zinszahlungen an – zunächst waren es 8 Prozent plus Libor, nach 2014 senkte die EFG den Zins auf 6,5 Prozent. Ursprünglich kam die Kreditlinie von der irischen Bank KBC. Als diese sich im Zuge der Finanzkrise zurückzog, sprang die EFG ein; dies, obschon sie sich bereits 2011 aus dem schwedischen Markt verabschiedet hatte.
Die Managementgebühren und Zinsen haben die Kundengelder der schwedischen Anleger inzwischen schlicht aufgefressen. Drei «höhere Mächte» lassen sich dafür anführen: die gestiegene Lebenserwartung der Versicherungsnehmer, ein seit der Finanzkrise völlig anderes Zinsumfeld und der Zinseszinseffekt – die gemäss Albert Einstein grösste Kraft des Universums kommt immer stärker zur Geltung, weil die Lebensversicherungen weiter laufen.
Klage gegen US-Versicherer
Die EFG International behandelt das eigene Portfolio inzwischen wie ein Legacy-Asset, also wie eine Altlast, zumal sie sich kaum noch verkaufen lässt. Ein Update erfolgt nun immer auf den letzten Seiten der jeweiligen Zahlenpräsentation.
Immerhin ist das Portfolio seit 2018 Cash-flow-positiv. Doch die Verluste sind kaum mehr wettzumachen. Die EFG klagt inzwischen gegen verschiedene US-Versicherer.