Trotz Verurteilung in den USA vor sieben Jahren soll sich die Credit Suisse nicht an die Abmachungen gehalten haben. Stattdessen betreute sie weiterhin mindestens einen Steuerhinterzieher. Nun streben ehemalige CS-Mitarbeiter ein neues Verfahren gegen die Schweizer Grossbank an.
Ehemalige Mitarbeiter der Credit Suisse (CS) drängen die US-Behörden dazu, ein neues Verfahren gegen die Schweizer Grossbank einzuleiten, wie die Nachrichtenagentur «Bloomberg» am Freitag berichtete. Konkret geht es darum, dass die CS nach ihrer Verurteilung wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung vor sieben Jahren mindestens mit einem Kunden weitere solche Geschäfte getätigt zu haben. Die sogenannten «Whistleblower» sind bei der US-Steuerbehörde, Internal Revenue Service (IRS) vorstellig geworden.
Im Jahr 2014 hatte die CS eine Vergleichszahlung von insgesamt 2,6 Milliarden Dollar bezahlt, die dann noch teilweise reduziert worden war. Nun soll der Fall jedoch neu aufgerollt werden, wobei es um das Konto des Kunden Dan Horsky geht, den die CS im Zuge der Regelung mit der US-Justiz offenbar unterschlagen hatte.
Neues Justizministerium
«Mit einem neuen Justizministerium besteht die Hoffnung, dass die Credit Suisse endlich zur Rechenschaft gezogen wird», sagte der Anwalt Jeffrey Neiman, der die ehemaligen CS-Banker vertritt, die der Meinung sind, dass die Schweizer Grossbank gegen die seinerzeitige Vereinbarung verstossen habe. Sollte es tatsächlich zu einer neuen Anklage kommen, liefe die CS erneut Gefahr, ihre Geschäftslizenz in den USA zu verlieren, oder dass sie temporär ausgesetzt würde.
Eine CS-Sprecherin lehnte gegenüber «Bloomberg» eine Stellungnahme ab. Das Justizministerium und die IRS reagierten nicht sofort auf eine Anfrage für einen Kommentar.
Illustre Gestalt
Der frühere CS-Kunde Dan Horsky ist eine illustre Gestalt, wie finews.ch bereits früher berichtete. Es handelt sich dabei um einen schwerreichen Wirtschaftsprofessor israelisch-amerikanischer Herkunft, der einst auch an den Universitäten Rochester und Bern vor MBA-Studenten dozierte.
Er hielt mehrere hundert Millionen Dollar seines Vermögens jahrelang vor den US-Steuerbehörden verborgen. Unter anderem bei der CS. Als die Angelegenheit auffiel, wurde der mittlerweile 75-jährige Horsky zu einer Gefängnisstrafe von sieben Monaten und einer Busse von 124 Millionen Dollar verurteilt.
Toxische Konten
Dem weiteren Vernehmen nach hatte er während der Untersuchung gegen ihn mit den Behörden kooperiert und Informationen über seine Beziehungen zu Banken und Kundenberatern geliefert. Dabei hatte er auch Telefongespräche mit CS-Beratern aufgenommen.
Unklar ist bis heute, weshalb die CS diesen Fall im Rahmen ihrer Einigung mit den US-Behörden nicht meldete, zumal die Horsky-Konten in der Israel-Abteilung der Bank als «toxisch» galten, weil sie mit Methoden wie denen, die zum Schuldeingeständnis der Credit Suisse geführt hatten, vor dem Fiskus versteckt worden waren.
Gravierende Konsequenzen
Gegenüber finews.ch sagte ein CS-Sprecher vor vier Jahren: «Die Credit Suisse hat nach dem Vergleich von 2014 die Kooperation mit den US-Behörden fortgesetzt und arbeitet eng mit ihrem Monitor zusammen, um Personen zu identifizieren, welche versucht haben könnten, ihre Steuerpflichten in den USA zu umgehen.»
Wird der Schweizer Grossbank nun erneut ein Fehlverhalten bewiesen, hätte dies wohl gravierende Konsequenzen.