Einst unterrichtete der renommierte US-Professor MBA-Studenten für die Rochester-Bern Executive Programs. Nun muss er in den USA eine saftige Busse zahlen – weil er Hunderte Millionen Dollar bei einer Schweizer Bank versteckte.
Im Jahr 2014 brachte die Credit Suisse (CS) den US-Steuerstreit mit einem Schuldbekenntnis und einer Busse von 2,6 Milliarden Dollar hinter sich. Doch die Jagd auf ihre amerikanischen Schwarzgeld-Kunden von einst dauert an.
Wie die amerikanische Zeitung «Wall Street Journal» (Artikel bezahlpflichtig) berichtet, wurde der Wirtschaftsprofessor Dan Horsky kürzlich vom gefürchteten amerikanischen Justizdepartement (Department of DoJ) zu einer Strafzahlung von 100 Millionen Dollar verdonnert.
Kampfpilot auf Schlingerkurs
Der gebürtige Israeli soll Gewinne aus Startup-Investitionen in der Höhe von 200 Millionen Franken an den US-Steuerbehörden vorbei zu einer Zürcher Bank geschleust haben. Bei diesem Institut, spekulierten nun diverse Medien, soll es sich um die CS handeln.
Das ist indes nicht der einzige Grund, warum der Fall Horsky hierzulande interessiert. Als Professor der renommierten University of Rochester im US-Bundesstaat New York lehrte der ehemalige Kampfpilot und Marketingexperte nämlich auch in der Schweiz.
Marketing-Unterricht in Bern
Genauer: Horsky unterrichtete im Frühjahr 1996 und im Frühjahr 1997 im Rochester-Bern Executive MBA das Fach Marketing. Hierfür wurde er von der Simon Business School der University of Rochester in die Schweiz entsandt, wie die Chefin der Rochester-Bern Executive Programs, Petra Jörg, gegenüber finews.ch erklärte.
Das Weiterbildungsprogramm für Führungskräfte gehört zu den renommiertesten Angeboten dieser Art in der Schweiz. Es wurde 1994 als Niederlassung der Simon Graduate School of Business Administration der University of Rochester gegründet. Den Sitz hat es an der Universität Bern, mit der nach eigenen Angaben eine enge Zusammenarbeit besteht.
Letztere kann sich brüsten, dank der Kooperation mit Rochester-Bern als einzige Universität in der Schweiz einen amerikanischen MBA-Abschluss anzubieten.
Enge Kontakte zum Banking
Auch im Swiss Banking hat das Berner Programm einen hellen Klang. So bietet das Swiss Finance Institute (SFI) in Zusammenarbeit mit den Rochester-Bern Executive Programs den Lehrgang «Diploma of Advanced Studies in Banking» an. Bislang haben mehr als 1'500 Teilnehmer den in der Branche begehrten Studiengang absolviert, wie das Programm im eigenen Blog festhält. Unter Schweizer Bankkadern finden sich entsprechend zig DAS-Alumni.
Claudio Loderer, der die Rocherster-Bern Programs mitgründete und dort weiter als akademischer Direktor amtet, war auch jahrelang Managing Director des SFI tätig, bevor er letzten September in den Ruhestand trat.
Ganz eng sind die Verbindungen mit der grössten Schweizer Bank, der UBS. Wie auch finews.ch berichtete, startete das Institut gemeinsam mit dem Rochester-Bern Executive Program einen exklusiven Studiengang für erfahrene UBS-Kundenberater. Nach erfolgreichem Abschluss des Zweijahres-Programms tragen die Absolventen den Titel «Master of Science in Wealth Management» der Simon Business School sowie einen «Master of Advanced Studies in Finance» der Universität Bern.
Ehrendoktor für Marcel Ospel
Die Nähe zur UBS ist nicht neu, sondern geht noch weiter zurück: 2005 erhielt der damalige UBS-Chef Marcel Ospel die Ehrendoktorwürde von der Universität Rochester.
«Ausgezeichnet wird die strategische Leistung im Rahmen der globalen Positionierung der UBS von der Akquisitionsphase der 1990er-Jahr in England und den USA über die Integration der beiden Finanzinstitute Schweizerische Bankgesellschaft und Schweizerischer Bankverein zur heutigen UBS.» So hiess es damals in der Laudatio des Bankmanagers, der 2008 auf Druck der Eidgenössischen Bankenkommission (EBK, heute Finma) als UBS-Präsident zurücktreten musste.
Porträt gelöscht
Heute distanziert sich das MBA-Programm, welches das strategische Denkvermögen von Führungskräften schärfen will, in aller Form von den Handlungen ihres Ex-Dozenten. Die Simon Business School in Rochester hält fest, dass sie die juristische Aufarbeitung des Falls Horsky voll unterstütze – und löschte prompt das Porträt des 71-jährigen Emeritus von ihrer Webseite.
Stoff für ein MBA-Fallstudie würden dessen schwarze Millionen aber bestimmt hergeben.