Ebenfalls am (heutigen) Dienstag verkündete die UBS, dass sie ab Juli die Grenze für Strafzinsen auf Guthaben auf 250’000 Franken oder Euro senkt. Für Zehntausenden Kunden läuft dies zusammen mit den Schliessungen auf weniger gewohnten Service und potenziell höhere Kosten hinaus – eine gefährliche Mischung für jede Bankbeziehung.
Dabei einfach auf die Trägheit der Klientel zu setzen, könnte sich heikle Wette erweisen: Wie insbesondere Retailbanken mit viel Nähe zum Kunden feststellen mussten, ist die Loyalität der Kunden in den letzten Monaten spürbar gesunken. Die zunehmend verbreiteten Online-Onboarding-Prozesse machen es der Klientel zudem sehr leicht, die Bank zu wechseln.
5. Das Dorf ohne Kern
Bankfilialen sind ein Stück Schweiz wie das Matterhorn. Kaum eine Gemeinde, in der Zentrum nicht zumindest ein Banken-Logo prangt. Typischerweise gruppieren sich gleich mehrere Banken im Dorfkern: Die beiden Grossbanken UBS und Credit Suisse, natürlich Raiffeisen mit der grössten Schweizer Filialdichte und örtliche Regional- und Kantonalbanken. Allerdings herrscht in vielen Filialen tagsüber gähnende Leere – ein Trend, der von der Digitalisierung noch verstärkt wird. Auch deshalb handeln Banken – auch wenn sie damit eine Leere schaffen, die in Nobel-Skiorten wie Verbier genauso auffällt wie in Bankzentren Zürich oder Genf.
6. Wohin mit der Immobilie?
Wo die Banken nicht eingemietet sind, sitzen sie in der Folge auf Immobilien an bester Lage. In Städten ist dafür eher eine Lösung zu finden als in der Provinz. Die Credit Suisse hat in Zürich Prestigebauten wie das Metropolhaus (an die Nationalbank) und den Leuenhof (an die Swiss Prime Anlagestiftung) verkauft, während die Zürcher Kantonalbank ihren Hauptsitz in der Limmatstadt aufwändig renovierte und mit einem Workspace und Kaffee der Öffentlichkeit zugänglich machte. Andere Banken setzen auf Co-Nutzungen mit anderen Branchen – die Credit Suisse etwa überlegt sich, einige ihrer Filialen für Versicherungs-Generalagenturen zu öffnen.
7. Nähe zieht weiterhin
Mit der Aufgabe von Filialen opfern Banken Präsenz vor Ort und damit Kundennähe. Das schleckt keine Geiss weg, gerade in ländlichen Gebieten, wo die Aussenstellen zum Dorfbild zählen (siehe Punkt 5). Geographische und damit kulturelle Nähe hat einen hohen Wert, wie inzwischen sogar Digitalisierung-Experten zugeben: Als im Coronajahr 2020 auf die Schnelle neue digitale Kanäle zur Kundschaft geöffnet werden mussten, stellten sie fest, dass man dazu nahe am Kunden sein musste. Entwicklungen aus Outsourcing-Destinationen wie Indien enttäuschten oftmals.
8. Digitalbanken schiessen wie Pilze aus dem Boden
Wo etwas wegfällt, muss neues her. Das ist eine Binsenwahrheit, die aber auch im Banking gilt. Der Abbau von Schweizer Bankfilialen – seit der Jahrtausendwende sank die Anzahl Bankstandorte landesweit von 3’809 auf 2’799 – ging in den letzten Monaten mit der Lancierung von Digitalbanken einher. So startete die Credit Suisse im vergangenen Oktober die Banking-App CSX. Die Basellandschaftliche Kantonalbank plant eine Digitalbank mit nachhaltiger Ausrichtung, die Genfer Bank Reyl baut an der Digitaltochter Alpin.
Schon zuvor auf dem Markt waren die Schweizer Pioniere Zak und Neon, das Fintech Yapeal sowie ausländische Konkurrenten wie Revolut, N26 und Transferwise.
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