Das neue Digitalbank-Angebot der UBS für China ist fixfertig. Alles hängt jetzt von den dortigen Behörden ab, erklärt Asien-Chef Edmund Koh.
Zum einen war 2020 für die UBS in Asien ein Jahr, in dem die Grossbank «massiv profitieren» konnte: Dies erklärte Edmund Koh (Bild unten), Chef der Asien-Pazifik-Region, zum Anlass der am heutigen Montag beginnenden Greater China Conference vor Journalisten. Die Schweizer Grossbank habe bis zum dritten Quartal des vergangenen Jahres den Gewinn in der Region zum Vorjahr verdoppeln können und sei punkto verwalteter Vermögen nun zweimal so gross wie der nächst kleinere Konkurrent.
Anderseits wartet das grösste Schweizer Institut immer noch auf grünes Licht für ein hoffnungsvolles Projekt im chinesischen Massenmarkt. Dort will die Bank für Superreiche künftig auch bloss vermögende «affluent»-Kunden erreichen – dank einer digitalen Vermögensverwaltungs-Lösung. «Die Beta-Tests sind abgeschlossen, das Team ist versammelt», berichtete Koh am Montag. Ebenfalls seien die internen und externen regulativen Anforderungen erfüllt. Jetzt warte man in China nur noch auf die Lizenz.
Plan B
Früheren Berichten zufolge wollte Koh die Vorarbeiten schon vergangenen Sommer erledigt haben und hoffte darauf, dass das Bewilligungsverfahren für die UBS rasch behandelt wird. Nun klang der Asien-Chef deutlich zurückhaltender. Der Prozess der Lizenzvergabe, der die China-Digitalbank noch vom Markteintritt trennt, sei schwierig vorherzusagen. Sogar über einen Plan B verfügt die Grossbank nun, sollte die Lizenz verweigert werden: Das Digitalvorhaben würde dann ins bestehende Geschäft integriert.
Durch forsche Ansagen brüskieren will man die chinesische Aufsicht offensichtlich nicht. Ein Grund dafür könnte die überraschende Suspendierung der Mega-Börsengangs des chinesischen Fintechs Ant Financial im vergangenen November sein: Firmengründer Jack Ma hatte sich kurz zuvor mit einer Tirade gegen das Finanz-Establishment in China weit aus dem Fenster gelehnt. Seitdem ist er von der Bildfläche verschwunden, und sowohl Ant wie auch das Mutterhaus Alibaba wurden von den Behörden in die Zange genommen.
Fintechs müssen sich anlehnen
Fintechs bläst in der Volksrepublik ein härterer Wind entgegen, wie Koh am Montag weiter ausführte: Die gestiegenen Anforderungen bezüglich Regulation könnten seiner Meinung nach dazu führen, dass sich viele Neobanken in den nächsten fünf Jahren an etablierte Grossbanken anlehnen.
Ein solcher etablierter Akteur wäre auch die UBS. Mit der chinesischen Digitalbank wollen die Schweizer dort die rapide wachsende Mittelklasse ansprechen, also Menschen mit um die 100'000 bis 200'000 Dollar Vermögen. Im Unterschied zu örtlichen Digitalbanken wie WeBank, Mybank oder Aibank lockt die UBS mit einem international ausgerichteten Anlage-Portefeuille. Damit hofft sie, die Zahl der Vermögensverwaltungs-Kunden in Asien von 30'000 auf 200'000 zu steigern und die Akquise-Kosten massiv zu senken.
Von da an könnte gar ein Roll-Out im Rest der Welt erfolgen, wie Koh früher hatte durchblicken lassen. Doch vorerst warten die UBS-Digitalbanker in ihren Startlöchern – ohne das Plazet von Peking kann das Rennen für sie nicht beginnen.