Die Finma hat ihre Prüfung des Umgangs der Credit Suisse mit der Beschattungsaffäre rund um den ehemaligen Top-CS-Banker Iqbal Khan zwar abgeschlossen. Doch nun eröffnet sie ein Enforcementverfahren gegen die Grossbank.
Nun ist der Prozess einen Schritt weiter: Wie die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) in einer Medienmitteilung am Mittwochmorgen vermeldet hat, hat der von der Behörde eingesetzte Prüfbeauftragte, der den Umgang der Grossbank Credit Suisse (CS) mit der Beschattungsaffäre vom letzten Jahr untersuchen sollte, seine Arbeit abgeschlossen. Wie finews.ch früher berichtete, hatte die Finma den Anwalt Thomas Werlen dafür eingesetzt.
Wie die Finma schreibt, hat sie nun ein Enforcementverfahren gegen die Bank eröffnet. Darin wird sie Anhaltspunkten auf Aufsichtsrechtsverletzungen im Kontext der Beschattungs- und Sicherheitsaktivitäten der Bank nachgehen, insbesondere auch der Frage, wie diese Aktivitäten dokumentiert und kontrolliert wurden.
Die Kanzlei Homburger, welche vergangenes Jahr von der CS eingesetzt worden war, um die Umstände der Beschattungsaffäre zu untersuchen, hatte heraus gefunden, dass im Top-Management der Grossbank teilweise verschlüsselte Textnachrichtensysteme wie Threema benutzt hatte. Eine interne Kommunikation dieser Art ist aufsichtsrechtlich bedenklich, da sie nicht dokumentiert ist.
«Beschattung gehört nicht zur Kultur der Bank»
Die CS hat bereits auf die Mitteilung reagiert: Sie lässt ihrerseits verlauten, dass sie vollständig mit der Finma kooperiere und entschlossen sei, gemeinsam mit der Aufsichtsbehörde aktiv auf eine lückenlose und zügige Aufarbeitung dieser Angelegenheit hinzuarbeiten und daraus resultierende Erkenntnisse adäquat zu adressieren: «Der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung von Credit Suisse sind sich darüber einig und halten fest, dass die Beschattung von Mitarbeitenden nicht zur Kultur der Bank gehört.»
Vor elf Monaten war der Verwaltungsratspräsident der CS, Urs Rohner, vor die Medien getreten. Beschattungen, wie jene von Iqbal Khan, die der damalige COO Pierre-Olivier Bouée und der damalige Sicherheitschefs der CS angeordnet hätten, gehörten nicht zur Kultur der Grossbank, sagte Rohner. Später kam heraus, dass auch der ehemalige Personalchef Peter Goerke von der Grossbank bespitzelt wurde.
Als Urheber Beschattungen wurde Bouée ausgemacht, dem die CS fristlos kündigte. Im vergangenen Februar musste auch CEO Tidjane Thiam bei der CS den Hut nehmen.