Der einstige Starbanker der Credit Suisse gerät immer tiefer in eine Affäre um sexuelle Übergriffe und Anzüglichkeiten beim australischen Vermögensverwalter AMP. Jetzt wollen einige Parlamentarier Francesco De Ferrari «grillen».
Am (gestrigen) Dienstag musste CEO Francesco De Ferrari die AMP-Führung einmal mehr zur Krisensitzung einberufen. Und einmal mehr waren die Fehltritte von Managern beim australischen Vermögensverwalter Anlass dazu.
Mittlerweile beherrschen diese in «Down Under» die Schlagzeilen aller wichtigen Wirtschaftsblätter. Nächsten Monat muss De Ferrari, der einst das asiatische Private Banking der Credit Suisse (CS) höchst erfolgreich lenkte, deswegen gar vor dem australischen Parlament antraben.
Unhaltbare Situation
Dies auf Forderung von Tim Wilson, der dort die Wirtschaftskommission leitet. «Die aktuelle Situation wirft die Frage auf, wie es um Verantwortung und Redlichkeit bei AMP intern steht», sagte der Politiker gegenüber der Zeitung «Sydney Morning Herald».
Seiner Meinung nach ist die Position von diversen Geschäftsleitungs-Mitgliedern beim Finanzunternehmen «unhaltbar» geworden.
Befördert trotz Übergriffen
Wilson meint damit vor allem Boe Pahari, der erst im vergangenen Juni von Chef De Ferrari zum Leiter des Kerngeschäfts im Asset Management befördert worden war. Dies trotz der intern bekannten Tatsache, dass dieser wegen sexuellen Übergriffen im Jahr 2017 mit einer Busse von 500’000 Dollar belegt wurde. Die Zukunft Paharis bei AMP ist offenbar Hauptpunkt der Krisensitzung von Anfang Woche gewesen.
Anlässlich eines ähnlich gelagerten Meetings hatte De Ferrari vor wenigen Tagen bereits Alex Wade hinausgeworfen, einen alten Weggefährten aus CS-Zeiten. Der Grund: Der Leiter des australischen Heimmarkts war AMP-Mitarbeiterinnen offenbar zu nahe getreten und soll Bilder mit eindeutigen Inhalten verschickt haben.
Mit dem Rauswurf Wades hatte De Ferrari seine Angestellten wissen lassen, dass bezüglich Übergriffen Nulltoleranz gelte. Weil er aber den genau in dieser Sache «vorbestraften» Pahari in Amt und Ehren liess, wird dem gläubigen Katholiken und einstigen Helfer von Mutter Teresa nun Doppelmoral vorgeworfen.
Wütende Harris Associates
Dabei hatte AMP den italienisch-schweizerischen Doppelbürger 2018 zum Unternehmen geholt, um dort aufzuräumen: Nach einem riesigen Finanzskandal war das Institut von der Aufsicht gezwungen worden, sein Geschäftsmodell neu auszurichten und Millionen an Schadenersatz an Kunden zu zahlen.
Inzwischen hat De Ferrari auch Stress mit den Aktionären. Wie das Finanzportal finews.asia berichtete, will sich Harris Associates den CEO vorknöpfen. Das US-Fondshaus, das zur französischen Natixis-Gruppe gehört, ist grösster Anteilseigner von AMP – und sinnigerweise auch Grossaktionär der CS.
Die Amerikaner sind wütend über die Art und Weise, wie Chefetage und Verwaltungsrat den Fall Pahari intern handhabten. Der Asset Manager Allan Gray, der zweitgrösste Aktionäre des Vermögensverwalters, ist dort in den vergangenen Wochen schon vorstellig geworden.
Nun steht dem Ex-CS-Starbanker vor dem australischen Parlament ein weiteres «Grilling» bevor.