Vor 40 Jahren setzte Reto Gaudenzi eine kühne Idee in die Realität um: Polo auf dem zugefrorener St. Moritzersee. Damit bereicherte er den luxuriösen Winter-Tourismus. An der Jubiläums-Ausgabe des Snow Polo World Cup erlebte finews.ch eine spektakuläre Mischung aus Sport, Kultur und weltmännischem Glamour.

In gewisser Hinsicht scheint am Snow Polo World Cup die Zeit stillzustehen. Es ist ein Anlass, der seit seiner ersten Durchführung im Jahr 1985 ein selbstbewusstes Bekenntnis ablegt zu einer der elitärsten Sportarten überhaupt, die eine entsprechende Klientel anzieht, gleichzeitig aber auch zahlreiche Neugierige ohne Centurion Card von American Express.

Natürlich sind heute Smartphones und Drohnen allgegenwärtig, die jeden malerischen Moment einfangen. Aber die Essenz des Anlasses bleibt bemerkenswert konstant.

Sportlicher Kick und Champagner

Zu den Konstanten gehört ein Meer von Pelzmänteln und exklusiven Accessoires von Chanel bis Hermès. Perrier-Jouët-Champagner floss in Strömen: Die Zuschauer tranken das moussierende Getränk flaschenweise auf den Zuschauertribünen. Sie verbanden den sportlichen Kick, wie jedes mal in den vergangenen 40 Jahren, mit ausgelassener Lebensfreude.

Das VIP-Zelt funkelte vor Exklusivität. Präsenz markierten dort Luxusanbieter wie FlexJet (massgeschneiderten Flugdienstleistungen), The Kusnacht Practice (exklusive medizinische Angebote), TWW Yachts (Yacht-Chartering) und One Luxury (hochklassige Privatreisen)

Investec als neuer Sponsor

Die Finanzbranche hingegen spielte eine eher dezente Rolle. Zwar empfingen die meisten Privatbanken mit St. Moritzer Präsenz einige ihrer besten Kunden diskret im VIP-Zelt. Auf öffentliche Breitenwirkung verzichteten sie jedoch – etwas im Gegensatz zu anderen prestigeträchtigen Veranstaltungen wie den White-Turf-Pferderennen, bei denen dieses Jahr die UBS in die frühere Rolle der Credit Suisse als Sponsorin schlüpft.

Eine Ausnahme bei diesem Muster war die Zürcher Privatbank Investec, eine Tochter der gleichnamigen südafrikanischen Bankengruppe. Mit ihrem Debüt als Sponsorin brachte sie frischen Schwung in das Ökosystem des Snow Polos.


Reto Gaudenzi, Schöpfer des Snow Polos. (Bild: zVg)

Der Gewinner ist...

In dieser Atmosphäre, bei der sich sportliche Höchstleistungen mit kulturellem Festtreiben vermischen, siegte das Team «Kusnacht Practice» in einem packenden Finale gegen «Azerbaijan – Land of Fire» mit einem knappen 5-4½. Dies war auch der souveränen Führung durch Teamkapitän Eduardo Greghi zu verdanken. Ein atemberaubendes Tor von Chris Mackenzie im dritten Chukker aus schier unmöglichem Winkel elektrisierte das Publikum.

Die Trophäe hatte der aserbaidschanische Künstler Faig Hajiyev in Erinnerung an den Beginn der Veranstaltung im Jahr 1985 gestaltet. Und somit wurde in der Schlusszeremonie auch das Vermächtnis des Snow Polo gefeiert. 

Der Sieg von «Kusnacht Practice» war auch aus atmosphärischer Sicht verdient: Bereits ab dem ersten Chukker am Freitag sorgten die Fans des Teams von den Tribünen aus mit ihrem Enthusiasmus für eine ausgelassene Stimmung und feierten jedes Tor wie den entscheidenden Treffer.

Wertvollster Spieler, bestes Pony

Das schneebedeckte Spielfeld – am Finaltag lagen etwa 40 Zentimeter Neuschnee – war Schauplatz intensiver Wettkämpfe über drei Tage. Das Team «Mackage» errang zuletzt einen hart erkämpften Sieg gegen «Taos» im Penaltyschiessen und sicherte sich damit die «Casablanca Trophy» als zweitwichtigsten Preis.

Die «World Polo League» besiegte ihrerseits «FlexJet» mit 7-5½ und gewann damit die «Mackage Trophy». Die Spiele zeigten den Kampfgeist und Athletik der Spieler und ihrer Ponys selbst unter den schwierigen Bedingungen des Oberengadiner Winters.

Weitere Auszeichnungen gingen an Isidro Strada, der zum besten Spieler des Turniers gekürt wurde, sowie an das Pony Dolfina Aureliana, das als bestes Spielpony ausgezeichnet wurde. 

«Der Sport der Könige»

Die Geschichte des Polos, oft als «Sport der Könige» bezeichnet, erstreckt sich über Jahrtausende. Ursprünglich im alten Persien als Training für die Kavallerie entwickelt, wurde der Sport zum Symbol für elitäre Meisterschaft. Seine kostspielige Natur – von der Zucht und Pflege der Hochleistungs-Ponys bis hin zur Logistik globaler Turniere – sorgt dafür, dass Polo exklusiv bleibt. Das Snow Polo als wagemutige Abwandlung mit gefrorenem Spielfeld debütierte 1985 in St. Moritz.

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40 Zentimeter Neuschnee am Sonntag. (Bild: Christian Sommer, zVg)

Doch hinter dem Glamour verbirgt sich auch eine sportlich durchaus anspruchsvolle Disziplin. Die Spieler navigieren auf ihren Pferden durch eisige Bedingungen und versuchen dabei, mit ihren Schlägern den Ball ins gegnerische Tor zu befördern. Ein Vorhaben, das zwischen Kunst und Adrenalin oszilliert.

Zeitlosigkeit des Aussergewöhnlichen

Die bleibende Magie von St. Moritz und des Snow Polo zog eine rekordhohe Zuschauerzahl von 26'200 Personen an. Reto Gaudenzi, gelegentlich auch der «Pate des Snow Polo» genannt,  brachte die Essenz des Events auf den Punkt: «Wir wurden verwöhnt mit fantastischen Spielen, einem unglaublichen Finale vor ausverkauftem Haus, begeisterten Zuschauern und wunderbarem Polo – St. Moritz von seiner besten Seite!»

Nach dem letzten Chukker knallten die Champagnerkorken besonders laut. Und währenddessen liefen bereits die Planungen für das Turnier 2026 – angesetzt vom 30. Januar bis 1. Februar. Dann folgt die Fortsetzung von Tradition, Exklusivität und der zeitlosen Faszination des Aussergewöhnlichen.