Für von Sparprogrammen betroffene Banker könnte das Coronavirus Glück im Unglück bedeuten: Nun wird die Forderung nach einem Moratorium laut.
Angesichts der Coronavirus-Pandemie fordert der Schweizerische Bankenpersonalverband (SBPV) die Banken auf, Entlassungen auszusetzen, wie aus einer Mitteilung des Arbeitnehmervertreters vom Donnerstag hervorging. Stattdessen sollen die Institute die Möglichkeit zu prüfen, die gesetzlich vorgesehenen Entlassungsfristen zu verlängern.
Es sei offensichtlich, dass in diesen ausserordentlichen Zeiten keine Arbeitssuche möglich sei und alle Ausbildungs- und Unterstützungs-Massnahmen ausgesetzt würden, gibt der Verband zu bedenken.
Hunderte Schweizer Stellen auf der Kippe
Tatsächlich sind bei Schweizer Banken diverse grössere Abbauprogramme angesetzt oder bereits unterwegs. So kündete die Privatbank Julius Bär im vergangenen Februar den Wegfall von 300 Stellen an; 250 der derzeit 1'400 Schweizer Mitarbeitern der französischen Grossbank BNP Paribas droht ebenfalls die Axt, und die US-Bank J.P. Morgan plant eine Restrukturierung in der Vermögensverwaltung, die über 100 Stellen betrifft.
Auf Seiten der Banken sehen sich die Personaler vor praktische Probleme gestellt: Im Home Office und über Videokonferenz lassen sich Entlassungen und Umplatzierungen schlecht durchführen, wie zuletzt offenbar auch die Credit Suisse in London feststellen musste.
HSBC und Deutsche Bank vor Entscheid
Das Dilemma trifft Medienberichten zufolge auch die gewaltigen Sparmassnahmen von ausländischen Grossbanken wie der britisch-chinesischen HSBC und der Deutschen Bank.
Hochrechnungen zufolge standen Ende 2019 in Europa 70'000 Bankstellen auf der Kippe; wegen der Pandemie könnten die Massnahmen nun wenigstens auf Eis gelegt werden.