Doch mit Produktinnovationen allein will es das CSAM nicht belassen. Zur Strategie gehört die Digitalisierung der gesamten Prozessschritte von der Kundenfront bis zum rückwärtigen Dienst. Wie finews.ch berichtete, werden die Arbeiten dazu mit grosser Dringlichkeit vorangetrieben und sind etwa in der Schweiz mit der Integration der Blackrock-Plattform Aladdin schon weit fortgeschritten. Im Umfeld der Bank ist nun zu vernehmen, dass bis Ende nächsten Jahres das Kunden-Onboarding komplett digitalisiert sein soll.

Damit rückt die Fondssparte dem «heiligen Gral» im Asset Management der Zukunft näher: Anbieter wollen dank digitaler Kanäle direkt an die breite Masse der Konsumenten gelangen. Eine Investment-App ist bei der CS bereits in Entwicklung, wobei in einem ersten Schritt angedacht ist, diese in bestehende Online-Plattformen mit grossem Publikum zu integrieren.

Milliarden-Initiative mit Jim Amine

Pläne gibt es auch für brachliegendes Potenzial innerhalb des Konzerns. Im November machte die CS bekannt, dass der vormalige Investmentbank-Chef Jim Amine ins Asset Management wechselt und dort an Spartenchef Varvel berichten wird. Der 60-Jährige «Regenmacher» hat dabei einen interessanten Auftrag gefasst: Mit einem handverlesenen Team und 300 Millionen Dollar Startgeld soll er in Firmenkredite aus dem Privatmarkt investieren – angepeilt ist ein Anlagevolumen von 7 Milliarden Dollar.

Amines Einheit «Private Credit Opportunities» wertet die CS als «bedeutende und strategische Chance» fürs Unternehmen; man knüpfe damit an die bestehende Strategie im Asset Management an, im Alternativen Bereich zu investieren. Für den neuen Fonds des Ex-Investmentbank-CEO gibt es dabei verschiedene Einsatzszenarien – als exklusives Vehikel für Superreiche der Division IWM etwa, oder, um mehr Wasser auf die zuletzt stockenden Mühlen der Investmentbank zu lenken.

Starker Mann in den Kulissen

Interessanterweise folgte im Investmentbanking auf Amine eine weitere wichtige Personalie: Asset-Management-Chef Varvel wurde zusätzlich zum Präsidenten der einstigen Paradesparte der CS befördert. Damit steigt der passionierte Bodybuilder erst recht zum starken Mann hinter den Kulissen der Grossbank auf. Einzelne Beobachter sehen den Amerikaner gar als valablen Kandidaten für die Nachfolge von Konzernchef Tidjane Thiam.

Während die Investmentbank bei der CS tendenziell weiter an Bedeutung verliert, spricht also einiges dafür, dass das Asset Management dort noch mehr in den Vordergrund treten wird.

Um eine solch tragende Rolle wie bei der viel kleineren Schweizer Konkurrentin Vontobel einzunehmen, ist es allerdings noch weit. Denn wie sagt dort Analyst Venditti: «Die Erfolge im Asset Management reichen nicht aus, um das Resultat des ganzen Konzerns zu bewegen.»