Die UBS-Führung unter CEO Sergio Ermotti hat in den vergangenen Monaten reichlich Kritik für ihren Umgang mit kostspieligen Rechtsrisiken einstecken müssen. Im Steuerstreit mit Frankreich setzte es vergangenen Februar eine Strafe von insgesamt 4,5 Milliarden Euro ab. Die Grossbank ist zwar in Berufung gegangen, verlängert damit aber den Konflikt und muss zudem mit geschätzten 2 Milliarden Dollar Strafe in Zusammenhang mit toxischen Kreditpapieren (RMBS) in den USA rechnen. Auch letzterer Streit kann sich über Jahre hinziehen.
Den RMBS-Komplex legte die CS mit einer Summe von 2,6 Milliarden Dollar bereits 2017 bei. Das wird ihr jetzt von Beobachtern zugute gehalten, obwohl die Bank weiter in diverse Affären verwickelt ist – so im Zusammenhang mit dem afrikanischen Land Mosambik oder mit um Millionen geprellten Oligarchen. Sogar in Frankreich ist die UBS-Rivalin nicht vom Haken, wie finews.ch kürzlich recherchierte.
Dennoch scheinen die Rechtsrisiken auf dem UBS-Aktienkurs momentan schwerer zu lasten. Möglicherweise spielt dabei hinein, dass die Preisschilder bei der grösseren der beiden Banken mehr oder weniger bekannt sind, während sich die künftigen Rechtsrisiken der CS aus diversen Affären nur schwer abschätzen lassen.
4. Zwei Wege der Kommunikation
Wie finews.ch unlängst analysierte, sind sowohl für die UBS wie die CS ähnliche Faktoren bestimmend für die Gunst der Aktionäre – eine weitere Folge der konvergierenden Geschäftsmodelle. Doch während hüben CS-Chef Thiam nun mit einigem Wohlwollen der Investoren rechnen kann, wird drüben bei der UBS die Kritik an CEO Ermotti immer lauter.
Insbesondere stören sich die Anleger daran, dass die UBS auf ihrem Vorzeigegeschäft im Weath Management keine höheren Renditen generiert. Analysten der britischen Bank Barclays warnten kürzlich, diverse Profiinvestoren seien inzwischen «frustriert» über die mangelnde Gewinnkraft der Schweizer Bank im Kerngeschäft.
Doch CEO Ermotti hält – abgesehen von kurzfristig angekündigten Sparmassnahmen – eisern Kurs. Wiederholt hat der Vollblut-Banker darauf verwiesen, dass die UBS an der Börse unterbewertet sei, und dass ihr Geschäftsmodell den Investoren schlicht besser erklärt werden müsse. In diesen Voten klingt ein Anflug von Trotz mit, wie wenn der Tessiner in den Medien erklärt, dass Kritiker über seinen hohen Lohn nicht richtig informiert seien.
Thiam, von Haus aus kein Banker, aber umso mehr ein Zahlenmensch, geht derweil in der Kommunikation mit den Eignern einen anderen Weg. Auch er gab sich anlässlich der letzten Quartalszahlen sichtlich unzufrieden mit dem CS-Aktienkurs. Thiam zeigte aber minutiös alle Schritte auf, welche die Bank unternimmt, um den Börsenwert zu erhöhen.
Gegenüber der Schweizer Zeitung «SonntagsBlick» erklärte der CS-CEO vergangenes Wochenende abermals, dass es Zeit brauche, bis der Aktienkurs wieder steigt.
5. Der Frust entlädt sich einseitig
Damit hat Thiam sich als Macher profiliert, während sein Pendant bei der UBS mehr und mehr unter Zugzwang gerät. Indem Ermotti am bewährten Geschäftsmodell festhält und grössere Risiken vermeidet, beweist er zwar Unternehmerqualitäten. Doch als Angestellter eines Grosskonzerns mit zersplittertem Aktionariat kann er sich letztlich dem Diktat der Börse nicht entziehen. «Wenn sich nichts ändert», schrieben die Barclays-Analysten, «dürften die Investoren noch frustrierter werden».
Die Börse fordert nun mit zunehmender Dringlichkeit Taten. Doch die UBS, die grösste Privatbank der Welt, kann zu keinem Rivalen mehr aufschliessen. Stattdessen müsste sie nun einen grossen Schritt nach vorne tun.
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