Die Spitze der Schweizer Grossbank UBS hält trotz mittelmässigem Erfolg eisern an der gewählten Strategie fest. Doch die Frustration der Aktionäre steigt.
Es ist eine Forderung, die immer wieder an die UBS gerichtet wird: Die Schweizer Grossbank sollte die Grösse ihrer Investmentbank überdenken.
Regelmässig erschallt auch der Ruf nach einer Aufspaltung – der aktivistische Investor Eric Knight bekam ab 2013 viel Aufmerksamkeit für eine entsprechende Kampagne. Seitdem wurde die Investmentbank immer wieder auch in verhaltenerem Ton hinterfragt.
Die UBS braucht die Investmentbank
Die Antwort der UBS blieb allerdings stets die gleiche, seitdem CEO Sergio Ermotti diese Einheit Ende 2012 radikal zurückgestutzt und zur Gehilfin der Vermögensverwaltung gemacht hatte: Eine globale Vermögensverwalterin wie die UBS brauche eine globale Investmentbank.
Angesichts der unbefriedigenden Entwicklung des Aktienkurses und der hartnäckig tiefen Rendite werden nun allerdings offenbar auch Aktionäre zappelig, die bisher geduldig mit der Bank auf bessere Zeiten gewartet hatten.
«Viele Investoren, mit denen wir sprechen, glauben, dass die Gruppe höhere Renditen generieren können sollte und sind frustriert, dass das nicht der Fall ist», schrieben Analysten der britischen Investmentbank Barclays kürzlich in einem Bericht über die UBS.
Wettbewerbsvorteil bei Superreichen
Darin hinterfragt das Team um Amit Goel, ob sich die UBS wirklich eine Investmentbank leisten sollte, die ein Drittel des Kapitals absorbiert. Auch ob ihr amerikanisches Wealth Management bei der Schweizer Grossbank wirklich in den besten Händen ist zweifeln die Barclays-Banker an.
Ein gewichtiges Argument der UBS für ihre Investmentbank ist, dass diese besonders für eine bevorzugte Kundengruppe wichtig sei: Die superreichen Kunden, um welche sich die Grossbanken weltweit reissen. In der Betreuung dieser UHNWI – für ultra-high net-worth individuals – sieht sich die UBS im Wettbewerbsvorteil.
Weniger lukrativ als gedacht
Laut dem Barclays-Report sind diese Kunden isoliert betrachtet tatsächlich sehr profitabel. Der hohe Kapitalbedarf der Investmentbank allerdings, auf die sie angewiesen sind, macht diese Profitabilität allerdings zunichte.
Daraus lassen sich zwei mögliche Schlüsse ziehen: Entweder ist das Geschäft mit den Superreichen weniger lukrativ für die Bank als gedacht, weil der viel höhere Kapitalbedarf der Investmentbank nicht berücksichtigt wird, jedoch integraler Teil des UHNWI-Geschäfts ist.
Alternativ, falls die UBS ihre wohlhabendsten Kunden auch ohne die Handelssparte bei der Stange halten könnte, würde diese ganz einfach nicht gebraucht. In dem Fall würde sich die Frage stellen, weshalb die Bank die geringeren Renditen der Investmentbank und den durch diese verursachten Bewertungsabschlag hinnimmt.
Kleiner und profitabler?
Die Grossbank UBS sollte also vielleicht in Betracht ziehen, kleiner und profitabler zu werden. Als Massstab dient den Kritikern aus London die kleinere Zürcher Konkurrentin Julius Bär, welche mit einem viel schmaleren Angebot höhere Renditen erwirtschaftet.
Die UBS-Spitze um Ermotti zeigte seit 2012 keine Neigung zu radikalen Schritten. Eine Verlagerung des Fussabdrucks in die Richtung eines völlig neues Geschäftsfelds, wie dies Goldman Sachs in den USA jüngst vormachte, scheint unwahrscheinlich. Dasselbe gilt für den Verkauf eines Geschäftsbereichs.
Zu lange dürften Ermotti, Verwaltungsratspräsident Axel Weber und ihre Teams allerdings nicht mehr zaudern, bis sie die Aktionäre mit neuen Ideen zufriedenstellen: «Wenn sich nichts ändert, dürften die Investoren noch frustrierter werden», heisst es in der Studie von Barclays dazu.