UBS-Chef Sergio Ermotti hat im Vorfeld viel unternommen, um den Ball möglichst flach zu halten. Dass er nun mit schlechten Quartalszahlen die tiefen Erwartungen der Analysten übertrifft, darf nicht über das schlechte Resultat hinwegtäuschen.
Sergio Ermotti hat es geschickt eingefädelt: Mit seiner Ansage vor Monatsfrist, die Bedingungen im ersten Quartal 2019 seien so hart wie seit Jahren nicht mehr, zerschlug der UBS-Chef jegliche Hoffnungen auf ein gutes Resultat in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres. Entsprechend reduzierten viele Finanzanalysten ihre Schätzungen. Als Folge davon heisst es nun in einigen Medien, die UBS übertreffe die Erwartungen.
Das ist, gelinde gesagt, irreführend. Natürlich hat die UBS einen höheren Gewinn erzielt, als die Analysten erwartet hatten, doch das Ergebnis liegt fast ein Drittel unter dem Vorjahreswert. Darüber hinaus hat die wichtigste Sparte, das Global Wealth Management (GWM), also die Vermögensverwaltung, enttäuscht.
Fehlende Dynamik
Der Vorsteuergewinn ging um 22 Prozent zurück. Zwar verzeichnete die Bank einen respektablen Zufluss an Neugeld von 22 Milliarden Dollar im ersten Quartal 2019, doch die Bruttomarge blieb hinter den Erwartungen zurück.
Entsprechend sanken die Gesamterträge um 9 Prozent, und die transaktionsabhängigen Erträge gingen gar um 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück. Aussagen Ermottis, wonach für mehr Dynamik eine nachhaltige Verbesserung der Marktaktivität und der Kundenstimmung in allen Unternehmensbereichen erforderlich wäre, dämpfen auch die weiteren Erwartungen deutlich.
Teure Investmentbanker
Ernüchternd ist auch das Resultat im Investmentbanking, wo der Vorsteuergewinn um 64 Prozent einbrach. Das Ergebnis wäre vermutlich noch schlechter ausgefallen, hätten tiefere Personalkosten (in Form von tieferen Rückstellungen für bonusabhängige Zahlungen) nicht zu einer gewissen Entlastung geführt. Das Aufwand- und Ertrags-Verhältnis (Cost-Income-Ratio CIR) liegt mit einem Wert von 86 Prozent aber weiterhin hoch.
Ein Lichtblick insgesamt ist einmal mehr das Schweizer Geschäft (Personal & Corporate Banking, P&C), wo der Vorsteuergewinn im ersten Quartal 2019 um gute 8 Prozent zulegte. Auch die Credit Suisse vermochte am (gestrigen) Mittwoch in dieser Sparte zu brillieren.
Zuviele Baustellen
Damit zeigt sich, welches Potenzial die beiden Schweizer Grossbanken im Heimmarkt besitzen, und wie sehr dieses Geschäft mit zahlreichen, volatilen Aktivitäten im Ausland belastet werden kann. Dennoch, das gute Abschneiden der UBS in der Schweiz darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Bank unter der Führung Ermottis nach wie vor enorme Baustellen aufweist:
- Die UBS ist mit anhaltenden Rechtsfällen konfrontiert, die das Ergebnis noch auf Jahre hinaus beeinträchtigen werden.
- Aufgrund zahlreicher Personalabgänge und einer Anfang Jahr höchst diffus ausgelösten Diskussion um Ermottis Nachfolge hat sich eine erfolgreiche Neubesetzung und Erneuerung der Konzernleitung auf absehbare Zeit massiv erschwert.
- Die Debatte um Ermottis Gesamtvergütung wird angesichts der enttäuschten Hoffnungen in den vergangenen fünf Jahren an Brisanz zunehmen und den Manager wohl von seiner eigentlichen Tätigkeit teilweise abhalten. Stattdessen befindet er sich unter einem fortlaufenden Rechtfertigungsdruck, was sich auch an der Generalversammlung vom nächster Woche manifestieren wird.
- Der Aktienkurs mag am (heutigen) Donnerstag zwar leicht zugelegt haben, doch langfristig bleiben die Perspektiven für Neuengagements in diesem Titel schlecht, zumal die gesamte Strategie der Bank aufgrund der neuen Diskussion um eine allfällige Abspaltung des Asset-Management-Bereichs zwangsläufig auf den Prüfstand kommt.
- Last but not least fehlen der UBS unter Ermotti die notwendigen Innovationen und Massnahmen, um der Bank ein neues Selbstverständnis zu verleihen, so dass sie als dynamisches Institut von globaler Relevanz dasteht.