Die Wettbewerbskommission hat eine Untersuchung gegen mehrere Schweizer Finanzinstitute eröffnet. Der Vorwurf: Absprache zum Boykott von mobilen Bezahllösungen.
Die Wettbewerbskommission untersucht seit zwei Tagen, ob Schweizer Finanzinstitute geheime Absprachen getroffen haben, die mobilen Bezahllösungen von Apple Pay und Samsung Pay zu boykottieren. Gemäss Mitteilung vom Donnerstag besteht der Verdacht auf Absprache, dass die Finanzinstitute ihre Kreditkarten nicht für die Benutzung mit Apple Pay und Samsung Pay freigeben, um ihre Lösung Twint zu bevorzugen.
Die Weko untersucht namentlich den Kartenanbieter Aduno, die UBS, die Credit Suisse (CS) und ihre Kartentochter Swisscard sowie die Postfinance. Es seien Hausdurchsuchungen durchgeführt worden.
CS und Swisscard bieten Lösungen an
Die betroffenen Institute reagierten teils mit Dementis. Die CS schrieb, über Swisscard (CS hält 50 Prozent, American Express 50 Prozent) biete die Bank in der Schweiz Zugang zu Apple Pay und Samsung Pay. Zudem würden seit mehreren Monaten Gespräche mit Apple, Samsung und Google geführt, um die Einführung ihrer mobilen Zahlungslösungen zu diskutieren.
Swisscard ergänzte, bei den American Express Charge Karten, den Swiss Miles&More Kreditkarten und den neutralen Mastercard-Kreditkarten könne seit geraumer Zeit mit Apple Pay und Samsung Pay bezahlt werden. Auch die seit kurzem erhältliche neue Cashback-Kreditkarte ermögliche die Nutzung der beiden mobilen Zahlungslösungen.
Postfinance will kooperieren
Postfinance teilte mit, mit der Weko kooperieren zu wollen. Das Institut sei überzeugt, nicht gegen das Kartellrecht verstossen zu haben.
Die UBS teilt mit, sie kommentiere keine laufenden Untersuchungen, möchte aber festhalten, dass sie bereits 2016 mit Apple Pay versucht habe, eine Einigung hinsichtlich der Nutzung von UBS Kreditkarten zu finden: «Obwohl wir mehrere Alternativen angeboten haben, konnte mit Apple Pay leider keine Einigung zur Zusammenarbeit gefunden werden.»
Im Jahr 2016 klang es noch anders: Andreas Kubli, Chef Multichannel Management und Digitization bei der UBS Schweiz, sagte damals zu finews.ch: «Die UBS sieht vorläufig keine Notwendigkeit, in der Schweiz Apple Pay anzubieten».
Twint ist erstaunt
Auf einer Informationsseite von Apple ist unter anderem Swisscard als Institut aufgeführt, welches Apple Pay unterstützt.
Der Bezahldienst Twint zeigt sich in einer Mitteilung erstaunt über das Vorgehen der Weko: «Obwohl die Wettbewerbskommission gegen Twint keine Untersuchung eröffnet hat, wurden am Dienstag auch die Räumlichkeiten der Twint AG in Zürich durchsucht.»
Zudem habe Twint ja selber vor einiger Zeit die Weko um Prüfung diskriminierenden Verhaltens von Apple gegenüber Twint ersucht. Ein Entscheid sei in diesem Fall in Kürze zu erwarten.