Die einzelnen Raiffeisen-Fonds, die von Vontobel verwaltet werden, zeigen Nettozuflüsse. Zum Beispiel zog der Raiffeisen Futura Swiss Stock im ersten Halbjahr 2018 rund 100 Millionen Franken Neugeld an.
Der Vontobel-Mann bei Raiffeisen
Für ein noch reibungsloseres Funktionieren der Kooperation wird wohl Daniel Brüesch sorgen. Raiffeisen hat im Rahmen der neuen Anlagen-Strategie den Bereich «Anlagelösungen und Produkte» gebildet – der stark von Vontobel alimentiert werden soll. Und mit Brüesch führt diesen Bereich nun ein ehemaliger Vontobel Managing Director.
Während immerhin auch das Raiffeisen-Anlagegeschäft nun von der Vontobel-Expertise profitiert, entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet die Zürcher Bank die grosse Profiteurin der Raiffeisen-Krise ist.
Vontobel einst in den Armen von Raiffeisen
Denn zu Beginn der Kooperation zwischen den beiden Instituten 2004, waren die Vorzeichen umgekehrt gewesen: Raiffeisen zementierte die Zusammenarbeit durch den Kauf von 12,5 Prozent an Vontobel. Vincenz hatte zeitweilig auch vor, den Anteil auf 30 Prozent zu erhöhen. Es galt auf dem Finanzplatz bereits als ausgemacht, dass die familiengeführte Bank Vontobel im Zuge eines Generationenwechsels an Raiffeisen übergehen würde.
Doch es kam anders. Vincenz kaufte mit Hunderten von Millionen Franken ein Beteiligungsnetz auf und verfolgte die oben beschriebene Diversifikationsstrategie – und stellte damit die bislang fruchtbare Vontobel-Kooperation in Frage.
Vontobel-Präsident Herbert Scheidt (Bild oben) ging auf Konfrontation und zog vor ein Schiedsgericht über die Frage, ob Raiffeisen mit der Leonteq-Beteiligung und dem Kauf der Notenstein Privatbank den Kooperationsvertrag verletzt habe. Im Jahr 2014 schienen die Beziehungen gekappt: Raiffeisen entschied, den Vertrag über 2017 hinaus nicht zu verlängern, und Vontobel kaufte die Aktien von Raiffeisen zurück.
Mit dem Ausscheiden von Vincenz als Raiffeisen-CEO im Jahr darauf, drehte der Wind abermals. Der neue Chef Patrik Gisel wandte sich 2016 in seiner Not mit Vescore an Vontobels Chef Zeno Staub (Bild oben). Der witterte einen günstigen Deal und erneuerte mit dem Vescore-Kauf die Raiffeisen-Kooperation.
Antipode von Pierin Vincenz
Staub bewies mit der Vescore- und Notenstein-Transaktion, dass er entgegen vieler Stimmen als CEO doch über einen gewissen Killer-Instinkt verfügt, diesen jedoch mit viel Geduld und Vernunft im Zaume hält, so dass Vontobel heute eine der stärksten Banken auf dem Platz ist.
Insofern ist er in dieser Geschichte die Antipode von Vincenz, dessen Killer-Instinkt und forsches Vorgehen die Raiffeisen Gruppe in ihre grösste Krise geritten hat.
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