Die britische Grossbank Barclays unternimmt in der Schweiz einen neuen Anlauf, ihr Wealth Management zu stärken. CEO Gerald Mathieu sagt im Interview mit finews.ch-TV, welcher Plan dahinter steckt.
Es ist kaum drei Jahre her, dass bei der Grossbank Barclays ein vollständiger Rückzug aus dem Schweizer Private Banking zur Debatte stand. Ähnlich wie die Deutsche Bank oder die Credit Suisse musste die britische Traditionsbank ihr Geschäftsmodell mit ihren starken Übergewicht im Investmentbanking überdenken und sich in der Vermögensverwaltung mangels kritischer Grösse auf weniger Märkte konzentrieren.
Der damals neu angetretene CEO Jes Staley entschied sich für die Schweiz – und gegen Asien. Das dortige Wealth Management verkaufte Barclays an die OCBC Bank in Singapur. Die Barclays Bank (Suisse) hingegen sollte in der künftigen globalen Wealth-Management-Strategie, die sich auf Europa, den Nahen Osten sowie Afrika konzentriert, eine tragende Rolle spielen.
Personelle Stärkung
Um diesen Plan zu verwirklichen, kam Gerald Mathieu zu Beginn dieses Jahres in die Schweiz, wo er den CEO-Posten von James Buchanan-Michaelson übernahm. Im Interview mit finews.ch-TV versichert Mathieu, der zuvor Barclays in Monaco leitete, dass die vordefinierte Wachstumsstrategie weiterhin Bestand hat. «Barclays will im Wealth Management global wachsen. Folgerichtig soll auch der Schweizer Standort als Private-Banking-Hub gestärkt werden», so der Franzose.
Sein Mandat sei klar darauf ausgerichtet, die Bank personell zu stärken. «Ich bin hier, um zu rekrutieren», so Mathieu und meint dies wörtlich. Vor dem Interviewtermin mit finews.ch-TV habe er eben einen potenziellen Kandidaten interviewt.
Vollmundige Ankündigungen
Seinen Aussagen zu Folge soll Barclays vornehmlich in Zürich an Gewicht zulegen. «Meine Prioritäten liegen bei beiden Plattformen – jener in Genf und jener in Zürich», sagt Mathieu weiter. Gesucht würden Kundenberater, Investment- und Kredit-Spezialisten.
Wachstumsziele nennt Mathieu nicht – im Gegensatz zu seinem Vorgänger Buchanan-Michaelson, der vollmundig erklärt hatte, er wolle die verwalteten Vermögen innerhalb von drei Jahren verdoppeln. Barclays Schweiz verwaltete Ende 2017 rund 11,5 Milliarden Franken.
Hauseigene Stärken
Mathieu hingegen will sich auf den Kundenservice konzentrieren. «Die Kunden werden immer anspruchsvoller und verlangen von uns innovative Lösungen – nicht nur für den Kapitalerhalt, sondern zur Erwirtschaftung von Rendite.»
Barclays könne hier klar die hauseigenen Stärken ausspielen, indem es Lösungen aus der Investmentbank anbiete. In der Wahrnehmung vieler Kunden habe die Schweiz als wichtiger Wealth-Management-Standort nichts von ihrem Ruf eingebüsst. «Internationale Kunden schätzen die Stabilität des Landes und die Servicequalität der Banken», so Mathieu. «Darum wollen sie einen Teil ihrer Vermögen in der Schweiz haben.»