Wie sich das Aufbrechen der traditionellen Partnerstruktur auf das Verhalten der Pictet-Kunden auswirken würde, steht auf einem anderen Blatt geschrieben. Bislang stösst eine solche Option im «Salon» am Hauptsitz in Genf, wo sich die Partner allwöchentlich mindestens einmal treffen, und ihre Entscheidungen einstimmig fällen, kaum auf grosse Begeisterung.
Blaupause fürs Asset Management
Hartnäckig hälten sich in Genfer Finanzkreisen jedoch die Spekulationen, dass Collardi zumindest eine Abspaltung des Bereichs ‹Asset Management› anregen könnte.Dies nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass der frühere Julius-Bär-CEO stets ein grosser Verfechter der «Pure play»-Strategie war, also von einer Bank, die sich auf die Vermögensverwaltung (Private Banking) konzentriert und keine anderen Aktivitäten, wie Asset Management für insitutionelle Kunden, verfolgt.
Vor diesem Hintergrund spaltete Collardi 2009 auch den Asset Manager GAM von Julius Bär ab. Mit Pictet könnte er durchaus ähnliche Pläne hegen.
Gesicht nach aussen
Durch Collardi könnte sich auch die Firmenhierarchie bei Pictet verflachen. Denn mit Senior Partner Nicolas Pictet (Bild unten) verfügt die Bank zwar über einen «primus inter pares». Doch gegen aussen spielte dies bislang keine Rolle.
Mit einer international verstärkten Wachstumsstrategie sollte die Bank, namentlich in Asien, aber ein «Gesicht» haben. Collardi, der in seinen neun Amtsjahren als CEO von Julius Bär diese Rolle im Scheinwerferlicht sichtlich genossen hat, würde diesem Anspruch ohne weiteres gerecht.
Tram oder Sportwagen
Nicolas Pictet veranschaulicht die Kultur der Bank gerne mit dem Bild einer Pyramide, bei der die Angestellten an der Spitze stehen, während die Partner und Kunden in den unteren Ecken figurieren.
Damit veranschaulicht er das Credo der Privatbank Pictet als diskrete, bescheidene und aufrichtige Verwalterin der ihr anvertrauten Gelder. Unter diesen Prämissen ist es auch nichts Ungewöhniches, wenn sich ein Teilhaber und die Empfangsdame an der Rezeption der Bank – wie es regelmässig vorkommt – auf dem Weg zur Arbeit in der Strassenbahn begegnen.
Collardi ist aus einem anderen Holz geschnitzt, zuumindest bei Julius Bär schätzte er es, für seinen Arbeitsweg vom steuergünstigen Schindellegi im Kanton Schwyz an die Zürcher Bahnhofstrasse seinen Sportwagen zu benützen. Man darf gespannt sein, wie Pictets Pyramide dereinst aussehen wird, wenn der umtriebige Collardi bei der Bank Hand angelegt hat.
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