Die Sterne kennen wir schon. Nun bietet ein renommiertes Fondsanalyse-Haus ein neues Rating an, das kontroversen Investments auf den Grund gehen soll.
Nachhaltigkeit hat das Zeug dazu, zum nächsten Buzz-Wort im Anlagewesen zu werden. Mit Blick auf die Uno-Nachhaltigkeitsziele haben die Vermögensverwaltungs-Anbieter gross angelegte Kampagnen in Gang gesetzt, um das Thema bei der Kundschaft beliebt zu machen. UBS-Chef Sergio Ermotti hat gar geschworen, nachhaltige Produkte im «industriellen» Ausmass auf den Markt zu werfen.
Früh erkannt hat die Thematik auch das renommierte Fondsanalyse-Haus Morningstar. Bereits Anfang 2016 lancierte die Firma, welche Fonds weltweit mit ihren bekannten Sternen auszeichnet, ein entsprechendes Nachhaltigkeits-Rating. Damit können sich Anleger und Berater ein Bild über das Profil konventioneller Fonds machen. Davon abgedeckt werden dem Unternehmen zufolge bereits 30'000 aktive und passive Anlagefonds.
50 Prozent Alkohol
Wir Morningstar nun mitteilte, ist das Rating jetzt mit einem Filter erweitert worden, der Profi-Nutzern zur Verfügung gestellt wird. Dieser geht 15 Themen auf den Grund, die bei Investments aus der Nachhaltigkeits-Perspektive unerwünscht sein können. Sie lauten:
- Abtreibung/Verhütung/Stammzellenforschung
- Pornographie
- Alkohol
- Tierversuche
- geächtete Waffen
- Fell & Spezialleder
- Glücksspiel
- Gentechnisch modifizierte Organismen
- Sicherheits-Dienstleistungen
- Kernenergie
- Palmöl
- Pestizide
- Handfeuerwaffen
- Kohle/Kohlekraftwerke
- Tabak
Der Filter erlaubt es zudem, den absoluten Grad des Engagements von Fonds in den 15 Themengebieten zu ermitteln. Gemessen wird dieser Grad in Prozent, bezogen auf die Bedeutung jener Bereiche im Umsatz der Firmen, in welche die Anlagefonds investieren.
Tierversuche in Aktien-Schweiz-Fonds
Bezogen etwa auf Anlageregionen ergibt sich so ein ganz neues Bild eines Investments: So fällt bei Aktien-Schweiz-Fonds generell die grosse Bedeutung des Bereichs Tierversuche auf, was angesichts des hohen Gewichts von Pharma-Konzernen nicht unbedingt verwundert.
Die neue Initiative von Morningstar deutet dabei auch auf die Krux hin, die für nachhaltige Investments weiterhin gilt und einen Boom noch vereiteln könnte: Die nachhaltige «Wirkung» der Finanzprodukte ist chronisch schwer messbar. Genau das fordern aber die Käufer solcher Instrumente immer lauter.
Die «granulare» Analyse (Eigenwerbung) von Morningstar zeigt, wohin sich die Industrie bewegt: Zu einem Bewertungsraster hin, das zahlreiche Kriterien bei der Messung von Nachhaltigkeit berücksichtigt. Das ist wünschenswert – der kruden Unterscheidung von «bösen» und «guten» Wertschriften haftet etwas mittelalterliches an.